Hülsenfrüchtler – eine bedeutsame Pflanzenfamilie

Blüte einer Stangenbohne

Blüten der Stangenbohne ‚Blauhilde‘

Die Vereinten Nationen haben 2016 zum Internationalen Jahr der Hülsenfrüchte ernannt. Hülsenfrüchte sind die Früchte der Hülsenfrüchtler (Leguminosen) – wichtige Nahrungs- und Futterpflanzen für Mensch und Tier, außerdem Bodenverbesserer und Stickstoffsammler. Darüber hinaus gehören auch Bäume, Sträucher und Zierpflanzen zu den Hülsenfrüchtlern. Wissenswerte Informationen zu Hülsenfrüchtlern und Sortenempfehlungen für Hülsenfrüchte.

Hülsenfrüchte und Hülsenfrüchtler als Nahrungspflanzen für Mensch und Tier

Hülsenfrüchtler sind Pflanzen die Hülsenfrüchte ausbilden. Dazu gehören sehr wichtige Nahrungspflanzen für den Menschen, beispielsweise Bohnen, Erbsen, Sojabohnen, Linsen, Kichererbsen, Erdnüsse und Lupinen, sowie Futterpflanzen und Weidepflanzen für Wiederkäuer, Schweine und andere Tiere, beispielsweise Futtererbsen, Ackerbohnen, Klee, Futterwicke. Meist sind die Blüten der Hülsenfrüchtler auch noch für Insekten wie Honigbienen, Hummeln und Schmetterlinge bedeutend.
Bei manchen Hülsenfrüchtlern werden die ganzen Früchte verzehrt (Zuckererbsen, grüne/blaue Bohnen), bei anderen nur die Kerne (Erbsen, Linsen). Einige Hülsenfrüchte können roh verzehrt werden (Erbsen), andere müssen vorher gekocht werden (Bohnen), sonst sind sie giftig (Einweichwasser und Kochwasser wegschütten).

Bedeutung für die Welternährung

In Lateinamerika, Afrika und Asien kennt man die vielfältigen Vorteile der Hülsenfrüchte, doch ihr Anbau könnte sich noch mehr verbreiten und die Welternährung verbessern. Zwar ist die biologische Eiweißqualität im Vergleich mit Fleisch nicht besonders hoch, lässt sich aber durch die Kombination mit Getreide aufwerten. Gerade bei fleischarmer oder fleischloser (vegetarischer, veganer) Kost sind diese pflanzlichen Eiweißlieferanten sehr hilfreich. Darüberhinaus sind sie ballaststoffreich und liefern Vitamin B1, B2, Calcium und Eisen. Die Inhaltsstoffe werden durch Keimen ebenfalls erhöht – so kann man beispielsweise aus Linsen, Kichererbsen, Sojabohnen, Mungbohnen und anderen Keimsprossen herstellen.

Nicht zu empfehlen sind Hülsenfrüchte für Menschen mit Magen- und Darmerkrankungen (da sie durch den hohen Ballaststoffgehalt Blähungen hervorrufen) sowie bei erhöhtem Harnsäurespiegel (Gicht).

Was Hülsenfrüchte als Gemüse auch so beliebt und hilfreich für die Ernährungssicherheit macht, ist ihre Lagerbarkeit – sowohl getrocknet als auch als Konserven. Getrocknete Hülsenfrüchte weicht man am besten über Nacht ein, kippt das Einweichwasser weg und kocht sie dann am schnellsten und energiesparendsten im Dampfdrucktopf. Salz und Essig sollte man erst zum Schluss hinzufügen.

Kleine Geschichte nebenbei:
Auf eine meiner Reisen in jungen Jahren traf ich in Papeete/Tahiti (Französisch Polynesien) eine junge Amerikanerin, die per Anhalterin auf einem Segelboot von Kalifornien aus angereist war. Sie und ihr Kapitän hatten zwei Monate für die Überfahrt über den Pazifik gebraucht. Überstanden haben sie die lange Reise dank reichlicher Reis- und Bohnenvorräte. Und anscheinend bekommt man die auch nicht über, denn sie bot mir sofort an, das Gericht mal für mich zu kochen.

Hülsenfrüchtler als Stickstoffsammler und Bodenverbesserer

Gründüngung

Hülsenfrüchte eignen sich sehr gut zur Gründüngung (in der Landwirtschaft Zwischenfrucht genannt). Sie verhindern durch die Bodenbedeckung die Bodenerosien (den Abtrag des Bodens durch Wasser oder Wind) sowie die Auswaschung von Nährstoffen. Sie binden durch ihre Symbiose mit Knöllchenbakterien (Rhizobien) sogar Stickstoff aus dem Boden und sparen dem Gärtner oder Landwirt dadurch Dünger. Sie verbessern durch die Durchwurzelung den Boden – schließen ihn auf, führen ihm organische Substanz zu und erhöhen sein Wasser-, Luft- und Nährstoffspeicherermögen.

Hülsenfrüchte sind besonders gesprächig

Damit sind nicht die Tönchen der Böhnchen gemeint, sondern die Zusammenarbeit der Leguminosen mit den stickstoffbindenden Knöllchenbakterien und anderen Mikroben in ihrem (Wurzel-) Umfeld (deren Gesamtheit wird Mikrobiom genannt). Die Hülsenfrüchtler kommunizieren nämlich reichlich über ihre Wurzelabsonderungen (Proteine, Kohlenhydrate, organische Säuren, Phenol, Phytohormone u. Ä.). Beispielsweise können sich solche Ausscheidungen bei Stress, zum Beispiel bei Trockenheit, erhöhen und das wiederum ruft bei den Mikrolebewesen Reaktionen hervor, die der Pflanze helfen. Die stickstoffbindenden, pflanzenwachstumsfördernden Rhizobien wiederum kommunizieren mit der Pflanze und teilweise mit anderen Mikroben über Phytohormone, Acyl-Homoserin-Lacton, Phenole, Peptide und andere Stoffe. Eine Pflanze, vor allem eine Hülsenfrüchtlerpflanze, ist also nicht alleine, sondern hat ihr eigenes Ökosystem.

Hülsenfrucht-Gemüse für Garten, Balkon, Terrasse und Fensterbank (Beispiele)

Dicke Bohnen (auch Saubohnen, Ackerbohnen, Puffbohnen genannt)
Sie gehören zu den Wicken (Vicia) und eignen sich als Nahrungs- und Futtermittel sowie als Bodenverbesserer. Schon ab Mitte/Ende Februar können sie ins Freiland gesät werden. Beliebte Sorten für den Garten sind ‚Frühe Weißkeimige‘ und ‚Dreifach Weiße‘.

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Buschbohnen (Phaseolus vulgaris var. nanus) Sie eignen sich besonders für den Anbau im Beet. Da sie frostempfindlich sind, werden sie erst ab Mai ausgesät. Beliebte Sorten sind beispielsweise ‚Saxa‘, ‚Lasso‘ und ‚Delinel‘. Stangenbohnen (Phaseolus) Sie können im Beet, aber auch in Kübeln angebaut werden. Ausgesät werden sie ab Mai. Die Sorte ‚Blauhilde‘ hat blaue Hülsen, die sich beim Kochen grün färben. Andere beliebte Sorten sind ‚Neckarkönigin‘, ‚Perle von Marbach‘ und ‚Neckargold‘.

Stangenbohne Blauhilde im Kübel

Blaufrüchtige Bohnensorten wie die ‚Blauhilde‘ färben sich beim Kochen grün. Diese Pflanzen wurden im Kübel angebaut.

Erbsen Sie kann man ab März ins Beet aussäen. Dafür eignen sich beispielsweise ‚Feltham First‘ und die ‚Kleine Rheinländerin‘ (Schalerbsen). Ab April kann man ‚Ambassador‘ und ‚Lancet‘ (Markerbsen) aussäen. Wer experimentierfreudig ist, kann aus gekauften getrockneten Erbsen Erbsen-Grünkraut im Topf heranziehen.

Kichererbsen Diese Hülsenfrüchte sind vorwiegend in Südwestasien verbreitet. Sie mögen ein warmes, sonniges Klima und kommen mit wenig Wasser zurecht. Der Anbau gelingt bei uns am ehesten im Weinbauklima und/oder im Kleingewächshaus. Dazu werden ungeröstete getrocknete Kichererbsen auf der Fensterbank oder im Gewächshaus vorgezogen und später verpflanzt oder direkt ausgesät, wenn kein Frost mehr zu erwarten ist. Geerntet werden entweder die grünen Schoten, die dann wie grüne Bohnen verwendet werden, oder die ganze verwelkte Pflanze, die dann getrocknet wird, bis die Schoten ihre Samen freigeben. Aus Kichererbsen lassen sich auch Keimsprossen ziehen – dafür wird Bio-Saatgut im Gartenfachhandel angeboten.

Hülsenfrüchtler überall

Nicht nur wertvolle krautige Futter- und Nahrungspflanzen sowie Bodenverbesserer, auch wunderschöne und nützliche Bäume und Zierpflanzen gehören zu den Hülsenfrüchtlern. Die einen sind Holzlieferanten, andere wichtig als Bienenweidepflanzen oder zur Klimaverbesserung in Städten. Sogar Heilpflanzen sind unter den Hülsenfrüchtlern. Hier einige Beispiele.

Blüten und Blätter von Erythrina crista-galli

Blüten und Blätter von Erythrina crista-galli – einer beliebten Kübelpflanze

Bäume: Robinie (Wiederaufforstung auf nährstoffarmen, warmen Standorten, Stadt-Bienenweidepflanze), Dalbergia und Machaerium-Arten (Palisanderholz-Lieferanten ), Korallenbäume (Erythrina – bei uns oft als Kübelpflanze) Sträucher: Ginster, Goldregen Blumen: Duftwicke (eigentlich eine duftende Platterbse), Feuerbohnen (rankende Pflanzen mit roten Blüten und essbaren Früchten) Heilpflanze: Wundklee (Anthyllis) Färbepflanze: Indigo (Indigofera)

Aber Vorsicht: manche Hülsenfrüchtler sind giftig!

Während man Zuckererbsen roh essen kann, müssen Bohnen zuerst gekocht werden, denn sie enthalten u. a. den Giftstoff Phasin, der erst durch Kochen zerstört wird. Wie oben bereits erwähnt, sollten Einweichwasser und Kochwasser weggeschüttet werden. Zu den Giftpflanzen gehören u. a. auch die Paternostererbse (Abrus precatorius), der Blauregen (Glyzinie, Wisteria) und der Goldregen (Laburnum anagyroides).

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Über Eva Schumann

Garten(bau) und Gärtnern sind meine Therapie und Leidenschaft und sie waren viele Jahre mein Beruf. Zu meinem Gartenbau-Studium kam ich über den zweiten Bildungsweg, denn da lernte ich den Spaß am Lernen und so wurde lebenslanges Lernen zu meinem Lebensmotto. Ich bin Fachfrau auf mehreren Gebieten, denn ich habe mehrere Ausbildungen (Einzelhandelskauffrau Parfümerie, abgeschlossenes Studium Gartenbau, Weiterbildung Netzwerk- und Internetmanagement, Schulungen technische Redaktion, IT, Mobilfunknetze, Programmierung, Datenbanken und mehr) und auch ausgiebig Berufserfahrung gesammelt. Daneben bin ich immer leidenschaftliche Hobbygärtnerin (Garten, Balkon, Terrasse) und Hobbybörsianerin (aus Begeisterung für das Internet) geblieben. Ich verdiene meinen Lebensunterhalt heute als freie Journalistin, Bloggerin, Texterin, Buchautorin und Technische Redakteurin (mehr siehe www.evaschumann.biz) sowie über meine werbefinanzierten Publikationen im Internet (Portalseite www.tinto.de). Buchen Sie Werbeplatz oder bestellen Sie frische Texte, Bilder oder anderen Content bei tinto@tinto.de oder eschumann@evaschumann.biz
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