Ökologie & Landbau – Schwerpunkt „Grünes Geld“ (Rezension)

Wer ein Unternehmen gründen, einen Betrieb erweitern oder neue Ideen verwirklichen will, benötigt Geld. Schon seit einiger Zeit beschäftige ich mich mit dem Thema, wie Verbraucher/Privatanleger „die Guten“ – die, die sich für Umwelt, gesunde Lebensmittelproduktion und -verarbeitung, Fairness und Zusammenhalt sowie ein lebenswertes Leben für Mensch und Tier einsetzen – mit Geld unterstützen können, nicht mit Geld als Geschenk, sondern mit Geld als nachhaltige Geldanlage durch Privatanleger. Umgekehrt fragen sich Öko-Betriebe, was sie tun können, um ihre Investitionen zu finanzieren, Versuche durchzuführen, die den Öko-Landbau/Biolebensmittelproduktion voranbringen, wie sie sich dem Druck von Grundstücks- und Pachtpreiserhöhungen sowie dem Preisdruck des Handels entgegenstemmen zu können. Als mir die Rezension der Zeitschrift „Ökologie & Landbau“ Ausgabe 01/2015 Thema „Grünes Geld“ angeboten wurde, habe ich gerne zugesagt und kurz darauf ein kostenloses Rezensionsexemplar erhalten.

Die Zeitschrift „Ökologie & Landbau“ wird von der gleichnamigen Stiftung, Stiftung Ökologie & Landbau (SÖL), im oekom verlag herausgebracht. Haupt-Zielgruppe ist die Biobranche. Mit der Ausgabe 1/2015 mit dem Schwerpunktthema „Grünes Geld“ will man die Leser aus der Biobranche über alternative Finanzierungsmöglichkeiten in der Öko-Landwirtschaft und im Bio-Lebensmittelhandwerk sowie über neue Trends wie Crowdfunding, Urban Farming und Sharing Economy informieren. Man möchte Kreditnehmer aus der Biobranche, die beispielsweise Geld für die Weiterentwicklung ihres Betriebes benötigen, mit Privatanlegern zusammenbringen, die „in Zeiten unsicherer und anonymer Finanzmärkte wertvolle und transparente Geldanlagen suchen“ (Zitat aus dem Editorial).

Mein erster Eindruck, als ich die Ökologie & Landbau zum ersten Mal in die Hand nahm: sehr ansprechend und wertig aufgemacht. Der Blick ins Impressum zeigt, dass man Recycling-Papier verwendet und den CO2-Ausstoß, den Drucken unvermeidlich verursacht, über ClimatePartner kompensiert hat.

Doch auf den Inhalt kommt es an.

Grünes Geld

Zehn Beiträge sind dem Schwerpunktthema „Grünes Geld“ gewidmet.

Hat Geld bald ausgedient?
Stellt neue Wege der Bezahlung (Shareconomy, alternative Währungen etc.), der Finanzierung (beispielsweise Crowdfunding) vor, die durch Wertewandel, Mitspracheanspruch und Vernetzung beflügelt werden.

Entscheidend ist, wem Bio gehört
Wie Ökobetriebe Geld beschaffen und ihre ideellen Werte auch beim Generationswechsel sichern können, hängt von der Rechtsform des Unternehmens ab. Hier geht es um Werte und Visionen und wie oder wann Stiftungen, Kollektive, Genossenschaften oder die Umwandlung in eine Aktiengesellschaft der Ausweg sein können.

Land ist Gemeinschaftskapital der Menschheit
Ist ein Porträt von Albert Fink, Mitbegründer der GLS-Bank (Genossenschaftsbank). Grundaussage: Die Landwirtschaft ist die Grundlage unserer Kultur und ein landwirtschaftlicher Betrieb muss in einem sozialen und ökologischen Zusammenhang gesehen werden. Der Boden sollte Gemeineigentum sein und raus aus der Vererbung.

Biolandwirte mehr ansprechen
Ist ein Interview mit Jürgen Koppmann, der schon seit Gründung bei der Umweltbank (Direktbank) arbeitet – von 2002 bis Ende 2014 im Vorstand. Er hält nicht so viel von Crowdinvesting für Landwirte. Zur Geldbeschaffung seien Banken besser geeignet. Es werden Erfolgs- und Misserfolgsbeispiele für landwirtschaftliche Betriebe als Aktiengesellschaft genannt. Die Umweltbank will künftig stärker auf Biolandwirte zugehen.

Geld als soziales Bindeglied
Berichtet über positive Erfahrungen mit der Ausgabe von Genussrechten. Wenn Verbraucher in Bauernhöfe investieren, entsteht meist mehr als reine Geschäftsbeziehungen: Der Rückhalt, die Wertschätzung und Solidarität der Investoren, die ja gleichzeitig auch Kunden sind, seien Ansporn für die Mehrarbeit, die ein solcher Betrieb mit sich bringt. Bei Genussrechten haben die Investoren allerdings kein Mitspracherecht (das ist bei Aktiengesellschaften oder Genossenschaften anders). Die Zinsen können im Bereich Landwirtschaft und Lebensmittelhandwerk auch in Naturalien vereinbart werden. Die Anonymisierung des Erzeugers wird durch den engen Kundenkontakt aufgebrochen, denn die teils fragwürdigen Praktiken gegenüber Erzeugern und Handwerk als schwächste Glieder wurden durch die Anonymisierung erst möglich. Jeder Einkauf ist eine Wertschätzung, aber regional zu investieren in ökologische bäuerliche Landwirtschaft und Bio-Lebensmittelhandwerk geht noch einen Schritt weiter.

Ohne Marketing läuft nichts
Die Erfahrungen des Unternehmens Saucenfritz mit dem neuen Geldbeschaffungsinstrument Crowdfunding. Saucenfritz war damit hinsichtlich Geldbeschaffung nicht erfolgreich, sieht aber trotzdem Potenzial in der „Schwarmintelligenz“.

Es ist mehr nötig als grünes Kapital
Ist ein Kommentar von Alexander Beck. Öko-Produkte seien nur deshalb teurer, weil bei den konventionellen die Kosten für die Umwelt nicht enthalten sind. Wenn das geändert würde – Internalisierung der Umweltkosten – wären die Ökoprodukte gleich wettbewerbsfähiger.

Bürger investieren in den Biolandbau
Befasst sich mit alternativen Bodeneigentumsmodellen, um nicht dem Druck durch explodierende Bodenpreise ausgesetzt zu sein: Höfe in gemeinnütziger Trägerschaft und Stiftungen. In den 1980er und 90ern gab es auch gemeinnützige Vereine mit viel ehrenamtlicher Tätigkeit – die sterben jetzt langsam aus, wie auch die alten Öko-Landbauern. Landwirtschaftlicher Grund und Boden sollte aber zuallererst ein gesellschaftliches Gut sein für Nahrung, Biodiversität, soziale Begegnung, Heimat und Identität.

Erfolgreich wirtschaften als Kooperative
Nennt Beispiele und Erfolgsfaktoren für solidarische Landwirtschaft (CSA = Community Supported Agriculture). Der Unterschied zwischen Genossenschaft und Aktiengesellschaft: Bei der Genossenschaft hat man Stimmrechte pro Person, bei der Aktiengesellschaft nach Anzahl der Aktien.

Grünes Geld von grünen Banken
Entwicklung der Kundenzahlen bei den deutschen Ökobanken Triodos, GLS und Umweltbank. Allerdings ist Triodos meines Wissens eine niederländische Bank mit Niederlassungen in verschiedenen EU-Ländern unter anderem in Deutschland.

Im Schwerpunktteil „Grünes Geld“ werden viele interessante Aspekte rund um ideelle Werte, Planungssicherheit, Wege der Geldbeschaffung, Rechtsformen, Transparenz für und Zusammenarbeit mit den Verbrauchern angesprochen. Man erhält viele Anregungen, in welcher Richtung man sich als Entscheider weiter informieren oder Erfahrungen anderer einholen könnte.

Und sonst

Der Rest der Zeitschrift befasst sich mit Neuem aus Pflanzenbau und Tierhaltung, Lebensmittel und Konsum, Politik und Gesellschaft, Natur und Umwelt, Forschung und Bildung. Es werden viele Informationen über vergangene und aktuelle Entwicklungen, über internationale Vernetzung und Personalien geboten. Interessant fand ich beispielsweise das kurze Interview mit Gerold Rahmann, der neu im Vorstand der Internationalen Vereinigung Ökologischer Landbaubewegungen (International Federation of Organic Agriculture Movements – IFOAM) ist: Es gehe darum, für alle Menschen eine lebenswerte Zukunft zu gestalten und zu erhalten. Andere Artikel – beispielsweise „Biolebensmittel bieten mehr“ geben Forschungsergebnisse in Zahlen sowie Argumente wieder, die man kritischen Kunden und Verbrauchern gegenüber verwenden kann.

Mein Fazit zur Zeitschrift „Ökologie & Landbau“ mit Schwerpunkt „Grünes Geld“

Ich finde die Zeitschrift absolut lesenswert – nicht nur für Öko-Landwirte, -Gartenbauer und Ähnliche, sondern für alle, die sich für Ökologie, Landwirtschaft/Gartenbau und gesunde Lebensmittel interessieren. Es werden viele Denkanstöße und Hinweise geboten, ohne zu tief ins Praktische zu gehen.

Über Ökologie & Landbau

Ökologie & Landbau* versteht sich als unabhängiges Vordenkermedium für eine ökologische Agrar- und Ernährungskultur. Zur Zielgruppe gehören alle, die in der Ökolandbau-Branche engagiert sind. Die Zeitschrift erscheint vier Mal im Jahr – jedes Mal mit einem anderen Schwerpunktthema – wobei die mit dem Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL – www.fibl.org) abgesprochen werden.

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Besprochene Ausgabe
Ökologie & Landbau
Ausgabe 01/2015 Thema „Grünes Geld“
ISSN 1015-2423
Herausgeber: Stiftung Ökologie & Landbau (SÖL – www.soel.de)
Verlag: oekom verlag (www.oekom.de)

Über Eva Schumann

Garten(bau) und Gärtnern sind meine Therapie und Leidenschaft und sie waren viele Jahre mein Beruf. Zu meinem Gartenbau-Studium kam ich über den zweiten Bildungsweg, denn da lernte ich den Spaß am Lernen und so wurde lebenslanges Lernen zu meinem Lebensmotto. Ich bin Fachfrau auf mehreren Gebieten, denn ich habe mehrere Ausbildungen (Einzelhandelskauffrau Parfümerie, abgeschlossenes Studium Gartenbau, Weiterbildung Netzwerk- und Internetmanagement, Schulungen technische Redaktion, IT, Mobilfunknetze, Programmierung, Datenbanken und mehr) und auch ausgiebig Berufserfahrung gesammelt. Daneben bin ich immer leidenschaftliche Hobbygärtnerin (Garten, Balkon, Terrasse) und Hobbybörsianerin (aus Begeisterung für das Internet) geblieben. Ich verdiene meinen Lebensunterhalt heute als freie Journalistin, Bloggerin, Texterin, Buchautorin und Technische Redakteurin (mehr siehe www.evaschumann.biz) sowie über meine werbefinanzierten Publikationen im Internet (Portalseite www.tinto.de). Buchen Sie Werbeplatz oder bestellen Sie frische Texte, Bilder oder anderen Content bei tinto@tinto.de oder eschumann@evaschumann.biz
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