Hilfe, meine Tomaten-Pflanze hat Hunger! Das erkennt man an den gelben Blättern im unteren Bereich, die die Pflanze seit drei Tagen hat, während oben viel junger Austrieb mit normaler Blattfarbe und -form zu sehen ist. Beide Pflanzen im Kübel – die Tomaten-Pflanze und die Tomatillo-Pflanze, die sich mit ihr den Platz teilen muss – sind in den letzten beiden Wochen ziemlich gewachsen, und weil in der Erde trotz meiner Düngung (ist schon einige Wochen her) am Ende nicht mehr genügend Nährstoffe waren, hat der Neuzuwachs die Nährstoffe aus den älteren Blättern „abgesaugt“. Mit diesem Nährstoff-Umbau-Mechanismus versucht die Pflanze sich nicht ausbremsen zu lassen.
So ein Nährstoff-Umbau innerhalb einer Pflanze klappt allerdings nur bei mobilen Nährstoffen wie Stickstoff. Andere Nährstoffe wie Eisen kann die Pflanze nicht an einer Ecke herauslösen und woanders neu verwerten. Auf Eisenmangel deutet daher hin, wenn die jungen Blätter gelb sind und die unteren Blätter normal.
Hinweis: Blattaufhellungen können auch andere Ursachen haben, beispielsweise Krankheiten (Virus-, Bakterien- oder Pilzkrankheiten), Schädlingsbefall (beispielsweise Spinnmilben), Standort- und Pflegeprobleme.
Nährstoffe für Pflanzen – woher kommen sie?
Bei der im Bild gezeigten Pflanze handelt es sich um eine Tomate im Kübel, die ihre Nährstoffe nur aus der Erde im Kübel beziehen kann. Schuld an deren aktuellem Nährstoff-Mangel bin natürlich ich: Wegen des schlechten Wetters hatte ich mit weniger Wachstum und geringerem Nährstoffbedarf gerechnet, und deshalb nicht ausreichend gedüngt – was ich privat auch nur Pi mal Daumen mache. Aber natürlich beobachte ich meine Pflanzen immer genau, um gegensteuern zu können.
Düngen: Nährstoffmangel beheben
Da ich aktuell keinen eigenen Kompost habe, dünge ich meine Tomaten, wie auch alle anderen Pflanzen, mit einem festen organischen Dünger (2013: 7 Prozent Stickstoff, 3 Prozent Phosphat und 10 Prozent Kali; seit 2014 bin ich auf einen vegetarischen Dünger umgestiegen: 5 Prozent Stickstoff, 3 Prozent Phosphat und 6 Prozent Kali). Dieser Dünger ist wie Kompost eher langsam wirkend – abhängig von der Temperatur und Feuchtigkeit werden die organischen Verbindungen durch Mikroorganismen in pflanzenverfügbare Nährstoffe umgewandelt.
Meine Pflanzen hätten in den letzten Wochen, während des Wachstumsschub bei warmen Wetter, etwas mehr Nährstoffe gebraucht, als ich ihnen gegeben habe, vor allem mehr Stickstoff.
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Schnell wirkender Dünger
Am schnellsten kann man einen Nährstoffmangel mit einem Blattdünger beheben, jedenfalls wenn es sich um einen Nährstoff handelt, der über die Blätter aufgenommen werden kann – und dazu gehört Stickstoff. Allerdings habe ich keinen Blattdünger zuhause und ich möchte mir wegen zwei Pflanzen auch keinen anschaffen.
Die zweitschnellste Möglichkeit ist ein schnell wirkender Flüssigdünger, den man dem Gießwasser beimischt. Diesen Weg bin ich gegangen – jedoch nicht mit einem reinen Stickstoffdünger, da ich nur einen flüssigen Universaldünger zuhause hatte. Außerdem dünge ich diese Woche wie geplant wieder mit dem organischen Festdünger.
Organische Dünger
Die langsamste Wirkung hat ein fester organischer Dünger. Organische Dünger (zu denen auch Kompost aus dem Garten gehört) sind zwar allgemein zu bevorzugen, weil sie das Bodenleben fördern, und sie sind es auch aus ökologischer Sicht, weil sie meistens aus organischen Abfällen aufbereitet werden. Allerdings müssen organisch gebundene Nährstoffe erst umgebaut werden, denn letztendlich werden fast alle Nährstoffe von den Pflanzenwurzeln erst aufgenommen, wenn sie vom Bodenleben in eine mineralische bzw. lösliche Form gebracht wurden. Dieser Nährstoff-Umbau passiert im Boden und ist stark abhängig von Bodentemperatur, Bodenfeuchte, pH-Wert und davon, wie und wie gut der Boden belebt ist (Bodenorganismen). Die Nährstoff-Freisetzung und -Bindung im Boden ist wegen der vielen, sich gegenseitig beinflussenden Faktoren nicht immer einfach vorhersehbar. Aber vorausschauendes Denken ist bei der Düngung mit organischen Düngern wichtig.
Pflanzennährstoff Stickstoff
Stickstoff ist für den Aufbau organischer Stickstoffverbindungen wie Eiweißstoffe, Enzyme, Vitamine und Blattgrün (Chlorophyll) nötig. Erst durch das Chlorophyll kann die Pflanze Fotosynthese betreiben und letztendlich leben und wachsen.
Stickstoffmangel wirkt als Wachstumsbremse, denn Stickstoff ist ein so genannter Minimumsfaktor: Fehlt er, hilft es auch nicht, wenn von etwas anderem viel da ist. Besonders problematisch ist Stickstoffmangel, wenn er schon bei jungen Pflanzen auftritt, denn die Pflanzen hören dann auf zu wachsen (Wachstumsstockung), wirken „sperrig“ und bilden vorzeitige „Not-„Blüten, doch die Früchte aus diesen Blüten sind eher spärlich und bleiben klein. Tritt der Stickstoffmangel erst bei einer größeren Pflanze auf, kann man ihn leichter ausgleichen, indem man düngt.
Stickstoffüberversorgung ist auch nicht gut. Stickstoff ist nicht nur in der Pflanze mobil, sondern – sobald er mineralisiert ist – auch im Boden leicht löslich, er kann also leicht ausgewaschen werden.
Abgesehen davon, dass dann meist ein Teil des löslichen Stickstoffs (egal, ob er ursprünglich aus organischem oder mineralischem Dünger stammte) aus dem Boden bzw. der Pflanzenerde (Substrat) ausgewaschen werden kann, tut ein Zuviel an Stickstoff auch den Pflanzen nicht gut. Tomaten bilden bei Stickstoffüberdüngung beispielsweise enorm viele, sehr dunkelgrüne Blätter, die im oberen Bereich der Pflanze schopfartig umgebogen sind. Wenn man das feststellt, sollte man sofort mit der Stickstoffdüngung aufhören – also keinen Dünger mehr geben, der Stickstoff enhält. Blüten- und Fruchtbildung können durch Stickstoffüberschuss verzögert werden und oft sind die Pflanzen anfälliger für Schädlinge. Sogar auf den Geschmack soll sich Stickstoffüberschuss negativ auswirken. Und bei sehr hohem Stickstoffüberschuss und gleichzeitigem Lichtmangel kann es auch zu einer Nitrat-Anreicherung in den Pflanzen kommen. Aus den Nitraten können wiederum Nitrite und Nitrosamine gebildet werden. Beim Winteranbau von Gemüse im Gewächshaus ist also besonders auf eine bedarfsgerechte Düngung zu achten.
Möglicherweise resultiert der Stickstoffmangel an meinen Tomaten und Tomatillos auch daher, dass der viele Regen den bereits mineralisierten Stickstoff aus der Topferde herausgelöst hat und ich ihn mit dem überschüssigen Wasser im Untersetzer weggekippt habe. Der Rasen kann sich freuen. Eine andere mögliche Ursache ist, dass ein Teil des Stickstoffs, den ich gedüngt habe, von der Erde selbst gebunden wurde – so eine Stickstoffbindung passiert zum Beispiel, wenn kohlenstoffreiche Materialien wie Rinde oder Stroh reichlich im Boden oder in der Pflanzenerde vorhanden sind (und ich hatte torffreie Bio-Erde gekauft), denn da bauen sich dann natürliche Populationen von Boden-Mikroorganismen auf, die die Rinde zersetzen wollen. Wir Hobbygärtner und Gärtner wollen diesen Abbau nicht unbedingt, würden gerne einen Teil grobe Bestandteile für die Struktur erhalten, aber so ist die Natur: Sie will kompostieren – zumindest wenn das Temperatur, Feuchte etc. passen. Doch für den Aufbau der Mikroorganismen-Population wird ein Teil des im Boden bzw. in der Erde verfügbaren Stickstoffs verbraucht und den muss man mit Düngung ausgleichen. Dieser Vorgang ist übrigens auch der Grund, warum man, wenn man seine Sträucher mit Rinde mulcht, vorher etwas Stickstoffdünger (z. B. 50 Gramm Hornspäne pro Quadratmeter, für eine 5 cm dicke Rindenmulchschicht) ausstreut und oberflächlich einrecht.
Stickstoffhaltige Dünger
Kompost ist ein Mehrnährstoffdünger: 1 Liter enthält neben anderen Nährstoffen zwischen 2 und 15 Gramm Stickstoff – abhängig davon, wie das Ausgangsmaterial war (Gemüseabfälle und Grasschnitt bringen viel Stickstoff in den Kompost, Holzhäcksel und Stroh senken den Stickstoffanteil).
Reine Stickstoffdünger sind beispielsweise Hornspäne, Horngries, Hornmehl (10 bis 14 Prozent Stickstoff). Weitere stickstoffbetonte organische Dünger sind beispielsweise Schnuckidu Ökodünger (9,4 Prozent Stickstoff) und Euflor Organim (10 Prozent Stickstoff).
Ein paar gelbe Blätter lassen sich verschmerzen
Die alten gelben Blätter meiner Tomaten-Pflanzen werden auch nach meiner Düngung kaum mehr ergrünen, aber das Gelbwerden der unteren Blätter wird sich langsamer oder gar nicht fortsetzen, sobald der Dünger zu wirken beginnt. Und ein paar alte gelbe Blätter schaden der Tomate nicht – es ist also nichts passiert.
Wer Gartenkompost hat, sollte natürlich seinen Gartenkompost als Grunddünger verwenden, wer keinen Gartenkompost hat, nimmt einen organischen Volldünger als Grunddünger. Je nach Pflanzenart müssen Nährstoffe zusätzlich gedüngt werden. Siehe auch Kompost ausbringen. Volldünger und Einzelnährstoffdünger bekommt man im Gartencenter, Baumarkt oder bei (Online-) Gartenfachgeschäften.
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