Wohnung selbst renovieren

Rückblick auf mein Renovierungs-Experiment

2013 dachte ich, ich sollte mal weg vom Schreibtisch und zur Abwechslung etwas Praktisches machen. Da meine Wohnung eine Renovierung dringend nötig hatte, entschied ich mich, selbst Hand anzulegen. Vielleicht hätte ich besser in eine Selbsthilfegruppe für größenwahnsinnige Selbst-Renovierer gehen sollen: „Ich heiße Eva und ich habe keine Ahnung von dem, was ich da tun werde.“ Meine Erfahrungen. (aktualisiert 8.7.2022)

Decke, Wand und Küchenspiegel renovieren. DIY.
DIY: Hier werden Decke, Wand und Küchenspiegel renoviert. Man braucht eine Strategie, um unnötiges Hin- und Herrutschen der Möbel zu vermeiden.

Ich studierte vorab jede Menge Renovierungs-Anleitungen in Video, Wort und Bild im Internet – da gab es Schritt-für-Schritt-Anleitungen, Vorher-Nachher-Wohnung-Shows und Kombinationen aus Anleitung und Show. Und natürlich gab es auch viel unbrauchbares SEO-Gedöns, das man gleich wieder wegklicken konnte.

Aber es gab einiges Hilfreiches – sowohl von Privatleuten, die ihre Erfahrungen in Blogs oder auf Bewertungsplattformen teilten, als auch Informationen auf Websites von Profis für Heimwerker.

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Das sieht doch alles ganz einfach aus, dachte ich nach reichlichem Studium der Renovierungsmaterie. Do it yourself!  Keine Ahnung zu haben, hat mich bei anderen Experimenten auch nicht abgeschreckt!

Ich maß also in meiner Wohnung alles Relevante ab und fuhr mit einer langen Liste in den Baumarkt und in Fachgeschäfte der näheren Umgebung. Was ich dort nicht fand, bestellte ich mir über das Internet. Als ich so ziemlich alles beisammenhatte, begann ich mein persönliches Renovierungsprojekt.

Decke streichen war das Schlimmste

Vor dem Streichen der Decke müssen Wände und alles, was rumsteht oder an den Wänden hängt, abgedeckt werden

Vor dem Decken streichen musste alles mit Folie abgedeckt werden.

Als Erstes wollte ich streichen – sowohl die Wände als auch die Decke hatten es nötig. Die besondere Herausforderung: Meine Möbel und ich konnten während der Renovierung nicht ausziehen. Aus diesem Grund und weil ich wusste, dass meine Kondition nach Jahren der Schreibtischarbeit vermutlich nicht die Beste war, musste ich Stück für Stück, Fläche für Fläche, Wand für Wand vorgehen.

Gelernt hatte ich in einer der Anleitungen, dass ich mit der Decke anfangen musste und – da ich nicht alles auf einen Rutsch streichen können würde – die Wände abdecken musste, sonst würde es Farbnasen an den Wänden und Farbkleckse auf den Möbeln geben. Die gab es nicht oder nur wenige, aber dafür eine zu klein geratene Eva, die trotz Leiter nicht richtig in die Winkel zum Abkleben kam, die sich und die Folien immer wieder mit Kreppband verhedderte, die schon beim Vorpinseln der Kanten müde wurde, der der Teleskop-Stiel beim Streichen abbrach, weshalb ihr die Farbrolle auf den Kopf fiel, deren Arme immer länger und schwerer und deren Stimmung immer panischer wurde. Es flossen Tränen. Es wurde gejammert und geschimpft.

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Ich überlegte, einen Handwerker anzurufen und um Rettung zu flehen, entschloss mich dann nach etwas mehr Ausheulen jedoch dazu, weiterzumachen.

Es war grauenhaft und schien nicht enden zu wollen. Aber irgendwann habe ich es doch geschafft – die Decke war nach mehreren Etappen komplett gestrichen und leuchtete in frischem Weiß. Okay, sie ist ein wenig ungleichmäßig, man sieht je nach Lichteinfall die Bahnen der Rolle und ein paar Pickel hat sie auch – obwohl ich mit der Zeit von der Technik her besser wurde. Aber sie ist wieder schön weiß, wie es auch meine Haare, mein Gesicht, meine Schultern und meine Fußsohlen nach dem Streichen waren (durch zwei Paar Socken hindurch!).

Im Vergleich zur Decke waren die Wände ein Kinderspiel. Wand für Wand räumte ich Regale und Schränke leer, verschob die jeweiligen Möbel, klebte die Steckdosen ab und bedeckte den Boden mit Folien und Malervlies (sehr hilfreich, da Malervlies im Gegensatz zu den Abdeckfolien und zu Zeitungspapier nicht an den farbdurchtränkten Socken hängen blieb). Dann roll, roll, roll und schon war die Wand weiß und ich konnte ein paar Stunden später alles wieder zurückräumen. Es dauerte, aber nun sind Decke und alle Wände weiß und die Wohnung wirkt hell und frisch – eine vorweggenommene Frühjahrskur für die Wohnung.

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Küchenspiegel-Intermezzo

Als die Küchenwände fertiggestrichen und sämtliche Küchenmöbel und -utensilien noch ausgeräumt waren, entschied ich mich, zwischendrin den Küchenspiegel zu renovieren. Der alte bestand aus braunen italienischen Küchenfliesen mit altmodischen Motiven darauf, die mir noch nie gefallen hatten. Ich habe lange überlegt, ob ich – wie es vernünftig gewesen wäre – einen glatten Hintergrund aus Glas, Aluminium, neuen Fliesen oder Ähnliches haben wollte, mich dann aber für eine rustikale und unvernünftige Variante entschieden.

Für meine Fliese-auf-Fliese-Küchenspiegel-Renovierung grundierte ich die alte Fliesenoberfläche mit einer gelblichen Grundierflüssigkeit für Fliesen, verteilte dann nach dem Antrocknen Stück für Stück einen speziellen Elastolith-Fliesenkleber, der wie Mörtel oder Zement aussah, darauf und drückte die zu dem Elastolith-System gehörenden Flachverblender nach dem Durchkämmen mit dem Zahnspachtel in den flexiblen Fliesenkleber – so wie ich es in der Anleitung gelesen hatte.

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Die Flachverblender waren im unverarbeiteten Zustand biegsam und konnten sogar mit einer Schere geschnitten werden – das machte die Anbringung einfach. Verfugen musste man auch nicht, denn es reichte laut Anleitung, die Fliesenkleber-Masse zwischen den angedrückten Verblendern mit einem Pinsel glattzustreichen – was aber alles andere als einfach war, weil der Fliesenkleber immer am Pinsel kleben blieb, auch wenn man den Pinsel alle 2 bis 3 Zentimeter neu mit Wasser befeuchtete, um das zu vermeiden.

Es war etwas nervig und für mich nicht so einfach, wie es in den Videos im Internet ausgesehen hatte – das gilt für alles, was ich nach Anleitung gemacht habe, denn richtige „Heimwerker“, für die diese Anleitungen sind, sind ja schon halbe Profis, im Gegensatz zu mir, die handwerklich so gut wie unbelastet war (ich kann nur Ikea-Schraubschlüssel und Akkuschrauber). Jedenfalls: Nach dem Aushärten waren Elastolith-Fliesenkleber und -Flachverblender wie gewünscht miteinander verbunden und hart wie Beton. Die Fugen sind mir zwar ein wenig zu breit und an manchen Stellen auch etwas schief geraten – aber ich bin doch zufrieden mit dem Ergebnis und meiner Leistung.

Hinter die Wasserhähne habe ich zwar als Spritzschutz eine Plexiglasplatte gestellt, aber fast freue ich mich darauf, meinen rustikalen Küchenspiegel eines Tages zu renovieren, denn dann werde ich ihn weiß übertünchen, sodass man nur noch die Struktur der Verblender erkennt – als sei darunter richtiges Mauerwerk. Und schnell ein Stückchen Küchenspiegel neu zu überweißeln, ist für mich inzwischen eine Kleinigkeit. Nachtrag 2022: Bis heute war es nicht nötig, den Küchenspiegel zu überstreichen oder auszutauschen. Obwohl ich mir manchmal wünschte, ich hätte ein glatteres Material gewählt als diese rauen Flachverblender, zeigt sich, dass sich Flecken in der Regel gut entfernen lassen.

Elastolith Flachverblender Fliese auf Fliese verlegt

Linke Seite: Elastolith-Flachverblender Fliese auf Fliese verlegt. Rechts sieht man noch die alten Fliesen unter der Grundierung durchscheinen.

Türen und Regalfronten aufgefrischt

Nun waren also meine Wände und der Küchenspiegel neu, aber die abgewetzten Stellen an den dunklen Funiertüren der Wohnung störten – wie auch der alte Teppichboden – das Gesamtbild noch erheblich. Ich hatte vor ein paar Monaten schon mit farbigen Pflegemitteln experimentiert, aber das hatte nicht viel gebracht. Erfolg hatte ich dann aber letzte Woche mit verschiedenfarbigen Stiften zur Ausbesserung von Holzoberflächen. Türen, Holzregalfronten und -seiten sehen nun tatsächlich wieder fast wie neu aus. Und so bleibt mir das Austauschen von Türen und Türstöcken erst einmal noch erspart.

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Sorgenkind Bodenbelag

Mein Teppichboden wurde zwar immer schonend behandelt, aber nach all den Jahren waren die Gebrauchsspuren einfach nicht zu übersehen. Ein neuer Bodenbelag soll her. Zuerst dachte ich an Holzdielen, dann wollte ich einen Naturstein-Bodenbelag im mediterranen Stil, dann Fliesen auf Holzbasis, dann wieder Holzdielen. Ein Problem ist, dass bei der Verlegung all dieser Bodenbeläge die Wohnung eigentlich komplett ausgeräumt werden müsste. Außerdem sind sie teuer und für die Ewigkeit gedacht – aber kann ich mich tatsächlich für ein Design für die Ewigkeit entscheiden?

Laminat, Linoleum und ähnliche Materialien habe ich zunächst abgelehnt, ich wollte etwas Natürliches. Inzwischen bin ich mir aber gar nicht so sicher, ob Furnierholz-, Laminat- oder Linoleumböden von der Umweltbilanz her nicht sogar besser wären. Außerdem kosten sie weniger, sind flacher und ich müsste nicht alle Türen kürzen lassen.

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Außerdem stand auch noch die ganz große Frage im Raum: Soll ich den Boden selbst verlegen oder einen Fachmann/Fachfrau/Fachfirma beauftragen? So eine Erfahrung wie beim Deckenstreichen wollte ich nicht noch einmal machen. Doch andererseits ist es auch ein gutes Gefühl, zu sehen, was man trotz großer Schwierigkeiten selbst schaffen kann – auch wenn es nicht ganz perfekt ist. Ich konnte mir für diese Entscheidung allerdings noch ein paar Monate Zeit lassen, denn ein Buchprojekt und andere schöne Aufträge hatten meinen Kalender für die nächsten Monate voll im Griff und es blieb erst einmal keine Zeit – weder für eigene Renovierungsexperimente noch für die Renovierung durch die entsprechenden Handwerker.

Nachtrag: Ich habe dann auch einen neuen Parkettboden selbst verlegt. Insgesamt war die ganze Renovierung einschließlich des Bodens eine große Plackerei und nicht alles ist mir perfekt gelungen, aber der Aufwand hat sich auf jeden Fall gelohnt. Es war hinterher ein ganz neues Wohngefühl, das nun schon viele Jahre anhält.

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Über Eva Schumann

Garten(bau) und Gärtnern sind meine Therapie und Leidenschaft und sie waren viele Jahre mein Beruf. Zu meinem Gartenbau-Studium kam ich über den zweiten Bildungsweg, denn da lernte ich den Spaß am Lernen und so wurde lebenslanges Lernen zu meinem Lebensmotto. Ich bin Fachfrau auf mehreren Gebieten, denn ich habe mehrere Ausbildungen (Einzelhandelskauffrau Parfümerie, abgeschlossenes Studium Gartenbau, Weiterbildung Netzwerk- und Internetmanagement, Schulungen technische Redaktion, IT, Mobilfunknetze, Programmierung, Datenbanken und mehr) und auch ausgiebig Berufserfahrung gesammelt. Daneben bin ich immer leidenschaftliche Hobbygärtnerin (Garten, Balkon, Terrasse) und Hobbybörsianerin (aus Begeisterung für das Internet) geblieben. Ich verdiene meinen Lebensunterhalt heute als freie Journalistin, Bloggerin, Texterin, Buchautorin und Technische Redakteurin (mehr siehe www.evaschumann.biz) sowie über meine werbefinanzierten Publikationen im Internet (Portalseite www.tinto.de). Buchen Sie Werbeplatz oder bestellen Sie frische Texte, Bilder oder anderen Content bei tinto@tinto.de oder eschumann@evaschumann.biz
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