Herzlichen Glückwunsch an den Ulmer Verlag zum 50. Geburtstag des Klassikers „Rat für jeden Gartentag“ von Franz Böhmig, der soeben in der 28. Auflage beim Ulmer Verlag erschienen ist. Da sieht man als Autor mal wieder, dass man bei der Themen- und Verlagsauswahl auch auf die potenzielle Langlebigkeit seines Buchprojektes achten sollte.
Vor ein paar Tagen wurde ich von einem Buchgeschenk vom Ulmer Verlag überrascht: „Rat für jeden Gartentag“, ein Buch von Franz Böhmig, das gerade in der 28. Auflage beim Ulmer Verlag erschienen ist. 28. Auflage! Das macht einer Autorin wie mir, die auch für den Ulmer Verlag mehrere Gartenbücher geschrieben hat, doch Mut! (Der Vollständigkeit halber möchte ich ergänzen, dass das Buch ursprünglich beim Neumann Verlag erschienen ist, der 1975 an den Urania Verlag und 1990 von diesem an den Ulmer Verlag verkauft wurde, wo dieses gehaltvolle, schöne Buch seit 1995 betreut wird).
Wer es schon einmal versucht hat, weiß, Bücher schreiben und sie erfolgreich herauszubringen, ist nicht nur Spaß, sondern auch sehr viel harte (Vor-)Arbeit, die sich oft über Jahre zieht. Tut man sich als Autor oder Autorin mit einem Verlag zusammen, dann kümmern sich dessen Teams um Lektorat, Buchgestaltung, Auslieferung, Vermarktung und vieles mehr – dafür erhält man als Autor aber auch nur einen kleinen Anteil von den Einnahmen, schließlich müssen viele beteiligte Fachleute auch bezahlt werden. Bringt man ein Buch dagegen selbst heraus (Self-Publishing), hat man als AutorIn noch viel mehr Arbeit (für die man nicht ausgebildet ist und in die man sich einarbeiten muss), Verantwortung und Risiko – erhält dafür aber auch einen wesentlich größeren Anteil vom Kuchen und hat mehr Freiheiten. Für einen Autor gilt es heutzutage zu entscheiden, ob und bei welchen Buchprojekten er alleine oder mit einem Verlag zusammenarbeitet.
Viele Autoren beurteilen Angebote von Verlagen ausschließlich nach dem Prozentsatz, den der Verlag ihnen vom Umsatz verspricht. Der ein oder andere schaut vernünftigerweise auch noch, dass er sich einen nicht rückzahlbaren Vorschuss auf sein Honorar vertraglich zusichern lässt. Doch wie oft habe ich bei Kollegen, die Gartenratgeber oder IT-Fachbücher geschrieben haben, beobachtet, dass ihre Verlage das Buch nach der ersten, nicht allzu großen Auflage auslaufen ließen – manchmal sogar schon früher einstampften, wenn die verkauften Bücher-Stückzahlen pro Jahr unter ein bestimmtes Level fielen. Für den Autor ist das nicht nur in finanzieller Hinsicht enttäuschend, sondern sein Herz blutet, wenn er feststellen muss, dass der Verlag sich nicht mehr für sein Buchkind einsetzt, sondern es aus dem Sortiment wirft.
Nicht in allen, aber in vielen Buchkategorien und Themen ist das Verhältnis von investierter Zeit (für Manuskripterstellung, Mitarbeit an der Bildauswahl, Lektoratsnacharbeiten, Umbruchkorrektur etc.) zum Honorar für den Autor oder die Autorin schlecht, wenn tatsächlich nur eine Auflage zustande kommt – man kommt auf ein sehr niedriges Stundenhonorar im Vergleich zu dem, was man während der Zeit sonst als Experte, TexterIn oder FachredakteurIn verdienen kann. Der Aufwand für ein Buch mit einem Verlag lohnt sich für einen Nicht-Promi finanziell meist nur, wenn viele Buchexemplare verkauft werden – das passiert in Spezialthemen mit kleinen Auflagen oft erst nach mehreren Auflagen. Da brauchen Autor und Verlag meist einige Jahre Geduld und dürfen mit dem Nachschieben von (aktualisierten) Neuauflagen und der Vermarktung (Messen, Online, Pressearbeit etc.) nicht aufhören. Doch manche Verlage arbeiten leider nur mit kurzfristigen Konzepten, geben ihren Autoren gar keine ordentlichen Verlagsverträge und haben das böse Wort Verramschung schnell parat. Einige von diesen gehen gerade pleite.
Umso erfreulicher ist es, wenn andere Verlage – wie in dem Beispiel „Rat für jeden Gartentag“ der Neumann Verlag und später der bereits 1868 gegründete Fachverlag Eugen Ulmer – ihre Buchprojekte offensichtlich sorgfältig und langfristig planen und inhaltlich wertvolle Bücher immer wieder überarbeiten und neu herausbringen und präsentieren.
Bei der Beurteilung eines Verlagsangebotes sollte man als AutorIn daher immer auch schauen, wie der Verlag mit seinen Autoren, Themen und Büchern auf lange Sicht umgeht. Denn lang sollen auch unsere Bücher leben.
Rat für jeden Gartentag (Informationen und Leseprobe bei ulmer.de)
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