Asiatische Hornisse

Die Asiatische Hornisse macht seit einiger Zeit Schlagzeilen. 2025 wurden auch in Bayern wieder Nester entdeckt und entfernt. Was hat es mit dieser eingeschleppten Art auf sich. Gefährdet sie Menschen, heimische Insekten und Honigbienen?

Eine Entwarnung gleich zu Anfang: Es handelt sich bei der „Asiatischen Hornisse“ nicht um die bis zu fünfmal so große Asiatische Riesenhornisse (Vespa mandarinia), die in den USA 2020 von der Sensationspresse als so genannte Bienenkillerin gebrandmarkt wurde. Viele der Funde waren falsch bestimmt. So oder so: Die Riesenhornisse gibt es bei uns nicht.

„Zeigt her eure Füße, zeigt her …“

Die Asiatische Hornisse (Vespa velutina nigrithorax) ist die einzige in Europa eingeführte Unterart von Vespa velutina. „Asiatische Hornisse“ ist der umgangssprachliche Name, laut der Liste invasiver gebietsfremder Arten der Europäischen Union heißt sie ausführlich „Asiatische Gelbfuß-Hornisse“. Und tatsächlich ist die Farbe ihrer Füße ein wichtiges Erkennungsmerkmal.

Die Asiatische Hornisse (Vespa velutina nigrithorax) – Oberseite und Unterseite. (Bild: Didier Descouens [Muséum de Toulouse], CC BY-SA 3.0 via Wikimedia Commons)

Die Asiatische Gelbfußhornisse

Die Asiatische Gelbfußhornisse gelangte über den globalen Handel ungewollt nach Europa. In Frankreich wurde sie 2004 zum ersten Mal entdeckt, seit 2014 weiß man, dass sie auch in Deutschland angekommen ist und sich ausbreitet. Beispiel Bayern: Im Herbst 2022 wurde die Asiatische Gelbfußhornisse zum ersten Mal in Bayern gesichtet – und zwar in Unterfranken, in Neuhütten im Landkreis Main-Spessart. 2023 waren es bereits fünf Nester, 2024 dann 17 Nester, hauptsächlich in der Grenzregion zu Hessen. 2025 sind es Stand heute (24. August) laut Karte bei beewarned.de (Projekt der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) bereits 10 Nester in Unterfranken und ein Nest in Mittelfranken.

Heimische Hornissen und ihre Verwandten

Die Unterfamilie der Echten Wespen (Vespinae) ist in Mitteleuropa mit elf Arten vertreten: Dazu gehören unter anderem die Deutsche Wespe (Vespula germanica), die Gemeine Wespe (Vespula vulgaris) sowie die heimische Hornisse (Vespa crabro).

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Die „Asiatische Hornisse“ im Vergleich zur heimischen Hornisse

Tatsächlich ist Vespa velutina eine kleinere Verwandte der Europäischen Hornisse (Vespa crabro) und hat ihre Heimat in Südostasien.

Die Asiatische Gelbfuß-Hornisse (Vespa velutina nigrithorax) baut ihre großen Sekundärnester vor allem in Baumwipfeln, manchmal wird aber auch das eher kleine Primärnest zu einem Sekundärnest erweitert. Ein Volk kann aus mehreren tausend Tieren bestehen. Die erwachsenen Tiere sind von oben auf den Rücken gesehen von Kopf bis Hinterleib dunkel gefärbt mit mehreren feinen und einem breiteren gelben Streifen auf dem Hinterleib. Auch die Antenne und die Beine sind von oben her gesehen dunkel, nur die Füße (Tarsen) und der Beinabschnitt jeweils darüber (Tibia) sind hell gelblich gefärbt.

Zum Vergleich: Die heimische Hornisse* baut ihre Nester gerne in regengeschützten, dunklen Hohlräumen, beispielsweise in Baumhöhlen, in Nistkästen, zugänglichen Dachstühlen und Ähnlichem. Die Nester sind viel kleiner, denn die Anzahl der Individuen pro Volk ist mit mehreren hundert niedriger als die der eingeschleppten Art. Die erwachsenen heimischen Hornissen sind von oben gesehen in der vorderen Hälfte (Kopf, Rumpf, Anfang des Hinterleibs) schwarz und rotbraun gefärbt, der hintere Teil dagegen ist auffällig gelb mit schwarzer Zeichnung. Die Beine der heimischen Hornisse sind rötlich braun.

Die Arbeiterinnen der Asiatischen Gelbfuß-Hornisse sind zwischen 17 und 24 Millimeter lang, die Königinnen erreichen eine Länge von etwa 30 Millimetern. Die Arbeiterinnen der heimischen Hornisse (Vespa crabro) sind 18 bis 25 Millimeter lang. Eine Königin der heimischen Hornisse kann bis zu 40 mm lang werden. Männliche Tiere erreichen 21 bis 28 Millimeter Länge.

Lebenszyklus der Asiatischen Hornisse im Vergleich zur heimischen Hornisse

Bei beiden Arten, den heimischen und den eingeschleppten Hornissen, sind es alljährlich die jungen überwinterten Königinnenn, die im Frühjahr mit dem Bau eines neuen Nestes beginnen. Zuerst wird ein Primärnest angelegt, beispielsweise in einem Strauch, einer Hecke oder geschützt in der Nähe von Häusern, mit der Eiablage begonnen und erste Arbeiterinnen aufgezogen. Wenn dieses Primärnest zu eng wird, wird das wesentlich größere Sekundärnest gebaut – von den heimischen Hornissen beispielsweise in einem Vogelnistkasten oder im Dachstuhl eines Hauses, dagegen ist das von der Asiatischen Gelbfußhornisse riesig, aber schwer zu entdecken und schwer erreichbar, weil es oft in Baumwipfeln hoher Bäume hängt. Werden die Sekundärnester im Sommer auch zu eng, werden „Filialen“ in der Nähe angelegt.

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Die Arbeiterinnen beider Arten ernähren sich selbst von Nektar, Honigtau, Früchten und Säften aus Rindenverletzungen und Ähnlichem. Die Larven beider Arten werden von den Arbeiterinnen jedoch mit erbeuteten Insekten oder anderen Gliederfüßlern gefüttert.

Im frühen Herbst wird die maximale Individuenzahl des Hornissenvolkes erreicht und ab da werden Geschlechtstiere (Königinnen und männliche Tiere) herangezogen, die später ausfliegen und sich paaren. Zum Winter hin sterben nach und nach alle Tiere außer den jungen begatteten Königinnen, die einen frostfreien Überwinterungsplatz aufsuchen. Im nächsten Frühjahr beginnt mit ihnen ein neuer Zyklus.

Speiseplan von Hornissen

Hornissen jagen unter anderem in der Nähe von Bienenstöcken. Dort greifen sie gezielt an- und abfliegende Bienen an, die für sie eine besonders wertvolle, eiweißreiche Nahrungsquelle darstellen. Hierbei scheinen die eingeschleppten Hornissen geschickter und effektiver als die einheimischen zu sein. Aber auch die Asiatische Hornisse ist nicht nur auf Honigbienen aus, sondern richtet sich nach dem saisonalen Angebot: Im Frühjahr erbeutet sie Schwebfliegen und Wildbienen, im Sommer die reichlich vorhandenen Honigbienen und im Herbst Fliegen und Wespen.

Gefahr für Menschen

Viele Menschen haben Angst vor Hornissen, tatsächlich sind deren Stiche in der Regel aber nicht gefährlicher als die von Wespen, das gilt auch für Stiche durch die Asiatische Gelbfuß-Hornisse. Aufpassen vor Stichen durch Hornissen ebenso wie durch Wespen sollten jedoch Allergiker: Bei etwa 2 bis 3 % der Bevölkerung können Hornissenstiche allergische Reaktionen bis zum anaphylaktischen Schock hervorrufen – das gilt gleichermaßen für die heimische, als auch für die eingeschleppte asiatische Art. Vor Stichen schützen sollten sich/ man neben Allergikern auch Kinder und ältere oder geschwächte Menschen.

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Beide Hornissenarten sind in der Regel gegenüber Menschen eher scheu und friedfertig als angriffslustig – jedenfalls solange sie sich oder ihr Nest nicht bedroht sehen! Vom Nest der Asiatischen Gelbfußhornisse sollte man möglichst mehrere Meter Abstand halten, denn schon die Erschütterungen bei der Annäherung können die Tiere aggressiv werden lassen.

Gefahr für die heimische Hornisse

Eingeschleppte Arten werden nicht immer zur Gefahr für die ansässige Tier- und Pflanzenwelt, manche sterben bei starkem Frost wieder aus, andere haben Gegenspieler, die sie in Schach halten, oder können sich gegen die vorhandene heimische Konkurrenz nicht durchsetzen.

Unsere heimische Hornisse ist in Deutschland nach der Bundesartenschutzverordnung besonders geschützt. Ob eine Gefahr durch die Asiatische Gelbfuß-Hornisse für die heimische Hornisse besteht, ist meines Wissens noch nicht wissenschaftlich bewiesen, doch scheint es wahrscheinlich: Wegen ihrer hohen Individuenzahl pro Nest würde die eingeschleppte Art vermutlich zu einer starken Nahrungskonkurrenz für die heimischen Hornissen werden, wenn man nicht eingreift.

Gefahr für die Westliche Honigbiene und für heimische Bestäuber

Beide Hornissenarten, die heimische und die eingeschleppte, sind jedenfalls bei Imkern nicht besonders beliebt, da Hornissen (unter anderem auch) Bienen töten und verfüttern. Die neue asiatische Hornissenart ist jedoch besonders gefürchtet, weil die Völker größer sind und der Bienenanteil in deren Nahrung höher sein soll.

Dass die Asiatische Gelbfußhornisse bei ihrer Jagd auf unsere Honigbienen so erfolgreich ist, liegt daran, dass sie ein guter Jäger ist und die bei uns für die Honigproduktion gehaltene Westliche Honigbiene (Apis mellifera) weniger effektiv in der Abwehr von Hornissen ist als beispielsweise ihre asiatische Schwester, die Östliche Honigbiene (Apis cerana), in deren Heimat.

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Imker beunruhigt wegen der Asiatischen Hornisse

Darüber, ob die ungewollt eingeführte Asiatische Gelbfußhornisse eine große Gefahr für die Honigbienenhaltung ist, war man sich bis vor kurzem nicht einig. So war bei bienen.ch zu lesen: „Gesunde, starke Bienenvölker verkraften die durch die invasive Art verursachten Verluste gut, so dass meist nur schwache Völker sterben“. Verständlicherweise sind die Imker trotzdem in großer Sorge. Nach Varroamilbe, umstrittenen Pestiziden wie den Neonicotinoiden und anderen Problemen haben sie nun auch mit einem eingeschleppten „Raubtier“ zu kämpfen. Sind mehrere deren Nester in der Nähe eines Bienenstockes, kann dies zur Schwächung und sogar Existenzbedrohung eines Bienenvolkes führen.

Für Obst- und Gartenbau, die Landwirtschaft, Gärten, Landschaft usw. spielen auch die anderen Bestäuber und allgemein Gliederfüßler eine Rolle, die wie oben beschrieben, ebenfalls zur Beute der Hornissen zählen.

Laut einer Veröffentlichung des LWG im Praktischen Gartenratgeber 09/2025 soll der Obst- und Weinbau in Ländern wie Frankreich, Spanien und Portugal bereits unter der invasiven Hornissenart leiden.

Aus Sicht des Artenschutzes und der Förderung der Artenvielfalt muss man eine so geschickte Jägerin mit diesen hohen Individuenzahlen wie die Asiatische Hornisse wohl ebenfalls als wahrscheinlich negativ für viele Ökosysteme bewerten. (Unsere Versuche, Wildbienen mit Insektenhotels* und anderen Maßnahmen zu unterstützen, könnte sie ebenfalls torpedieren.)

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Was wurde getan, was ist zu tun

Vespa velutina nigrithorax ist eine in Mitteleuropa gebietsfremde Art mit laut Naturschutzbund (NABU) hohem invasiven Potential. Daher wird sie EU-weit zum Schutze der heimischen Biodiversität bekämpft.

2016 wurde Vespa velutina nigrithorax in die Schwarze Liste der unerwünschten Spezies der Europäischen Union (Liste invasiver gebietsfremder Arten von unionsweiter Bedeutung) aufgenommen.

Funde melden

Wer eine Asiatische Hornisse oder ein Nest mit diesen entdeckt, sollte den Fund melden. Ansprechpartner ist meist die Naturschutzbehörde des jeweiligen Landratsamtes.

In Bayern meldet man an das Institut für Bienenkunde und Imkerei an der Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau, Informationen dazu gibt es hier vespavelutina.bayern.  Bei beewarned.de kann man die Funde online melden.

In Baden-Württemberg meldet man Funde auf der Meldeplattform der Landesanstalt für Umwelt.

Die Nester sollten nicht selbst entfernt, sondern durch Fachleute eindeutig identifiziert und entfernt werden. Dies wird in der Regel von der jeweiligen Meldestelle organisiert.

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naturgucker.de und der NABU haben zudem ein Projekt aufgesetzt, bei dem man mitwirken kann: Wer eine Asiatische Hornisse oder ein Nest sieht, kann seinen Fund dort melden. Alle Infos gibt es bei Meldeaktion Asiatische Hornisse.

Auch in der Forschung tut sich einiges: Der Einsatz von Pheromonen (Sexuallockstoffen) wird getestet. Allerdings sind Pheromone (in Pheromonfallen) in der Regel eher zum Monitoring der Entwicklung oder Feststellung von Insekten-Flugzeiten geeignet und weniger zur tatsächlichen Bekämpfung.

Man hat auch schon versucht, gefangenen Hornissen Sender umzuschnallen, um die Nester zu finden, was aber ebenfalls schwierig ist, weil die Tiere eine gewisse Größe haben müssen und die Batterien der Sender nicht sehr lange halten. Auch Verfahren mit Triangulation, um die Nester zu finden (gefangene Hornissen werden an verschiedenen Standorten freigelassen und verfolgt), scheinen bisher eher nicht allgemein praxistauglich zu sein.

Aussichten

Die Ansiedlung der Asiatischen Hornisse bei uns gilt als nicht mehr umkehrbar. Derzeit scheinen die Aufmerksamkeit der Imker und die der Bürger sowie die Meldung von entdeckten Tieren und Nestern sowie deren gezielte Zerstörung durch spezialisierte Fachleute die wichtigste Maßnahme zu sein, die Vermehrung und Ausbreitung unter Kontrolle zu halten.

Man fragt sich, ob unsere Westlichen Honigbienen nicht von den asiatischen Schwesterbienen lernen könnten, wie man die neuen Hornissen besser abwehrt: Zu deren  Repertoire gehört beispielsweise, dass sie sich, wenn sich eine Botschafterhornisse nähert, zusammentrommeln und die Hornisse zu hunderten überfallen. Sie umschließen die Hornisse wie ein Ball, erhöhen die Temperatur im Inneren durch intensive Flugmuskelaktivität, was gleichzeitig auch den Kohlendioxid-Gehalt in dem Bienenknäuel erhöht. Infolge überhitzt und erstickt die so angegriffene Hornisse.

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Ansonsten bleibt uns immer noch, die Larven und Puppen auf unseren Speiseplan zu setzen: In Teilen Chinas, in Thailand, Indonesien und in anderen Ländern werden diese gegessen.

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Über Eva Schumann

Garten(bau) und Gärtnern sind meine Therapie und Leidenschaft und sie waren viele Jahre mein Beruf. Zu meinem Gartenbau-Studium kam ich über den zweiten Bildungsweg, denn da lernte ich den Spaß am Lernen und lebenslanges Lernen wurde zu meinem Lebensmotto. Ich wurde Fachfrau auf sehr unterschiedlichen Gebieten - von der Einzelhandelskauffrau Parfümerie, über die Diplom-Ingenieurin Gartenbau (FH) mit Berufserfahrung im biologischen Pflanzenschutz und der Beratung von Hobbygärtnern, zur zertifizierten Netzwerk- und Internetmanagerin, technischen Redakteurin und anderem mehr. Bisher finanzierte ich meine Online-Veröffentlichungen über Werbung, was seit der zunehmenden mobilen Nutzung und den Werbeblockern immer schlechter funktioniert. Deshalb kann man mich jetzt auch per Paypal ("Kaffeekasse") unterstützen: paypalme/eva4tinto. Danke!
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