Wir sind Friedensnobelpreisträger – und das find ich toll!

Gestern Morgen hatte ich mir überlegt, dass ich mich von dem ganzen Hin und Her der Europäischen Union (EU) und der Währungsgemeinschaft Euro-Staaten im Besonderen, dem ständigen Beschließen, Aufbegehren, Beschlüsseumwerfen, Neudiskutieren nicht mehr nerven lassen, sondern das positiv sehen will: Politiker und Bürger verschiedener Staaten, die sich früher bekriegt haben, stehen in ständigem Austausch miteinander und lernen möglicherweise voneinander. Sie reden und diskutieren. Es könnte schlimmer sein.

Dann kam die Nachricht, dass die EU den Friedensnobelpreis 2012 erhält. Und das hat mich emotional umgehauen.

Ob „wir“ Papst oder Fussballweltmeister sind oder waren, hat mich nie interessiert. Nicht nur, weil ich mit Päpsten persönlich nichts am Hut habe und ich es, wenn eine deutsche Mannschaft eine Meisterschaft gewinnt, nicht als meinen persönlichen Verdienst ansehe, sondern auch, weil es sich für mich in dieser Zeit der Globalisierung und großen Veränderungen zu kleingeistig anfühlte. Zwar bin ich glücklich, in einem demokratischen Deutschland geboren und aufgewachsen zu sein und ich lebe gerne hier – was nicht heißt, dass ich nicht auch viel zu meckern hätte -, aber ich habe nichts dafür tun müssen, deutsch zu sein.

Die Europäische Union aber ist etwas Größeres, sie ist eine Herausforderung: Sie war nicht von alleine da, sie ist nicht fertig, sie macht Probleme und sie kostet – nicht nur Geld, sondern auch jede Menge Zeit und Nerven. Jeden Tag muss man sich mit ihr auseinandersetzen – mit neuen gesetzlichen Regelungen, Ungerechtigkeiten und so weiter – sich über die verschiedenen Positionen informieren, abwägen und diskutieren. Und warum soll man sich das antun? Weil sie wichtig ist, zum einen für den Frieden, zum anderen – meiner Ansicht nach -, weil wir als einzelnes Land ohne sie in ein paar Jahren in dieser Welt der aufstrebenden Mächte wie China, Indien etc. wirtschaftlich und politisch völlig in die Bedeutungslosigkeit abdriften würden. Als Europäische Union aber werden wir vielleicht noch etwas Gewicht haben und uns auch für unsere Werte, die wir bei allen Fehlern doch haben, stark machen können.

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Ich habe von meinen Eltern und Großeltern noch die Geschichten vom Krieg erzählt bekommen – wie es ist, ausgebombt zu werden, Elternteile u. a. Menschen zu verlieren, das Zuhause mit nichts für immer verlassen zu müssen etc. – und bin selbst mit der Angst vor dem dritten Weltkrieg und der Atombombe aufgewachsen. Ich kann die Dankbarkeit für Frieden jeden Moment fühlen. Das macht es natürlich einfacher, die Querelen und Unstimmigkeiten der Europäischen Union auszuhalten, und den Preis, den etwas Wertvolles eben immer kostet, in Kauf zu nehmen. Für die Jüngeren ist das möglicherweise nicht mehr so leicht nachzufühlen.

Deshalb finde ich es wunderbar, dass wir als Europäische Union diesen Friedensnobelpreis 2012 bekommen – auch wenn viele engagierte Einzelpersonen, die für ihre Einstellung ihr Leben und ihre Freiheit riskieren oder sogar verloren haben, ihn wahrscheinlich noch mehr verdient hätten. Aber ich hoffe, dass dieser Friedensnobelpreis Anlass für viele junge Menschen ist, sich noch einmal mit der europäischen Geschichte zu befassen und zu erkennen, dass Frieden nicht selbstverständlich ist und dass die Europäische Union etwas Wertvolles ist, an dem seit Jahrzehnten gearbeitet wird und unbedingt weiter gearbeitet werden sollte.

Ja, die Europäische Union (und erst recht die Währungsunion der Euro-Staaten) ist nervig und vieles läuft auch schief. Sie ist eben noch lange nicht fertig, sie ist ein Prozess – ein lang andauernder Prozess -, zu dem viele Diskussionen und das Voneinanderlernen gehören. Aber ich finde das Ziel – ein friedliches, zusammenarbeitendes Europa – lohnt das.

Danke für diesen Friedensnobelpreis 2012 für die Europäische Union. Unser nächstes großes Ziel muss der Friedensnobelpreis für eine Welt-Union sein.

Über Eva Schumann

Garten(bau) und Gärtnern sind meine Therapie und Leidenschaft und sie waren viele Jahre mein Beruf. Zu meinem Gartenbau-Studium kam ich über den zweiten Bildungsweg, denn da lernte ich den Spaß am Lernen und so wurde lebenslanges Lernen zu meinem Lebensmotto. Ich bin Fachfrau auf mehreren Gebieten, denn ich habe mehrere Ausbildungen (Einzelhandelskauffrau Parfümerie, abgeschlossenes Studium Gartenbau, Weiterbildung Netzwerk- und Internetmanagement, Schulungen technische Redaktion, IT, Mobilfunknetze, Programmierung, Datenbanken und mehr) und auch ausgiebig Berufserfahrung gesammelt. Daneben bin ich immer leidenschaftliche Hobbygärtnerin (Garten, Balkon, Terrasse) und Hobbybörsianerin (aus Begeisterung für das Internet) geblieben. Ich verdiene meinen Lebensunterhalt heute als freie Journalistin, Bloggerin, Texterin, Buchautorin und Technische Redakteurin (mehr siehe www.evaschumann.biz) sowie über meine werbefinanzierten Publikationen im Internet (Portalseite www.tinto.de). Buchen Sie Werbeplatz oder bestellen Sie frische Texte, Bilder oder anderen Content bei tinto@tinto.de oder eschumann@evaschumann.biz
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