Gartentrends – Aussicht 2015

Sonnenblume - Pflanze des Jahres 2015

Sonnenblume – Pflanze des Jahres 2015

Gartensaison ist zwar das ganze Jahr, aber im Winter fällt nicht ganz so viel praktische Gartenarbeit an wie im Frühjahr, Sommer und Herbst: Schutz der Bäume vor Frost, Baumschnitt an frostfreien Tagen, Wühlmausbekämpfung – viel mehr ist nicht zu tun. Dafür ist der Winter die Zeit der Planung, der Vorbereitung auf die nächste Aussaat- und Pflanzsaison und der Vorfreude.

Trendthema Sortenvielfalt – experimentieren und bewahren

Wir Gartenliebhaber und Pflanzenfreunde blättern jetzt erwartungsvoll in den neuen Saatgut- und Pflanzenkatalogen, in Gartenmagazinen oder wir lesen Gartennewsletter, um uns über neue Arten, Sorten und Gartentrends zu informieren – und wir werden nicht enttäuscht: wunderschöne neue Züchtungen – beispielsweise Sommerblumen, Stauden und Gehölze in neuen Farben, oft mit mehrfarbigen Blüten; neue Entwicklungen bei Kräutern, Gemüse und Obst – beispielsweise das neue Gemüse Kalettes, eine Kreuzung aus Grünkohl und Rosenkohl, die Kombipflanze TomTato oder die erste (angeblich) braunfäuleresistente Tomate ‚Crimson Crush‘. Und natürlich gibt es immer mehr Gemüse-, Kräuter- und Blumensorten speziell für den Balkonanbau oder mit erhöhter Toleranz gegenüber Kälte, Krankheiten und/oder Schädlinge – nicht nur durch Kreuzungszüchtung erzeugt, sondern auch durch Maßnahmen wie Pflanzenveredelung.

Übrigens ist die Sonnenblume die Pflanze des Jahres 2015 – jedenfalls, wenn es nach der Home Garden Association der Züchterorganisation Fleuroselect geht. Die Stiftung Naturschutz Hamburg allerdings kürte den Gewöhnlichen Teufelsabbiss Succisa pratensis, eine Wiesenstaude auf der Roten Liste der gefährdeten Arten, zur Blume des Jahres 2015.

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Aber es gibt auch einen sehr starken Trend unter Freizeitgärtnern, sich für den Erhalt alter Sorten und für Sortenvielfalt einzusetzen – nicht nur unter den jungen, die sich in gemeinschaftlichen Urban-Gardening-Projekten engagieren, sondern auch bei ganz „normalen“ Hobbygärtnern, die auf dem Balkon, im eigenen Garten oder in einer Kleingartenanlage gärtnern.

Samenfeste Stangenbohnensorte Blauhilde

Samenfeste Stangenbohnensorte ‚Blauhilde‘

Wer selbst auch unter die Sortenerhalter gehen möchte, muss samenfeste Sorten kaufen und zur Samenreife bringen, denn Hybridsorten sind in der nächsten Generation nicht mehr einheitlich. Die geernteten Samen erhaltungswürdiger samenechter Sorten werden dann über Saatgutbörsen mit anderen getauscht. Solche Sorten kann man auch bei Spezialfirmen für den Sortenerhalt wie Dreschflegel, Bingenheimer, Arche Noah oder Pro Specie Rara kaufen. Ich habe letztes Jahr im Juli eine kleine Umfrage unter Hobbygärtnern gestartet: Über 40 Prozent der Teilnehmer gaben an, Gemüse, Kräuter, Blumen, Stauden und Zimmerpflanzen (unter anderem) selbst zu vermehren, über 30 Prozent tauschen Samen mit anderen Hobbygärtnern. Demnächst wird es eine genauere Auswertung meiner im Juli 2014 gestarteten Umfrage geben. Bis dahin kann man bei der Umfrage noch mitmachen.

Trend auf Balkon und Terrasse: nicht nur bunt und fröhlich, sondern auch lecker und gesund soll es sein!

Wer mag es nicht, wenn er/sie die Erdbeeren, Gemüse und frische Kräuter gleich vor der Balkon- oder Terrassentüre ernten kann. Auch weiterhin im Trend ist die Auflösung der Trennung von Nutz- und Zierpflanzen auf Balkon und Terrasse. Ich selbst betreibe das seit Jahren und baue beispielsweise Basilikum, Thymian, Tomaten, Auberginen, Stangenbohnen und letztes Jahr sogar Süßkartoffeln zwischen Sommerblumen auf der Terrasse an. Auch in der Weihenstephaner Kleingartenanlage werden Gemüse, Kräuter und Blumen, seit ich mich zurückerinnern kann, nicht nur in Beeten, sondern auch in Balkonkästen „in Mischkultur“ gepflanzt. In dieser Anlage werden übrigens jedes Jahr viele neue und bewährte Arten, Sorten und Anbautechniken für den Garten, Balkon und Terrasse gezeigt – es lohnt sich unbedingt, dort vorbeizuschauen. Aber Achtung beim Zusammenpflanzen von Gemüsen und Zierpflanzen in einem Pflanzbehälter: Konventionell erzeugte Zierpflanzen können mit Pflanzenschutzmitteln behandelt sein, die für Nahrungsmittel ungeeignet sind und nicht erlaubt wären. Diese Probleme umgehe ich, indem ich Kräuter, Gemüse, Stauden und Zierpflanzen auf meiner Terrasse einzeln in Töpfen und Kübeln anbaue. So kann ich sie beliebig miteinander kombinieren, ohne dass Schadstoffe über die Erde übertragen werden können.

Trend: Scharfe Schoten begeistern Männer für das Gärtnern

Die Neugier auf scharfe Schoten nimmt stetig zu, gerade für junge Männer können Chili & Co. der Einstieg in den Pflanzenanbau sein.

Chilisorten Cayenne und Scotch Bonnet

Chilisorten ‚Cayenne‘ und ‚Scotch Bonnet‘

Die Sortenauswahl wächst von Jahr zu Jahr und auch die Teilnehmerzahl in den entsprechenden Gruppen in den sozialen Netzen wächst von Woche zu Woche. Um auch im Winter nicht auf die neu gefundenen Lieblingspflanzen zu verzichten, werden sie gerne im Kleingewächshaus oder im Zimmer (unter Einsatz von Technik wie beispielsweise LED-Wachstumsbeleuchtung) angebaut. Die selbst ernannten Schärfetester und Chili-Wettbewerbe mit ihren zahlreichen Videos auf YouTube sorgen auch bei Nicht-Gärtnern für viel Belustigung – Nachmachen sollte man lieber lassen.

Chili Eating Contest
Hier lernt man gleich etwas über die Schärfestufen der Chili-Sorten. Die Wettesser steigern sich von ‚Jalapeno‘ über ‚Hungarian Hot Wax‘ bis zu ‚Bhut Jolokia‘, ‚7 Pot‘, ‚The Katie‘ und ‚The Lucy‘.

Urban Gardening – nächste Stufe

Im Moment liegt es im Trend, in Städten zu wohnen – was man auch an den dort stetig steigenden Immobilien- und Mietpreisen erkennt. Andererseits möchten auch die Menschen in der Stadt den Kontakt zu Natur und Pflanzenbau behalten und/oder die Qualität des Lebens in der Stadt mit Pflanzen verbessern (siehe Urban Gardening/Urban Farming). Der Handel hat sich inzwischen auf diesen Trend eingestellt und bietet vieles, was man für diesen Trend braucht – von kleinen Gartenwerkzeugen in Werkzeuggürteln über Mini-Hochbeete auf Stelzen für den Balkon bis zu Stellagen, Wandhaltern und Pflanzbehältern mit integriertem Bewässerungssystem für die optimale (vertikale) Platzausnutzung.

Gartentrends Ressourcen sparen und Upcycling

Nicht nur zum Urban Gardening gehören Improvisieren, Nachhaltigkeit/Ressourcen sparen und Upcycling dazu. Sie sind Trends und Notwendigkeiten unserer Zeit. Unter Upcycling versteht man, aus alten Produkten etwas Höherwertiges zu machen, beispielsweise mit etwas Farbe und ein paar Schrauben eine alte Palette in ein flippiges Regal für das vertikale Gärtnern zu verwandeln, um damit den beschränkten Platz optimal zu nutzen. In Argentinien hat eine Gemeinde Plastikflaschen aufgesammelt und daraus ein Gewächshaus gebaut, das von Jugendlichen und Älteren gemeinsam bepflanzt und gepflegt wird (Artikel mit Bild in Spanisch).

Das sind nur zwei Beispiele für die Kombination von Improvisation, Kreativität und Nachhaltigkeit. Natur schützen und Ressourcen sparen lassen sich von jedem Gärtner und Hobbygärtner auch durch die Reduzierung des Torfverbrauches – beispielsweise durch die Verwendung torffreier Pflanzenerde, die Kompostierung von Gartenabfällen, den Einsatz von Anzuchtgefäßen aus torffreiem Recycel-Material, die Wiederverwendung von Pflanzenerde (Fruchtfolge beachten) und dem Verzicht auf reine „Kunstdünger“ (besser: organisch-mineralische Dünger, Gründüngung und Kompost).

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Garten im Trend: Drüber reden und voneinander lernen

Der Garten und das Gärtnern liegen nach wie vor voll im Trend. Der Unterschied zu früher: Man unterhält sich nicht nur über den Gartenzaun hinweg, sondern über soziale Netze im Internet. Gartengruppen entstehen bei Facebook und Google+ so schnell, wie Pilze nach dem Herbstregen aus dem Boden sprießen. Man kommt mit dem Lesen kaum nach (obwohl sich vieles auch wiederholt oder von manchem Spammer leider quer über alle Seiten und Gruppen gesät wird). Trotzdem lässt sich viel Brauchbares entdecken und viele Anregungen finden. Viel Spaß macht es auch, bei den vielen Gartenblogs begeisterter Hobbygärtner mitzulesen und zu kommentieren.

Trend: Software-Unterstützung im Garten und beim Gärtnern

In unserer Zeit der Digitalisierung, wo jeder ein oder mehrere Endgeräte für die Nutzung von Software-Anwendungen hat, erwartet man sich auch entsprechende Unterstützung bei der Gartenarbeit. Die Auswahl an Software für die Gartengestaltung ist allerdings nicht sehr groß und die Bewertungen durch die Nutzer fallen oft nicht gut aus. Das dürfte sich jedoch in den nächsten Jahren bessern. Vor allem qualitativ besser sieht es mit Software im Bereich Gärtner- und Pflanzenwissen* aus.

Nicht nur für Erwerbsgärtner interessant sind die Online-Angebote der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf, beispielsweise bietet sie mit Arbofux Diagnosehilfe und Fakten zu Krankheiten und Schädlingen an Laub- und Nadelgehölzen, aber auch andere Gartenbau-Software.

Die werbefinanzierte Web-App von tinto www.mein-Pflanzenarchiv.de hilft Hobbygärtnern, den Überblick über ihre Arten, Sorten und sonstige Informationen zu behalten. Man kann seine Gartennotizen und Pflanzenbilder eingeben, archivieren und findet durch die Suchfunktionen alles schnell wieder. Man kann für jeden Eintrag einzeln definieren, ob ihn auch andere sehen dürfen oder ob man den Eintrag nur für sich anlegt (um die Informationen über die Suchfunktionen schnell wiederfinden zu können). www.mein-pflanzenarchiv.de ist jetzt „responsive“ – d. h., man kann die Web-App auf Geräten aller Größen nutzen und die Darstellung passt sich automatisch an. Da die App über das Web genutzt wird und die Daten in der „Cloud“ (auf einem Webspeicher) abgelegt sind, kann man von überall und mit jedem webfähigen Gerät darauf zugreifen. Man kann seine Daten aber auch exportieren und auf dem eigenen Gerät als Excel-Datei beziehungsweise die Bilder in einer ZIP-Datei speichern.

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Gartentrends: Wie geht es weiter?

Hochbeet  in Weihenstephan

Hochbeet in der Weihenstephaner Kleingartenanlage

Neue Ideen für den Garten und das Gärtnern werden überall entwickelt und zunächst nur von einigen handwerklich Begabten in die Tat umgesetzt. Das sind die Prototypen, die von anderen nachgebaut werden. Wenn dann eine größere Nachfrage entsteht, kann man sie bald als kommerzielle Produkte oder Bausätze kaufen. Beobachten konnte man diese Entwicklung in den letzten Jahren bei Hochbeeten, aktuell wird vertikales Gärtnern in Hydroponik entdeckt und in massentaugliche Systeme überführt, nicht nur um Außenfassaden oder Wände in Hotelhallen zu begrünen, sondern auch damit Hobbygärtner Blumen, Kräuter und Gemüse auch auf kleinstem Raum und sogar im normalen Zimmerfenster in mehreren Etagen anbauen können.

Diese Unabhängigkeit vom gewachsenen Boden wird auch beim Anbau auf Hausdächern, in „Pflanzenfabriken“ oder bei der Entwicklung schwimmender Gewächshäuser gerne genutzt. Und natürlich ist es gut, wenn Lebensmittel auch an Standorten angebaut und geerntet werden können, wo es keinen oder nicht genug gewachsenen Boden gibt. Wie umweltfreundlich manche der neuen Entwicklungen sind, muss sich aber erst noch erweisen. Selbst wenn im besten Fall die Wasseraufbereitung und allgemein die Energiegewinnung ausschließlich mit regenerativer Energie erfolgt, ist bei manchen der neuen Systeme doch ein sehr hoher Technikeinsatz erforderlich, der eben auch Ressourcen kostet und damit die Umwelt belastet. Hier fehlen für manche der neuen Entwicklungen – zum Beispiel für die Pflanzenfabriken – noch herstellerunabhängige Forschungsergebnisse und entsprechende Nachhaltigkeitsberechnungen. Außerdem sollte die Möglichkeit des vom Boden unabhängigen Anbaus meiner Meinung nach nicht dazu führen, lebendigen Boden nicht mehr als wertvolles Gut anzusehen und ihn zu pflegen – weder im professionellen noch im Hobby-Gartenbau.

So wie man lernen musste, dass „grün“ nicht automatisch gleichzusetzen ist mit Umweltfreundlichkeit (man denke an die so genannte „Grüne Gentechnik“), sollte man meiner Meinung nach auch anfangen, Urban Gardening nicht automatisch mit Umweltfreundlichkeit gleichzusetzen, sondern immer nach den Details fragen und Entwicklungen hinterfragen.

Mehr Gartentipps und Trends für Hobbygärtner

    * Werbelink

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Über Eva Schumann

Garten(bau) und Gärtnern sind meine Therapie und Leidenschaft und sie waren viele Jahre mein Beruf. Zu meinem Gartenbau-Studium kam ich über den zweiten Bildungsweg, denn da lernte ich den Spaß am Lernen und lebenslanges Lernen wurde zu meinem Lebensmotto. Ich wurde Fachfrau auf sehr unterschiedlichen Gebieten - von der Einzelhandelskauffrau Parfümerie, über die Diplom-Ingenieurin Gartenbau (FH) mit Berufserfahrung im biologischen Pflanzenschutz und der Beratung von Hobbygärtnern, zur zertifizierten Netzwerk- und Internetmanagerin, technischen Redakteurin und anderem mehr. Bisher finanzierte ich meine Online-Veröffentlichungen über Werbung, was seit der zunehmenden mobilen Nutzung und den Werbeblockern immer schlechter funktioniert. Deshalb kann man mich jetzt auch per Paypal ("Kaffeekasse") unterstützen: paypalme/eva4tinto. Danke!
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