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© Eva Schumann,    Freising 2002

Suzanne
Karo brach in Traenen aus. Hilflos schluchzend setzte sie sich auf die 
Umkleidebank und verbarg den Kopf in den Haenden. Betroffen kniete Anne 
neben ihr hin. "Habe ich was Falsches gesagt? Hey Du, komm schon, was 
ist los? Erzaehl mir, was Du hast!" Karo wandte Anne ihr traenen 
ueberstroemtes Gesicht zu und atmete tief durch. "Entschuldige, 
Anne,"meinte sie dann ruhiger, "nein, es ist nicht deine Schuld. Ich 
hab ein bisschen Stress zur Zeit und meine Nerven sind einfach mit mir 
durchgegangen. Ich versuche schon seit einiger Zeit ein wenig 
abzunehmen, ich kam auch schon ein wenig voran, doch jetzt weiss ich 
einfach nicht mehr, warum ich das tun sollte. Mich liebt ja eh keiner!" 
Anne brach in ein helles Lachen aus und kuesste Karo schmatzend auf die 
Wange. "Na du Kleines, du schwelgst ja ganz schon in Selbstmitleid. 
Komm, erzaehl, wer dir weh getan hat. Aber du erzahlst mir das auf dem 
Fahrrad - dann tun wir noch was fuer die Gesundheit." Anne scheuchte 
Karo auf und zwang sie, sich um

 

Kathi  
So kam es das die beiden Frauen keine 10 Minuten später auf den 
Trimmrädern saßen und während sie so Kilometer für Kilometer 
herunterstrampelten erzählte Karo dieser wild fremden Frau alles war 
ihr so auf der Seele lag. Von Stefan und Paul, Babsi und Ihrer Mutter 
und nicht zuletzt von ihrem wirren Traum. So kam es, das Sie sich 
tatsächlich beeilen mussten um nicht eingeschlossen zu werden, denn als 
Karo fertig war hatten sie gerade noch Zeit zu duschen bevor das Studio 
schließt.
 
Da sie sich so toll verstanden, beschlossen die beiden noch auf eine 
Apfelschorle in diese tolle Kneipe um die Ecke zu gehen. Gesagt getan, 
Anne verstand es wirklich zuzuhören und im richtigen Moment in Ihrer 
fröhlichen Art einen Einwand vorzubringen.
 
Die beiden Frauen beschlossen von nun an immer zusammen zu trainieren, 
denn geteiltes Leid ist halbes Leid und so gingen sie gegen Mitternacht 
auseinander.
 
Als Karo nach Hause kam, fiel ihr der komische Traum wieder ein. Sie 
schüttelte übe
 

 kathi
Sie schüttelte über sich selbst den Kopf und holte sich noch ein Glas 
Wasser auf dem Kühlschrank, weil sie noch nicht in der Stimmung war um 
zu schlafen.
 
Hoffentlich kam sie morgen rechtzeitig aus den Federn, den es war 
schließlich Ihr erster Arbeitstag nach dem Urlaub.
 

 lucie
Karo warf sich in den Sessel und schaltete den Fernseher an. Lustlos 
schaltete sie die Sender durch und blieb bei irgendeinem Bericht über 
den Bandenkrieg in Russland hängen. Plötzlich hörte sie ein kratzendes 
Geräusch über sich. Karo nahm es zuerst gar nicht richtig wahr. Im 
Fernsehen explodierte gerade ein Auto. Das kratzende Geräusch 
wiederholte sich, diesmal etwas lauter. Karo griff zur Fernbedienung 
und schaltete den Ton ab. Mit angehaltenem Atem lauschte sie in die 
plötzliche Stille. Im Fernseher rannten Männer über die Strasse und 
versteckten sich in irgendwelchen Häusern. Einige Zeit sass sie so 
bewegungslos da. Nichts passierte. Als Karo gerade wieder den Ton 
anschalten wollte, hörte sie einen unterdrückten Schrei aus der oberen 
Wohnung und wieder dieses Kratzen. Es hörte sich so an, als wenn Möbel 
hin-und hergeschoben werden würden. Karo runzelte leicht ihre Stirn. 
Wie kann man um diese Zeit seine Wohnung umräumen. Karo machte den 
Fernseher wieder lauter. Einer der Männer
 

lucie 
Einer der Männer, die vorhin geflüchtet waren, standen jetzt vor der 
Kamera. Pavel Sonstwie hiess er und er berichtete von unzumutbaren 
Zuständen. Karo versuchte sich darauf zu konzentrieren, was er sagte. 
Dann knallte irgendetwas Schweres auf den Fussboden über ihr. Die Decke 
über ihr erzitterte. Unwillkürlich zog Karo den Kopf ein und schaltete 
den Fernseher ab. Sie sass regunglos da und horchte in die Stille 
hinein. Ihre Augen suchten die Decke ab, als ob der Aufprall Risse in 
die Decke gezogen hätte. Was,zum Henker, treibt der da oben! Karo blieb 
noch gut eine Vierelstunde so sitzen, die Ohren zur Wohnung über ihr 
gerichtet. Es war kein Laut mehr von oben zu hören. Karo atmete tief 
durch, und stand auf. "Ich werde jetzt besser schlafen gehn", sagte sie 
zu sich selbst, "das Aufstehen morgen früh wird bitter genug"."Ach 
nein, heute früh", fügte sie mit einem Seufzer hinzu, als sie auf die 
Uhr sah. Sie ging ins Bad, um sich die Zähne zu putzen und
 

lucie
huschte ins Bett. Sie löschte das Licht und kuschelte sich in ihr 
Kissen. Ihre Augen wanderten immer wieder zur Zimmerdecke, als könne 
die ihr eine Auskunft geben, was da oben passiert ist. Irgendwann 
klappten ihr vor Müdigkeit die Augen zu. Karo riss sie mit einem 
plötzlichen Schreck wieder auf. War da oben nicht eben wieder ein 
Geräusch gewesen? Karo zog die Decke von ihrem Ohr zurück und hob den 
Kopf leicht an. Alles war still. Karo liess ihren Kopf wieder in die 
Kissen zurücksinken. Nach einer Weile fiel sie in einen tiefen, 
traumlosen Schlaf.
 

 lucie
Am nächsten Morgen riss das Weckerklingeln Karo unsanft aus dem Schlaf. 
Karo zog die Decke über den Kopf, um dem Lärm zu entkommen. Das ist 
gemein, dachte sie, ich bin doch gerade erst eingeschlafen, naja, was 
solls. Mit einen Sprung war sie aus dem Bett und schaltete den Wecker 
ab. Sie schlurfte ins Bad, wo ihr erster Blick auf die Waage fiel. Karo 
überlegte einen Moment. Eigentlich habe ich recht gut und fettarm in 
den letzten Tagen gegessen, sollte ich? Karo stand unentschlossen vor 
der Waage. Obwohl, überlegte sie, wenn ich nicht ein Gramm verloren 
habe, ist der ganze Tag hinüber und das am ersten Arbeitstag. Egal, ich 
wills wissen. Karo stieg auf die Waage. Der Zeiger blieb genau bei 
ihrem Ausgangsgewicht stehen. "Verdammter Mist", murmelte Karo. 
Wenigstens 200g hätten sich verabschieden können. Missmutig ging sie in 
die Küche, um sich einen Kaffee zu machen. Später dann packte sie die 
Sachen zusammen, die sie heute essen wollte. Ihre Tasche platzte bald, 
so war sie mit Äpfeln
 

 lucie
Ihre Tasche platzte bald, so war sie mit Äpfeln vollgestopft. Die im 
Büro werden Augen machen, wenn sie zum Früchstück das Obst rausholen 
würde. Ein wenig Bammel hatte sie vor den Bemerkungen ihrer Kollegen. 
Besonders vor dieser grossen, schlanken Blondine aus dem Büro nebenan, 
die ständig in der Mittagspause mit ihren Salatblättchen rumwedelte und 
immer wieder mit unangenehm schriller Stimme unterstrich, sie hätte es 
nicht nötig auf Schokolade zu verzichten. Man müsse sich nur zu 
beherrschen wissen. Dann liess sie ihre Blicke regelmässig zu Karo 
hinüberschweifen, die ihre Augen dann immer geflissentlich auf ihr  
Kantinenessen richtete. Aber das hat ab heute ein Ende. Karo wollte ihr 
schon zeigen, daß sie durchaus in der Lage war, auf das fette Essen zu 
verzichten. Karo richtete sich auf und schob den Kopf noch ein Stück 
nach oben. Ihr werdet schon sehen!
In Gedanken schon ganz bei Ihrer Arbeit verliess sie die Wohnung und 
war im Begriff, den Hausflur zu durchqueren.
 

lucie
Plötzlich hörte sie ziemlich eilige Schritte hinter sich. Karo drehte 
sich um und prallte um ein Haar mit Paul zusammen, der die Treppe 
hinuntergerannt kam. "Oh, guten Morgen", keuchte Paul. "Guten Morgen", 
erwiederte Karo. "Paul, ich...",begann Karo. "Was!" Paul fuhr herum und 
sah Karo mit funkelnden Augen an. Karo blickte Paul erschreckt an. Als 
Paul Karos Reaktion bemerkte, fuhr etwas sanfter fort. " Hat meine 
Katze Sie wieder überrascht?" Paul stand so zur Wand gerichtet, das 
Karo seine rechte Gesichtshälfte nicht sehen konnte. Irgendwie war ihr 
so gewesen, als hätte sie in dem Moment, als er an ihr vorbei wollte, 
irgendeine Wunde oder einen Kratzer auf seiner Wange gesehen. "Ach 
nichts weiter." Karo senkte den Kopf. "Es ging nur um eine 
Hausmitteilung, nicht weiter wichtig." "Also gut, Karo, ich bin spät 
dran. Schönen Tag noch." Paul stürzte aus dem Haus. In dem Moment, in 
dem er sich zur Tür wandte, sah sie ganz deutlich die Schramme, die 
sich über seine gesamte Wange zog.
 

Tina
Im Büro angekommen, ging Karo resolut zu ihrem Schreibtisch und grüßte 
nur zwei nette Kolleginnen, die ihr auf dem Flur begegneten.
Die blonde Salatschnecke bemerkte zwar Karos neue Frisur, grinste aber 
trotzdem ihr fieses "ich-bin-schlanker-und-hübscher-als-du"-Lächeln. 
Doch Karo war zu sehr in Gedanken, als daß sie die heute auch nur 
gegrüßt hätte.
Was war denn bloß mit diesem Paul los? Erst steht er halbnackt in ihrem 
Wohnzimmer und stammelt was von der Katze, dann ihr eigenartiger Traum 
und jetzt diese komische Begegnung im Treppenhaus. Wo kam dieser 
Kratzer her? Diese kleine Katze konnte den doch unmöglich verursacht 
haben.
 

Tina
Karo tippte lustlos an einem Brief herum und nahm sich dann einen 
Stapel Post vor, der sich auf ihrem Tisch gehäuft hatte.
Die Stunden vergingen aber glücklicherweise wie im Flug und schon war 
Mittagspause. Stolz lehnte sie die Aufforderung einiger Kollegen ab, 
die sie in die Kantine mitschleppen wollten und nahm demonstrativ ihre 
Äpfel aus der Tasche.
Und welch ein Wunder, es kam keine schräge Bemerkung. Denen würde sie 
es zeigen, sie hatte doch schon so oft von Menschen gelesen, die sehr 
viel Gewicht verloren und hinterher wie Models aussahen. Warum sollte 
ihr das nicht gelingen?
 

Jerusha
Voller Elan biss sie in den ersten Apfel. Na also, schmeckte doch ganz 
gut! Nach dem ersten Apfel griff sie zum zweiten. Und jetzt ein 
leckeres Schnitzel! Huch - hatte sie das eben gedacht?? Nein, sie würde 
jetzt nicht aufgeben. Ihr Magen fing an, Geräusche von sich zu geben... 
jetzt bloss nicht an das Kantinenessen denken!!!
 

 Tina
Was fand sie denn bloß an diesem fettigen, geschmacksverstärktem Essen? 
Zumal sie ja wußte, daß es ihr nicht bekam. Immer hatte sie danach ein 
ekliges Völlegefühl und war jedesmal kurz davor gewesen, sich auf dem 
Büroteppich ein Mittagsschläfchen zu gönnen. Mal abgesehen davon, daß 
genau dieses Essen ihr in den letzten Jahren an Gewicht so zugesetzt 
hatte. Sie wollte das Zeug nicht mehr, oder wenn, dann nur in kleinen 
Mengen, die sich nicht immer direkt überall an Karos Körper als 
Fettringe abzeichneten. Aber irgendwie schmeckte Salat und Gemüse nicht 
so recht ohne Fleisch, und Karo brauchte hin und wieder einfach ein 
Steak oder diesen leckeren Sauerbraten, wie ihre Mutter ihn machte, 
darauf wollte sie nicht verzichten. Karo schüttelte den Kopf, es war 
eine Sucht, genau wie ihre ständige unbändige Lust auf Schokolade, Eis 
oder Sahnetorte. Ein Teufelskreis, aus dem man nicht entkommt, dachte 
Karo bei sich und war den Tränen nahe.
 

Tina
Den zweiten Apfel hatte sie nicht mal ganz herunterbekommen, da wollte 
sie schon aufstehen und in Richtung Kantine gehen. Ausgerechnet in 
diesem Moment schwebte die blonde dünne Sekretärin um die Ecke und 
grinste Karo wieder mit diesem überlegenen Blick an. Und da fühlte Karo 
sich so elend, daß sie einfach drauf los heulte. Ihr Gegenüber war im 
ersten Moment so verdutzt, daß sie abrupt stehenblieb. Karo stützte den 
Kopf auf ihre verschränkten Arme und schluchzte hemmungslos in sich 
hinein bis ihre blonde Kollegin näher kam und ihr die Hand auf die 
Schulter legte. "Was ist denn los mit Ihnen? Geht es Ihnen nicht gut?" 
Karo sah kurz auf und als ihr bewußt wurde, daß sie ja nicht allein 
war, drehte sie sich schnell zur anderen Seite und kramte Taschentücher 
aus der Schublade ihres Tisches.
 

 Tina
Die Stimme der Blonden wurde nun sanfter. "Kann ich Ihnen vielleicht 
irgendwie helfen? Wenn Sie Sorgen haben, reden Sie es sich ruhig von 
der Seele, es ist ja sonst keiner mehr hier. Alle sind in der Kantine."
Karo schluchzte nocheinmal. "Ach das ist es ja gerade, dieses verdammte 
Essen, es verfolgt mich, ich bin besessen von diesem ganzen ungesunden 
Zeug!" Die Kollegin seufzte merklich. "Ja, ich weiß, das kenn ich 
alles, ich hatte genau das gleiche Problem. Ich war nicht nur süchtig 
nach Chips und Schokolade jeder Art, ich konnte an keinem Fast-Food-
Laden vorbeifahren ohne mir nicht endlose Kalorien reinzustopfen."
Karo sah sie verdutzt an. "Glauben Sie mir nur, ich hatte bis vor drei 
Jahren 40 Kilo Übergewicht!" Karo schluchzte nicht mehr, sie sah ihre 
Kollegin nur an und da lächelten sich beide unwillkürlich wie 
Verbündete an.
 

kuehlein
Was, die Salatschnecke sollte eigentlich mal ne "fette" Schnecke 
gewesen sein? Nein, nie und nimmer. Oder doch? Was hat Sie gemacht? Sie 
sah einfach klasse aus, ehrlich. Auch wenn Karo sie immer als "Spargel" 
betrachtet hat, in ihrem Innersten fand sie, dass die Salatschnecke 
toll aussah. Ja genau, wie hat sie es nur gemacht? Karo musste das 
Geheimnis ergründen. 40 kilo, sie würde wie eine Elfe aussehen, wenn 
sie die weniger hätte.
Karo richtete sich auf, stammelte etwas von ".. wie haben Sie, .. ähm, 
das hätte ich nie gedacht....". 
Die Salatschnecke grinste: "Kommen Sie mal mit.." und lockte Karo in 
die Kaffeeküche.
 

 lucie
Die Blonde ging zu dem Schrank und öffnete die oberste Tür. Hinter 
einigen Tütchen und und Schachteln zog sie eine grosse Dose heraus, auf 
der ein Glas mit einer schokoähnlichen Flüssigkeit abgebildet war. 
Strahlend hielt sie Karo die Dose hin. "Mein Geheimrezept für einen 
schönen schlanken Körper!" Karo drehte die Büchse in der Hand. "Ich 
weiss nicht",sagte Karo, "damit wollen Sie 40 Kilo abgenommen haben?" 
Die Blonde schnappte sich die Dose wieder. "Naja, etwas Willensstärke 
gehört schon dazu. Jeder hält das sicher nicht durch, sich monatelang 
nur von Flüssigkeit zu ernähren. Aber wenn man will, geht alles. Ich 
kann das jedenfalls nur empfehlen. Ich trinke das öfter am Tag und 
ansonsten esse ich nur etwas Obst und Gemüse." "Und das über Jahre 
hinweg?" Karo blickte die Blondine zweifelnd an. "Natürlich", 
bestätigte die Blonde. "Haben Sie nie Appetit auf richtiges 
Essen?" "Doch, natürlich", die Blonde atmete tief durch, "man muss eben 
Prioritäten setzen. Schlemmem oder schlank sein
 

 lucie
In diesem Moment füllte sich der Flur hinter ihnen mit Stimmen an. 
Fetzen von Gelächter klang an Karos Ohren. Die Kollegen kamen aus der 
Kantine wieder. "Überlegen Sie mal, Karo, Sie können nicht schneller 
abnehmen." Die Blonde klapperte mit ihren Fingernägeln auf der Dose 
herum."Aber,wenn Sie naturlich noch jahrelang an Ihrer Wunschfigur 
herumbasteln wollen, wünsche ich Ihnen viel Spass und Ausdauer dazu." 
Die Blonde kehrte Karo den Rücken zu und stellte die Dose wieder zurück 
hinter die Schachteln. Wahrscheinlich wäre es ihr unangenehm gewesen, 
wenn sie entdecken würde. Die Blonde schloss den Schrank wieder sorgsam 
und ging an Karo vorbei zurück ins Büro. Karo stand noch etwas verwirrt 
vor dem Schrank. In ihrem Kopf hämmerten die 40 Kilo. 40 Kilo, nur um 
den Preis, einige Wochen, eventuell wenige Monate kürzerzutreten. Und 
dann hätte sie es geschafft. Dann könnte sie immer noch ihre Ernährung 
umstellen und schön fettarm essen. Aber das ganze verhasste Fett wäre 
verschwunden. Dann
 

 lucie
Dann würde es auch nichts ausmachen, wenn sie sich ab und zu mal ein 
Stück Schoki genehmigen würde. Sie wäre ja so schlank. Ihre Gedanken 
kreisten nur noch um das Wunderpulver. Was sprach eigentlich dagegen, 
das sie es mal ausprobierte, schaden wird es schon nicht. Karo drehte 
sich mit einem Ruck um und kehrte zu ihrer Arbeit zurück. Am liebsten 
wäre sie sofort in die Drogerie gerannt, um sich das Pulver zu holen, 
aber das war schlecht möglich. So setzte sie sich wieder an ihren 
Schreibtisch und machte sich daran möglichst schnell noch den Rest zu 
erledigen.
Nach der Arbeit ging sie in der Drogerie vorbei und eilte dann auf dem 
schnellsten Weg nach Hause. Sie wollte keine Minute verlieren, um 
endlich an ihr Ziel zu kommen.
 

Katrin
Immer schneller ging sie nach Hause. Am Ende rannte sie fast die Treppe 
hinauf.
Sie schloß die Wohnungstür auf und ließ dabei die Post fallen, die sie 
im Vorbeigehen aus ihrem Briefkasten gezerrt hatte.
Beim Aufsammeln der zahlreichen Werbesendungen fiel ihr eine bunte 
Karte besondern auf.
Sie legte Schlüssel und Tasche beiseite und nahm den Stapel Post mit 
ins Wohnzimmer.
„Sie wollen schlank und rank sein ? Dann tun sie etwas dafür !" stand 
auf der Vorderseite zu lesen. Siedrehte die Karte um und entdeckte, 
dass diese Karte an sie direkt adressiert war.
Sie überflog die handgeschriebenen Zeilen und entdeckte die 
Unterschrift. „Liebe Grüße, Anne" stand am Ende der wenigen Worte, die 
doch so viel ausdrückten...
Anne dankte ihr für das gemeinsame Training im Fitnesscenter und 
schrieb ihr, dass sie, wenn sie, Karo, nicht gewesen wäre, 
wahrscheinlich auch über kurz oder lang aufgegeben hätte.
Karo konnte sich das kaum vorstellen. Anne, die selbstbewusste, starke 
Frau wollte aufgeben
 

Trine
. Anne, die selbstbewusste, starke Frau wollte aufgeben ? Nein... Nie 
und nimmer !
Sie beschloß, Anne anzurufen. Das wollte sie nun doch genauer wissen.
Als sie ihr kleines Notizbuch herausholen wollte, fiel ihr Blick auf 
die Dose, die sie in der Drogerie gekauft hatte. 40 Kilo... In so 
kurzer Zeit... Ohne Verzicht... 40 Kilo...kreiste es in ihrem Kopf 
herum. Karo sah die Blondine aus dem Büro vor sich. Schlank. Und nie 
mit richtigem Mittagessen im Magen ? NEIN ! NEIN, NEIN, NEIN und 
nochmals NEIN.
Sie nahm die Dose und las, welche Inhaltsstoffe darin enthalten waren. 
Chemie. Reine Chemie. Dann doch lieber ein paar anständige Nudeln und 
einen schönen großen Salat, dachte sie sich und stellte die Dose 
beiseite.
Sie wählte Annes Nummer und ließ es ein paar Mal klingeln. Nach einer 
Weile ging der Anrufbeantworter an. Karo legte auf. Sie wollte mit Anne 
reden – nicht mit ihrem Anrufbeantworter.
Sie nahm die Dose mit in die Küche. Vielleicht sollte sie es doch mal 
versuchen...
Sie laß
 

Trine
Sie nahm die Dose mit in die Küche. Vielleicht sollte sie es doch mal 
versuchen...
Sie laß die Gebrauchsanweisung und holte sich dann ein Glas Wasser, in 
das sie 3 Esslöffel von dem Pulver einrührte... Eine weißliche 
Flüssigkeit entstand.
Sie roch daran. Es roch nach nichts... rein gar nichts... Sie probierte 
einen Schluck....
 

   lucie
Huch, das hat sich überschnitten :-) Ich hoffe, es passt irgengwie noch.
 
lucie
In der Küche angekommen, riss Karo die silbrige Folie von der Dose. Hm, 
sieht aus, wie Kakaopulver. Vorsichtig steckte sie ihre Nase in die 
Dose. Wahrscheinlich erwartete sie, das das braune Pulver einen 
unangenehmen Geruch verströmte, der sie abschrecken sollte. Nichts 
dergleichen war der Fall, es roch einfach nach gar nichts. Nun dann, 
dachte sich Karo, werden wir mal probieren. Sie mischte sich ein 
Getränk zusammen und nippte vorsichtig am Glas. Es schmeckte nicht 
unangenehm, zwar nicht mit echtem Kakao zu vergleichen, aber auch nicht 
ekelerregend. Ich denke, damit könnte ich eine Weile leben. Karo trank 
das Glas in einem Zug aus. Hm, Karo drehte sich in der Küche um, 
irgendwie fehlt was richtiges zu beissen, aber da werd ich mich noch 
dran gewöhnen. Oh nein, Karo fuhr der Schreck in die Glieder, sie hatte 
sich doch heute mit Anne im Studio verabredet, um 20.00 Uhr. Karo warf 
einen schnellen Blick auf ihre Uhr. Es war 20 vor acht. Sie würde es 
gerade noch schaffen. Karo raffte i
 

Faten
Karo raffte ihre Sportsachen zusammen. Sie lief durch den Flur und 
schnappte sich im Vorbeieilen den Haustürschlüssel von der Kommode und  
die Jacke, die vorhin nur ganz flüchtig über einen Stuhl geworfen hatte.
Hoffentlich schaffe ich es noch Anne zu treffen, dachte Karo, während 
sie zur Bushaltestelle lief.
 
Irgendwie hatt sie schon wieder Hunger. Mist, dachte Karo, jetzt habe 
ich heute so gesund gegessen, massen an Äpfeln habe ich verdrückt und 
eben noch diesen angeblich sättigen Abnehmdrink getrunken. Und dann habe 
ich schon wieder Hunger. Das kann und darf doch gar nicht sein. Leicht 
gefrustet stieg sie in den Bus, der gerade eben neben ihr gehalten 
hatte.
 
Ob ich es jemals schaffen werde, gesund zu leben und glücklich zu sein?
 
Nachdenklich saß Karo im Bus und hätte beinahe ihre Haltestlle verpaßt. 
Sie sprang aus dem Bus. Gerade noch rechtzeitig. Puuh, das war knapp, 
dachte sie, während sie die Beine in die Hand nahm, um keine Minute mehr 
zu versäumen. Anne würde sich wundern
 

Sabine
was sie alles zu berichten hatte. 10 Minuten später als beide 
nebeneinander auf dem Fahrrad saßen, konnte sie sich kaum auf das 
Gespräch konzentrieren, da sich die ganze Zeit ihr Magen bemerkbar 
machte. 
Vorsichtig schaute sie sich um, ob andere ihr Magenknurren auch 
bemerkten, aber dies schien nicht so zu sein. 
Und da hatte sie schon die leise Vorahnung, dass dieses Pulverzeug auch 
nicht die Lösung sein konnte. Nein, nein irgendwie wußte sie, dass sie 
essen musste, fettarm und gesund, aber sie musste feste Nahrung zu sich 
nehmen, lernen sich vernünftig zu ernähren und nicht nur von  
Diätdrinks. Und dann schmunzelte sie auf einmal über sich selbst und wie 
sie wie eine Verrückte in den Drogeriemarkt gehetzt ist um die Drinks zu 
ergattern und jetzt - kurze Zeit später - war schon wieder alles vorbei. 
Als Anne sie aufmerksam betrachtete und meinte "lass mich gefälligst 
mitlachen" klärte sie sie natürlich sofort auf, und Anne berichtete, 
dass sie 1/4 Jahr an einem Programm in einem Kra
 

sabine
in einem Krankenhaus teilgenommen hatte. "12 Wochen lang trank ich 
auch nur solch merkwürdigen Diätdrinks und hatte 25 kg abgenommen" 
plauderte Anne fröhlich drauflos. Aber nur um in kürzester Zeit 30 
kg wieder zuzunehmen, nun ja, solche Erfahrungen muss man halt machen, 
man darf sich bloß nicht unterkriegen lassen
 

kuehlein
aha, dachte sich karo, annes erzählung lauschend. 25 kilo in einem 
vierteljahr. hm, ok, dass sie 30 wieder zugenommen hat, das war pech. 
aber eigentlich klingen 25 kilo nicht schlecht. wenn sie die erstmal 
runter hat, dann gewöhnt sie sich halt an die fettarme ernährung, 
dachte sich karo. das wird einem ja dann nicht mehr schwer fallen. und 
wenn sie erstmal 25 kilo weniger hätte, mensch, wie sie aussehen würde. 
nein, zunehmen würde sie die NIE wieder. ach in karos kopf sprangen die 
gedanken. auf jeden fall aber hatte sie jetzt richtig hunger. sie zog 
anne vom rad und meinte: "komm, lass gut sein für heute. ich hab jetzt 
richtig kohldampf. heute könnte ich mir mal meine lieblingspizza 
leisten. ich hab schon so gut durchgehalten. ich brauche was festes, 
sonst kipp ich um."
 

Tina
Es wurde ein richtig lustiger Abend. Anne war so nett, und sie hatten 
so viele Gemeinsamkeiten. Beide hatten schon so einiges an Diäten 
hinter sich, in denen sie nur Ananas, Kiwis oder Eier gegessen hatten 
und all das nun nicht mehr sehen konnten. Beide hatten nie besonders 
gern Sport gemacht und waren bei Völkerball immer die Letzten gewesen, 
die in eine Mannschaft gewählt wurden.
Und als Karo meinte, sie müsse vielleicht mal den Kellner fragen, 
wieviele Kalorien in so einer Pizza sein mochten, lachte Anne herzhaft 
drauf los und umso mehr, als Karo ihr einen leicht verzweifelten Blick 
zuwarf.
 

 Tina
Doch Karo genoß ihre Pizza, denn sie hatte die ganzen letzten Tage nur 
rohes Zeug gegessen und kaum etwas Warmes zu sich genommen.
Es wurde recht spät und Anne brachte Karo noch nach Hause und fragte, 
ob sie sich sich nicht morgen nach der Arbeit treffen sollten um einen 
kleinen Stadtbummel zu unternehmen. Karo sagte gern zu und stieg 
glücklich grinsend aus. Winkend fuhr Anne davon und Karo merkte erst 
jetzt, wie müde sie war.
 

lucie
Karo schloss die Tür auf. Dunkel lag die Wohnung vor ihr. Schemenhaft 
ragte der Fernseher im Wohnzimmer hervor. Mit einem leichten Frösteln 
erinnerte sich Karo an den gestrigen Abend und die Verletzung in Pauls 
Gesicht. Sie warf ihren Schlüssel auf das Schränkchen neben der Tür und 
langte nach dem Lichtschalter. Ein Schrei liess sie innehalten. Karos 
Augen weiteten sich in der Dunkelheit vor Schreck. Das war kein leiser, 
unterdrückter Laut, wie gestern abend, sondern ein durchdringender 
Schrei, der abrupt von irgendwas beendet wurde. Und er kam eindeutig 
aus der Wohnung über ihr. Karo stand reglos an der Tür. Was sollte sie 
tun? Zu Paul hochgehen, an der Tür klingeln und sagen:"Entschuldigung, 
ich habe einen Schrei bei Ihnen gehört, ist alles in Ordnung?" Karo 
schüttelte leicht den Kopf. Paul war myteriös genug, das würden sie 
sich nicht mal am hellichten Tag in Gabis Begleitung trauen. Gabi! Oh 
Gott, nein, er wird doch Gabi nichts antun!
 

 lucie
Der Schreck fuhr Karo in die Glieder. Verdammt! Karo überlegte 
fieberhaft. Sie wagte sich nicht Licht anzumachen, aus Angst Paul 
könnte den Lichtschein sehn, wenn er auf den Balkon hinausging. Dann 
hätte er ganz sicher gewusst, das sie auch etwas gehört hat. Sie 
überlegte, wen sie anrufen könnte. Aber, wer würde ihr das schon 
glauben, und wegen einem Schrei solches Aufheben machen. Vielleicht war 
sie wirklich etwas überreizt? Polizei? Die würden sie wahrscheinlich 
damit beruhigen, das Paul seinen Fernseher nur etwas lauter gemacht 
hat. Selbst, wenn sie hier auftauchten und es wäre nichts in Pauls 
Wohnung, wie würde sie denn dastehen? Vermutlich würden sie an ihr 
hinunterblicken und sich sagen, das die pummliche junge Frau das 
Interesse ihres Nachbarn erwecken wollte und nun, da sie abgewiesen 
wurde, sich so an ihm rächen wollte. Karo malte sich diese Szene im 
Kopf aus. Sie könnte Paul nie mehr ins Gesicht schauen.
 

 lucie
Und Gabi auch nicht. Sie wäre total blossgestellt. Anne! Anne würde sie 
verstehen. Aber sie hatte keine Telefonnummer von ihr, vielleicht auf 
der Karte. Karo lief leise in die Schlafstube, wo sie immer eine 
Taschenlampe zu liegen hatte. Glücklicherweise fand sie diese auch 
sofort und knipste sie an. Karo kam sich wie ein Einbrecher in der 
eigenen Wohnung vor. Soweit sie wusste, hatte sie die Karte in die 
Küche gelegt, als sie dieses Pulverzeug ausprobiert hatte. Sie huschte 
in Küche und leuchtete auf den Küchentisch. Plötzlich liessen dumpfe 
Geräusche von oben die Decke erbeben. Es hörte sich an, als wenn jemand 
mit den Füssen auf den Boden schlug. Oder mit dem Kopf? Karo hatte 
diese grausige Szene bildlich vor Augen. Sie leuchtete unter den Tisch, 
damit kein Lichtschein nach aussen gelangen konnte. Dann hörte sie nach 
ein zweites Paar Schuhe, genau über ihr, sie mussten jetzt unmittelbar 
neben der ersten Person stehen. Das Trampeln verstummte.
 

lucie
Nach einem Moment hörte Karo ein schleifendes Geräusch, als wenn ein 
schwerer Körper über den Boden gezogen wurde. Die Wohnungstür oben 
wurde geöffnet und wieder geschlossen. Das schleifende Geräusch hielt 
an. An der Treppe verstummte es und eine Person ging langsam, 
schleppenden Schrittes herunter, als wenn sie mit etwas schwerem 
beladen ist. Karo schaltete die Taschenlampe aus. Ihr Herz klopfte ihr 
bis zum Hals, sie wagte es nicht, sich einen Millimeter zu bewegen. Die 
Haustür wurde aufgestossen und einen Moment später hörte sie, wie ein 
Auto angelassen wurde und davon fuhr. Karo stand eine halbe Ewigkeit 
bewegungslos da. Sie erwartete irgendwie, das das Auto zurückkam und 
derjenige sie entdeckte und auch in das Auto zog. Nichts dergleichen 
passierte. Sie kehrte ins Wohnzimmer zurück und setzte sich leise in 
den Sessel. Was war da geschehen, was sollte sie tun? Sie lehnte sich 
zurück, sie konnte doch jetzt nicht einfach ins Bett gehen, als sei 
nichts geschehen.

lucie
Karo war hellwach, aber in gleichen Moment war ihr Kopf auch wie leer. 
Sie sass nur da und starrte in die Dunkelheit. Die Angst schnürte ihr 
immer noch den Hals ab und sie wagte kaum, sich im Sessel zu bewegen. 
Nach einer Weile fielen ihr automatisch die Augen zu und ihr Kopf 
sackte zur Seite weg.
Ein paar Stunden später riss sie ein quäkendes Geräusch aus dem Schlaf. 
Karo riss die Augen auf, in der Erwartung, Paul stände vor ihr, bereit, 
ihr den Kopf einzuschlagen. Es war aber nur der Radiowecker, der aus 
dem Schlafzimmer zu ihr hinübertönte. Karo richtete sich in dem Sessel 
auf. Jeder Knochen tat ihr weh. Sie streckte sich. Irgendwie kam ihr 
die letzte Nachte so unwirklich vor. War sie etwa wieder eingeschlafen 
und hatte wieder alles nur geträumt? Wenn, dann sollte sie mal ganz 
dringend zum Psychater gehen. Sie schlurfte in die Küche, um sich einem 
Kaffee zu machen. Der erste Blick fiel auf die Taschenlampe, die noch 
immer auf dem Küchentisch lag.
 

lucie
Nein, es war kein Traum gewesen. Jede Einzelheit der vergangenen Nacht 
stand wieder vor ihrem Auge. Karo schlug die Hände vor ihrem Gesicht 
zusammen. Wenn sie nur wüsste, was los war. Bildete sie sich das alles 
nur ein? Karo fühlte sich so hilflos. Erstmal was richtiges essen und 
dann würde sie wieder einigermassen klarsehen. Karo öffnete den 
Kühlschrank und warf einen Blick hinein. Nein, da lag nur Gemüse und 
fettarmer Quark herum. Das war nicht das, was sie jetzt brauchte. Sie 
wollte irgendetwas Süsses, Fettiges, wie der Kuchen, den ihre Mutter 
immer gebacken hat, das würde sie beruhigen, sie wäre wieder klein, sie 
hätte für nichts Verantwortung, es würde sie nichts angehen, was 
rundherum geschieht. Was solls, sie käme auf dem Weg zur Arbeit eh an 
einer Bäckerei vorbei, da könnte sie sich dann ein oder zwei Stücken 
Kuchen holen. Bis sie in ihrem Büro ankommen würde, hätte sie den schon 
gegessen, so das das niemand weiter mitbekommen würde. Sie dachte kurz 
an das Ziel, was sie sic
 

 lucie
, was sie sich gesetzt hatte, das sie doch abnehmen wollte. Müde drehte 
Karo ihren Kopf zur Seite. Das ist eine Ausnahme heute, ich muss 
nachdenken, ich muss entscheiden, was ich tun soll, das kann ich nicht, 
ohne...Ohne was? Die Stimme in ihrem Kopf würde lauter. Ohne Kuchen und 
Schokolade kannst Du nicht nachdenken? Gib es doch zu, Du willst Dich 
wieder betäuben, wie unzählige Male vorher auch schon, Du suchst wieder 
vor Dir selbst eine Entschuldigung, um passiv zu bleiben. "Nein", 
schrie Karo in die morgentliche Stille. Die Vögel draussen hörten 
verwundert einen Moment lang auf zu zwitschern. Karo fasste sich an den 
Kopf. Was war nur los mit ihr? Ihr Blick geriet zufällig auf die 
Küchenuhr. Schon 10 vor sieben. Sie musste sich ganz dringend beeilen. 
Sie duschte sich eilig, zog sich an und stürmte aus der Wohnungstür. Im 
Flur hielt sie einen Moment inne und blickte die Treppenstufen an, die 
nach oben führten. Ein kurzes Schaudern überfiel sie. Rasch ging sie 
zur Haustür weiter un
 

 lucie
und eilte aus dem Haus. Auf der Strasse blickte Karo nochmals zum Haus 
zurück. Die Vorhänge vor Pauls Fenstern waren noch zugezogen. Sie hatte 
den Eindruck, als wenn die Fenster sie feinselig anstarrten. Karo 
schüttelte den Kopf und setzte ihren Weg fort. Gegenüber von der 
Bushaltestelle ging sie in die Bäckerei. Ein süsslicher Duft nach 
Frischgebackenen umfing sie. Der Mann vor ihr unterhielt sich gerade 
mit der Verkäuferin. "Ja, und die anderen standen nur drumherum und 
taten nichts", hörte Karo den Mann gerade noch sagen. "Schlimm ist 
das", antwortete die Frau, "aber, was will man auch machen." Sie sah 
einen Moment lang betroffen auf die vor sie liegenden Brötchen 
herunter."..taten nichts..", Die Worte klangen in Karos Ohren nach. War 
sie nicht auch eben im Begriff nichts zu tun? "Was möchten Sie?" Die 
Bäckersfrau lächelte Karo an. " Ähm". Karo gab sich einen Ruck. "ich 
hätte gern zwei Mehrkornbrötchen." Die Frau packte die Brötchen in eine 
Tüte und tippte auf der Kasse herum.
 

lucie
"Und, ausserdem noch?" Karo hätte am liebsten geschrien, noch zwei 
Streuselkuchen und ein Stück von dem Pflaumenkuchen und ausserdem noch 
ein Stück Quarkkuchen. "Nichts weiter, danke",sagte Karo mit belegter 
Stimme. Sie bezahlte die Brötchen und stolperte aus dem Laden. 
Glücklicherweise kam auch gerade ihr Bus, sonst wäre sie vielleicht 
nochmal zurückgegangen. Im Büro angekommen, sank Karo auf ihren Stuhl. 
So weit, so gut, dachte sie sich. Aber wie nun weiter. Sie spürte, das 
sie Hunger bekam. Sie zog ein Brötchen aus ihrer Tasche und begann 
gedankenverloren darauf herumzukauen. "Hey Karo", ein Kollegin stubste 
sie von der Seite an, "alles ok? Du siehst etwas übernächtigt aus. Bis 
in den frühen Morgen gefeiert?""Ähm, nein", Karo blickte etwas 
überrascht auf. "Ich hab nur schlecht geschlafen, letzte Nacht. Wir 
hatten Vollmond, nicht?" versuchte Karo zu scherzen. "Meines Wissens 
nach nicht",lachte die Kollegin."Im übrigen steht Dein Quark noch im 
Kühlschrank,
 

lucie
ich glaube, den hast Du gestern vergessen." "Oh danke." Karo fiel es 
plötzlich wieder ein, das sie den fettarmen Quark in den Kühlschrank 
gestellt hatte und wegen der ganzen Aufregung mit dem Wunderpulver 
diesen total vergessen hatte. Da musste sie ihr Brötchen nachher 
wenigsten nicht trocken herunterwürgen. Der Tag verging ziemlich 
schnell, zum Mittag hatte Karo noch ein halbes Brötchen vom Frühstück 
und noch ein paar Äpfel vom gestrigen Tag. Nachmittags packte sie aber 
doch der Hunger. Ich werde mit Anne erstmal was essen gehen, sonst kipp 
ich auf der Strasse noch um. Reicht schon, das ich aufpassen muss, um 
nicht beim Laufen einzuschlafen. Karo freute sich darauf, sich mit Anne 
zu treffen. Sie hatte irgendwie den Eindruck, das sie Anne so vieles 
erzählen konnte, was ihre Freundinnen, wie Babsi oder auch Gabi nie 
verstehen würden. Sie waren eben noch nie dick und konnten sich 
wahrscheinlich gar nicht vorstellen, was Karo in manchen Situationen 
empfand.
 

 lucie
Anne wartete schon auf Karo am vereinbarten Treffpunkt. Als Karo sie 
sah, lief sie die letzten Schritte auf Anne zu. "Hab ich mich 
verspätet?" stiess Karo keuchend hervor. Anne lachte. "Nein, Karo, 
beruhige Dich, ich war nur schon etwas früher hier. Kein Grund, gleich 
in Hektik zu verfallen." Karo schluckte, "irgendwie bin ich heute auch 
nicht in Höchstform. Anne, ich muss ganz dringend was essen, sonst 
breche ich hier vor Deinen Füssen zusammen." "Soweit wollen wir das 
doch nicht kommen lassen." Anne wandte sich zum Gehen um. "Ganz in der 
Nähe hier hat eine Salatbar aufgemacht." "Salatbar?" Karo blickte Anne 
zweifelnd an. "Ja, nun komm schon, Karo, da gibt es verschiedene Salate 
und herrlich frische Vollkornbaquette dazu. Ich hab nämlich auch 
Hunger." Anne kicherte. "Bevor wir uns hier unter den Passanten ein 
wehrloses Opfer schnappen, schlage ich vor, wir füllen uns den Bauch 
mit Salat und die Menschheit ist ne Zeitlang sicher vor uns." Karo 
prustete laut los.
 

lucie
Das war genau das, was sie an Anne liebte. Sie hatte eine wunderbar 
unkomplizierte Einstellung zu ihrem Essdrang und versuchte diesen 
nicht, wie Karo, zu unterdrücken und sich damit ein ungutes Gefühl zu 
verschaffen, was im nächsten Fressanfall endete. Anne stand ganz 
offensichtlich zu ihren Fehlern. "Weisst Du, Karo",hatte Anne mal zu 
ihr gesagt,"es nützt mir nichts, wenn ich mir sage, ich hätte kein 
Problem mit dem Essen, wenn mein Spiegelbild mir jeden Tag das 
Gegenteil beweisst. Ich muss einen Weg finden, damit umzugehen, einen 
Weg, der für mich gangbar ist, ohne das ich auf der Strecke 
bleibe." "Na dann los", Karo zog Anne mit sich fort,"sonst stürz ich 
mich doch noch auf den knackigen, jungen Mann da drüben, der würde sich 
vor Schreck sicher gleich flach auf den Boden werfen." Anne lachte 
lauthals. "Und wahrscheinlich um Gnade flehen, und Dir all seine 
Rentenfonds und Aktien anbieten, um ihn am Leben zu lassen." Karo 
grinste,"ich würde gnädig sein".
 

lucie 
Kichernd zogen beide die Strasse hinunter und gingen in die von Anne 
benannte Salatbar. Sie fanden einen Tisch am Fenster, der etwas abseits 
der anderen stand. Der Kellner brachte sofort die Karte und Karo 
blickte staunend hinein. "Ich hätte nicht gedacht, dass es so viele 
Salate gibt. Ist ja wirklich schwer eine Auswahl zu treffen." Anne 
lachte. "Dachtest Du, es gibt nur gemischten Salat, der in den meisten 
Restaurants auch noch aus ein paar verwelkten Blättern und 
Wassertomaten besteht?" "Ja, so ungefähr", meinte Karo, "ich hatte 
eigentlich immer eine Abneigung gegen dieses Grünfutter, ich konnte mir 
nie vorstellen, dass sowas schmecken könnte, aber wenn ich das hier 
sehe, lasse ich mich gern zum Salatessen überreden." Die Getränke kamen 
und beide bestellten das Essen. Als der Kellner wieder weg war lehnte 
sich Karo zurück. Sie fühlte sich total zerschlagen, die letzte Nacht 
machte sich doch langsam bemerkbar. "Du siehst müde aus", bemerkte 
Anne."War der Tag so anstrengend?"
 

lucie 
"Der Tag weniger, mehr die Nacht davor." "Hey, Karo, ist da was, was 
ich noch nicht weiss?" Anne beugte sich neugierig nach vorn. Karo 
lachte. "Nicht mal die Andeutung dessen, was Du vielleicht denkst.Es 
ist..", Karo setzte sich aufrecht in ihren Stuhl, "es ist etwas 
Komisches passiert und ich weiss nicht, wie ich darauf reagieren soll 
und ob es überhaupt von Bedeutung ist." "Karo", Anne blickte sie an,"es 
scheint irgendwas zu sein, was Dich ziemlich belastet. Am besten, Du 
erzählst es einfach mal und dann sehen wir weiter, ok?" Karo nickte und 
begann zu erzählen. Von Paul, den Schreien aus seiner Wohnung, dem 
Kratzer auf seiner Wange und schliesslich davon, dass irgendwer oder 
irgendwas weggeschleppt wurde und ein Auto davon fuhr. Anne unterbrach 
Karo nicht ein einziges Mal. Jetzt, wo Karo das alles erzählte, kam es 
ihr so unwirklich vor. "Ich frage mich ausserdem", sagte Karo,"warum 
ich nicht zum Fenster gegangen bin, um zu sehen, ob es Pauls Auto war, 
was da weggefahren ist."
 

lucie
Karo stützte ihren Kopf mit der Hand ab. "Hm", machte Anne,"ich weiss 
nicht, ob ich das getan hätte. Irgendwie hört sich das nicht nach einem 
Kinderspiel an. Hast Du Dir mal überlegt, zur Polizei zu gehen und das 
alles zu erzählen?" Karo schüttelte den Kopf. "Ich habe daran gedacht, 
aber denkst Du wirklich, die glauben mir das? Und was ist, wenn alles 
ganz anders ist und ich mir irgendwelche Horrorgeschichten nur 
ausdenke? Wie stehe ich dann da? Die würden doch nur an Pauls 
Wohnungstür klingeln und sagen, dass ich einen Verdacht geäussert 
hätte. Und wahrscheinlich würden sie dann alle über mich lachen und ich 
könnte mich nie wieder aus der Wohnung trauen. Mir wird ganz schlecht 
bei der Vorstellung, wie mich alle anstarren würden." "Denkst Du, die 
wären so kurzsichtig?" Karo blickte Anne an. "Ja, das denke ich. Sieh 
mich doch nur an. Sie würden mich nicht ernst nehmen. Ich bin doch nur 
ne rundliche Witzfigur,wie sollte mir diese Geschichte irgendjemand 
abnehmen?"
 

Faten
"Aber", meinte Anne, "Du hast doch erzählt, daß Du mit dieser Gabi so 
gut kannst. Du könntest doch einfach in den Frisiersalon gehen und sie 
ansprechen, ob sie bei Paul eingezogen ist, oder so. Vielleicht erzählt 
sie etwas, was die Geschichte ein wenig aufhellt, und du vergewisserst 
dich gleich, ob es ihr gut geht." "Hmmh", machte Karo. "Ich weiß nicht." 
Ihr fröstelte leicht, als sie an die Geräusche in der Nacht im 
Zusammenhang mit Gabi dachte. "Ich könnte ja mal beim Laden vorbeisehen. 
Aber ich weiß nicht, ob ich sie darauf ansprechen soll. Nachher ist dort 
wirklich was Kriminelles passiert und sie erzählt ganz unbedarft Paul 
von meiner Fragerei. Nee, lieber sprech ich sie nicht darauf an." Anne 
machte ein nachdenkliches Gesicht und schwieg. Bekümmert guckte Karo auf 
die Tischplatte vor sich. Ihre rechte Hand spielte mit den Zinken ihrer 
Gabel. Das Schweigen wurde gebrochen, als ein sehr junger netter Kellner 
mit den Salaten kam. "Guten Appetit, meine Damen" lächelte er, während

Faten
"Guten Appetit, meine Damen" lächelte er, während er die Teller 
plazierte. "Haben Sie noch einen Wunsch?" fragte er freundlich. "Nein 
danke", kam es von Anne. Sie warf Karo einen langen besorgten Blick zu. 
Karo stocherte nun lustlos im Salat. "Wenn du magst", sagte Anne, "dann 
gehen wir zusammen hin. Du solltest dich von der Sache nicht so 
runterziehen lassen. Vielleicht klärt sich ja alles in Wohlgefallen auf. 
Probier doch mal den Salat! Sieht der nicht gut aus?"


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