Darlehen zur Immobilienfinanzierung (Hypothekendarlehen, Baufinanzierung) sind derzeit günstig – ca. 3 Prozent effektiver Jahreszinssatz bei 10 Jahre Zinsbindung und einer Beleihung von maximal 80 %. Gleichzeitig treibt die Menschen die Sorge um ihr Geld: Wo sind die Ersparnisse sicher, wenn es mit der Wirtschaft bergab geht? Nachdem Gold im letzten Jahr gezeigt hat, dass der Goldpreis nicht nur steigen kann, liebäugeln jetzt viele mit Immobilien – und wenn die Ersparnisse für die begehrte Immobilie nicht reichen, dann nimmt man eben eine Hypothek bzw. ein Grundschuld-Darlehen auf, denn die Zinsen sind ja so niedrig. „Mit Immobilien kann man nichts falsch machen, Immobilien sind sicher“, ist ein Spruch, der sich über Generationen hinweg hält.
Aber stimmt das? Wenn man schaut, wer derzeit Immobilien als sichere Anlage anpreist, dann sind das vor allem die, die an der Immobilienvermittlung verdienen (Makler, Immobilienplattformen), und die, die am Geldverleihen Geld verdienen (Banken, Berater). Und man sollte nicht vergessen, was einer der Hauptauslöser für die derzeitigen Weltwirtschaftsprobleme war: eine geplatzte Immobilienblase in den USA, die zuerst die Häusle-Besitzer, dann Banken und danach Staatshaushalte ins Wanken brachte.
AnzeigeSicher – Immobilien haben ihre Vorteile, vor allem die, die man selbst bewohnt:
- Man muss keine Miete bezahlen.
- Man braucht keine Angst vor einer Kündigung seitens des Vermieters zu haben.
- Man kann in seiner eigenen Immobilie weitgehend gestalten und dekorieren, wie man will.
- Man braucht keine Angst vor Inflation haben.
Aber Immobilien haben auch Nachteile:
- Man zahlt zwar keine Miete, aber – wenn man ein Darlehen (Hypothekendarlehen, Grundschulddarlehen) aufgenommen hat – Tilgung und Zinsen.
- Man muss Geld für die Instandhaltung und Renovierungen einplanen und ansparen.
- Das in eine Immobilie investierte Geld ist langfristig gebunden, denn ein Immobilienverkauf ist vergleichsweise aufwändig.
- Eine Immobilie macht unflexibel – man kann sie nicht mitnehmen, wenn man wegen des Jobs in eine andere Stadt umziehen muss. Und will man vor Ende der Zinsbindung seinen Darlehensvertrag/Hypothekenvertrag kündigen, muss man eine Vorfälligkeitsentschädigung zahlen. Dabei verliert man meistens Geld. Andererseits: Die Immobilie zu vermieten, ist risikobehaftet, vor allem wenn man sie aus der Ferne verwalten muss.
Es heißt zwar immer, eine Immobilie verliert nicht an Wert – das gilt aber nur, wenn man gute Qualität zu einem günstigen Preis in guter Lage gekauft hat und diese Qualität auch erhält, indem man die Immobilie hegt und pflegt – und wenn einem der Staat oder die Kommune nicht irgendwie ins Gehege kommt, z. B. mit einer neuen Startbahn, die den Flughafen bedrohlich näher kommen lässt, einem Ausbau des nahen Feldweges zur Umgehungsstraße, der Genehmigung zur Gasförderung im ehemaligen Naturschutzgebiet nebenan, dem Bau eines Industrieparks in unmittelbarer Nachbarschaft o. ä.
Auch Immobilienpreise sind Marktpreise – sie ergeben sich aus Angebot und Nachfrage, und die sind nicht immer gleich. Jetzt, da die Zinsen günstig sind, ist die Nachfrage nach Immobilien hoch und dementsprechend sind es auch die Immobilienpreise. Der Preis sinkt, wenn die Nachfrage sinkt – z. B. wenn die Zinsen steigen oder die ehemals gute Lage verändert wird oder die Wohngegend aus irgend welchen Gründen verkommt.
Immobilien können eine gute Geldanlage sein, aber es gibt eben auch Nachteile und Risiken. Daher sollte man nicht alles, was man an Ersparnissen hat, in eine Immobilie stecken und sich gleichzeitig auch noch stark verschulden. Am besten eignen sich Immobilien als ein Standbein von mehreren einer diversifizierten Geldanlage/Altersvorsorge nach Plan. Wenn man dann auch noch ein gutes Objekt in guter Lage zu günstigem Preis findet, dann ist die aktuelle günstige Zinslage jedenfalls kein Hinderungsgrund.
Eine Antwort auf Immobilien kaufen? Warum nicht.