Inzwischen ist es auch
wissenschaftlich belegt, dass es gute und schlechte Futterverwerter
gibt. Man geht davon aus, dass Übergewicht zu 50 bis 70 %
genetisch bedingt ist.
Die guten Futterverwerter neigen dazu,
Energie zu speichern und Fettreserven anzulegen. Die schlechten
Futterverwerter lassen einen guten Teil der aufgenommenen Kalorien als
Wärme verpuffen, können also viel mehr essen, ohne
zuzunehmen.
Die Natur hat es sinnvollerweise so
eingerichtet, dass wir Menschen (und alle anderen Lebewesen genauso)
verschiedene Erbanlagen haben, so dass die Wahrscheinlichkeit, dass die
Art erhalten bleibt, wenn sich die äußeren
Bedingungen (wie beispielsweise Nahrungsangebot) ändern,
wesentlich größer ist, weil sie so
anpassungsfähiger ist. Bei einer Nahrungsmittelknappheit
hätten wir - die guten Futterverwerter - vermutlich bessere
Überlebenschancen.
Akzeptieren Sie diese Tatsache, dass Sie,
wenn Sie dick sind, vermutlich zu den besseren Futterverwertern
gehören und je mehr Diäten Sie gemacht haben, desto
stärker haben Sie diese Eigenschaft ungewollt trainiert.
Lachen Sie in den Spiegel und sagen Sie sich: Ich habe einen
leistungsfähigen Körper und diese Stärke
werde ich in Zukunft zu meinem Vorteil zu nutzen wissen.
Hören Sie auf, diejenigen zu
beneiden, die immer essen und keine Zurückhaltung bei den
typischen Dickmachern wie fette Braten, fetter Käse,
Mayonnaise, Remoulade, Sahne oder Schokolade an den Tag legen, und
trotzdem hager bleiben. Das sind eben schlechte Futterverwerter.
Verschwenden Sie nicht Ihre gedankliche Energie darauf, neidisch zu
sein, diese Menschen haben andere Probleme, Ihres ist, zu dick zu sein
und damit Ihre Gesundheit zu strapazieren. Aber hören sie
genauso auf, sich selbst Vorwürfe zu machen oder sich selbst
zu bemitleiden. Das ist reine Zeitverschwendung und lenkt Sie nur von
Ihrem Ziel ab. Sie wollen endlich schlank werden und es auch bleiben.
Allein daran sollten Sie denken.
Eines haben Sie schon gelernt, Sie
brauchen sich nicht schuldig fühlen, weil sie dick sind,
vermutlich ist es Ihre genetische Veranlagung. Hören Sie auf,
sich dafür zu hassen. Akzeptieren Sie, dass sie eben ein guter
Futterverwerter sind. Aber finden Sie sich nicht damit ab, dick zu
sein! Übergewicht (damit meine ich nicht ein paar Gramm oder
wenige Pfunde zu viel) schadet Ihrer Gesundheit und verkürzt
Ihre Lebenserwartung, abgesehen von der Einschränkung der
Lebensqualität.
Neben den genetischen Ursachen ist vor
allem ein ungeeignetes Essverhalten Verursacher des
Übergewichts. Ungeeignetes Essverhalten lernt man zum
Teil schon in der Kindheit, zum Teil hat man es sich später
ungewollt und meist auch unbemerkt angeeignet.
Die meisten von uns wissen, dass Obst eine
gesunde "Süßigkeit" voller Vitamine ist, und essen
dennoch im Kino Schokoriegel statt Weintrauben. Woher kommt das? Warum
essen wir Sachen, die für uns nicht gesund sind? Und alles was
uns dick und krank macht, ist für uns ungesund. "Weil sie eben
schmecken", werden Sie sagen. Aber was genau schmecken Sie da?
Hören Sie in sich hinein. Ist das denn nicht so etwas wie
"eine
innere Meinung", die wir uns zu dem Geschmack von etwas gebildet haben
und die wir hegen und pflegen?
Wir denken an den Geschmack und lassen uns
gedanklich auf dieses Gelüst ein. dass
Schokoladenplätzchen etwas besonders Leckeres sind, haben wir
als Kind gelernt, als unsere Eltern oder Großeltern uns
Schokolade schenkten in der Absicht, uns mit dem zu verwöhnen
oder belohnen, was es in ihrer eigenen Kindheit (die meist von
Hungersnot nach dem Krieg geprägt war) so gut wie gar nicht
gab und dadurch als eine besondere Köstlichkeit angesehen
wurde. Diesen Geschmack im Mund zu haben, stellt sich uns nun
in erlernter Weise als etwas Erstrebenswertes dar, eine Art des
Genusses, die oft über den reinen Geschmack
hinausgeht, sondern ebenso Belohnung, Liebe, Glück,
Trost und ähnliches bedeutet.
Auch wenn man auf Diät ist,
wünscht man sich diesen Geschmack im Mund und jede Werbepause
im Fernsehen und jeder Einkauf im Supermarkt erinnert uns an diesen
Geschmack und was wir sonst noch in angelernter Weise damit verbinden.
Und
je länger man dann auf Diät ist, desto schwerer
kämpft man gegen diese schmerzliche Sehnsucht nach diesem
Geschmack und den entsprechenden Assoziationen an. Aber ist meist nicht
die Sehnsucht nach dem Geschmack
gewichtiger, als der tatsächliche Genuss es eigentlich
wert ist, nicht zuletzt, weil wir dann gar nicht so bewusst
essen. Beobachten Sie sich selbst, ohne es zu werten.
Bei dem einen ist es die Schokolade, die
durch ihren hohen Fett- und Zuckergehalt für sein
Übergewicht verantwortlich ist, der andere kann sich eine
befriedigende Mahlzeit nicht ohne eine richtig deftig Schlachtplatte
mit Surhaxe (Eisbein) und fetten Würsten vorstellen - und das
täglich bei einem sitzenden Beruf und wenig Bewegung. Es ist
sicher zum einen der Geschmack, den er mag, aber für viele
stehen ihre Speisesünden auch für
"Sich-etwas-gutes-gönnen" oder sie erinnern an vergangene
Sonntagsmahlzeiten im
Familienkreis in der Kindheit.
Würde man von diesen sehr
kalorienreichen Speisen (fettreiches Fleisch, Speck, Mayonnaise, Sahne,
Remoulade, Butter, Schokolade, stark fetthaltiges Gebäck wie
Blätterteig), die im Verhältnis nicht so viele
Vitamine und andere wertvolle Inhaltsstoffe wie beispielsweise lecker
zubereitete Rohkostsalate mit Joghurt-Marinade oder schonend gegarte
Gemüsegerichte enthalten, gar nicht oder nur ganz wenig essen,
eben entsprechend dem jeweiligen tatsächlichen Kalorienbedarf,
hätten wir nicht das Problem des Dickseins.
Aber hier liegt unsere Herausforderung:
Wie kann man von etwas, was man in seinem inneren Ansehen als eine
große Köstlichkeit kultiviert - eine
Köstlichkeit, die zudem auch noch
in anderen Hinsichten eine Art Befriedigung verspricht -, nur ganz
wenig
essen? Da bleibt doch so etwas wie ein ungestillter
Hunger danach oder nicht?
Niemand hat uns gelehrt, unsere
Gelüste zu
ändern, entsprechend dem, was uns und unserem Körper
wirklich gut tut, beziehungsweise entsprechend dem, für was
wir uns aus Liebe
zu unserer Gesundheit und Wohlbefinden entscheiden
würden.
Ich behaupte, wir sind vor allem deshalb
dick geworden, weil wir zu den jeweiligen Nahrungsmitteln unabsichtlich
innerlich ein ungeeignetes Bild und ungeeignete Assoziationen
entwickelt haben. Wir haben uns auf das
Falsche fokussiert, nämlich auf einen bestimmten Geschmack,
den wir vielleicht auch noch mit Wärme, Wohlbefinden und
Ähnlichem verbinden. Aber geben uns diese, für uns
gute
Futterverwerter in diesen Mengen ungesunde Nahrungsmittel auch nur
eines davon, was wir uns und was die Werbung uns verspricht?
Nein, das tun sie nicht. Im Gegenteil, sie machen uns dick, manchmal
kran krank und
oft auch süchtig.
Ich dachte früher, wenn
ich an ein bestimmtes Essen dachte, immer an den
Geschmack und wie wohl ich mich fühlen würde, wenn
ich dies jetzt essen würde. Und wenn ich es dann
hatte, habe ich es manchmal in
mich hineingestopft, mich in diesem Geschmack gebadet, bis ich mich
richtig satt und rund gefühlt habe. Dann
aber war ich müde und träge und unzufrieden mit mir
selbst, weil ich mir so antriebslos vorkam. Halt! Oft wusste
ich auch schon vorher, dass ich mich nach diesem Essen müde
und schlecht fühlen würde, und trotzdem konnte ich
mich nicht bremsen, denn ich habe meine Gedanken immer an diesem
Geschmack hängen lassen, habe ihn sozusagen gedanklich
kultiviert und er wurde dadurch unwiderstehlich.
Durch die Diäten
wurde diese
Sehnsucht oder der Heißhunger nach diesen Nahrungsmitteln
noch stärker. Zwar wusste ich irgendwo, sie machen
dick, sie geben mir nicht die Vitamine und Vitalstoffe, die ich brauche
und die ich durch frisches Obst und Gemüse erhalten
würde, nicht die gleichmäßige Energie, die
ich durch fettarme Vollwertkost gut dosiert erhalten würde und
die mich über den Tag mit Lebensenergie versorgen
würde. Trotz all dem aß ich vor und nach den
Diäten zu viel Schokolade, viel zu viel fetten Käse,
zu oft fette Salami. Geht es Ihnen auch so? Zu viel waren nicht
unbedingt immer riesige Mengen. Vielleicht essen Sie ja auch nur
jeweils ganz geringe Mengen. Aber wenn Sie dick sind, dann nehmen Sie
unterm Strich mehr Kalorien auf, als Sie verbrauchen und damit mehr als
Ihnen guttut.
Warum essen Sie nicht weniger
beziehungsweise weniger kalorienreiche Nahrungsmittel? Wenn Sie ein
guter Futterverwerter sind, dann benötigen Sie nicht soviel
wie ein schlechter Futterverwerter. Warum scheint es so schwierig, die
Mengen und bevorzugten Nahrungsmittel, dem Vitamin- und
Nährstoffbedarf des eigenen Körpers
anzupassen? Ich persönlich konnte dem Geschmack
nicht widerstehen, weil ich diesen Geschmack als etwas
Köstliches verinnerlicht hatte und den Gedanken an den Wert
bzw. gesundheitlichen Nichtwert dieser Nahrungsmittel mehr oder weniger
achtlos beiseitegeschoben habe. Und ich musste viel davon essen, denn
viel essen, war so, wie sich in einem Wonnegefühl baden, bis
ich satt und müde war. Es war wie ein innerer Zwang. Ich
konnte nicht den Teller beiseite schieben, wenn ich ausreichend
gegessen hatte. Ich musste solange essen, bis ich wirklich pappsatt
war. Geht es Ihnen auch so?
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Und kaum war dann eine Diät
vorbei, entweder weil das gewünschte Gewicht erreicht wurde,
aber in den meisten Fällen, weil ich den Verzicht nach einigen
Wochen nicht mehr ertragen konnten, schon aß ich diese
vermissten Nahrungsmittel wieder wie vorher, und oft sogar in
größeren Mengen als vorher, weil ich sie ja so lange
entbehrt hatte, ihnen in Gedanken "nachgeweint" hatte. Das muss nicht
so sein. Es gibt einen Weg aus diesem Kreislauf.
Ich möchte gleich darauf
hinweisen, dass ich weder einen persönlichen Feldzug gegen
alle, die Schokoplätzchen, fette Braten oder Mayonnaise
lieben,
führe. Jeder entscheidet für sich selbst. Es gibt
möglicherweise Menschen - schlechte Futterverwerter - die
Kalorienbomben brauchen, um ihre Substanz zu erhalten (sie sollten aber
auch auf die sonstigen Inhaltsstoffe schauen, nicht nur auf den
Energiegehalt. Gemüse, Rohkost und Obst sowie
eiweiß- und kohlenhydrathaltige Lebensmittel sind
für jedermann und -frau gesünder als
ausschließlich Eisbein und Sahnetorten). Auch kann in
schlechten Zeiten oder Extremtouren die Sicherung der Energiezufuhr durch Fett unter
Umständen für das Überleben sinnvoll sein.
Aber wenn Ihr persönliches Problem Dicksein heißt,
so wie es meines seit meiner Pubertät war, dann will ich Ihnen
gerne helfen, Gelüsten nach Nahrungsmitteln, die Ihnen dieses
Unglück bescherten, nicht länger ausgeliefert zu
sein.
Essen Sie weiter wie bisher und beobachten
Sie sich, ohne zu werten, damit Sie sich besser kennenlernen. Haben Sie
kein schlechtes Gewissen. Denken Sie nicht, irgendjemand erwarte von
Ihnen einen Verzicht oder Sie müssten sich
irgendetwas verkneifen. Aber machen Sie sich einfach ein
bisschen bewusst, was sie essen, wie Sie essen, warum
Sie bestimmte Sachen essen. Ist das, was Sie da gerade in den Mund
stecken vor allem ein Kalorienlieferant (beispielsweise Schokolade oder
Wurst)? Oder gibt es Ihnen Vitamine, Ballaststoffe und andere
gesundheitsfördernde Inhaltsstoffe (wie es beispielsweise
Paprikastreifen in Knoblauchjoghurtsauce, Krautsalat, Obstsalat und ähnliche Leckerbissen tun)?
Werden Sie einfach ganz langsam ein bisschen sensibler beim
Essen. Und denken Sie an das, was Sie Ihrem Körper Gutes tun
können mit dem, was Sie essen.
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