Torf ist ein begrenzter Rohstoff, der nur sehr langsam nachwächst. Torffreie (Bio-)Erden, Blumenerden und andere Pflanzenerden, enthalten Alternativen zu Torf wie Rindenhumus und Holzfaserstoffe. Hier erhalten Sie Informationen zu torfreduzierten und torffreien Pflanzenerden und wie man Blumenerde einsparen kann. (zuletzt bearbeitet am 22.5.2024)
Mit den ersten Sonnentagen beginnt die Lust aufs Gärtnern und der ein- oder andere schaut schon einmal im Gartencenter oder Baumarkt vorbei und packt neben Primeln, vorgezogenen Blumenzwiebeln und anderen Frühlingsboten auch ein paar Säcke Blumenerde beziehungsweise Pflanzerde ein. Nach den Eisheiligen geht die Balkon-/Pflanzsaison dann richtig los und Einkaufswägen voll mit Blumen und Gemüsejungpflanzen werden zusammen mit zig Blumenerdesäcken zu den Autos gekarrt und nach Hause gebracht.
Der Hauptbestandteil vieler Blumenerden und anderer Pflanzensubstrate ist Torf. Vor allem die Torfkultursubstrate und Einheitserden, aber auch die nicht standardisierten Erden bestehen hauptsächlich aus Torf. Zwar müssen die Zusammensetzungen nicht mehr auf der Verpackung angegeben werden, doch laut BUND für Umwelt und Naturschutz Deutschland lagen die Angaben vor der neuen Gesetzeslage bei 80 bis 100 Prozent Torfgehalt. Daran wird sich nicht viel geändert haben, muss man annehmen, wenn es nicht auf der Packung transparent gemacht wird.
Kritik am industriellen Torfabbau
Der industrielle Torfabbau steht nun schon lange in der Kritik, denn die Moore, die für die Torfgewinnung trockengelegt werden, sind über Jahrtausende entstanden und wertvoller Lebensraum für viele spezialisierte Pflanzen (z. B. fleischfressender Sonnentau, besondere Orchideen) und Tiere (z. B. Sumpfohreule und Birkhuhn, besondere Falter und Libellen). Außerdem sind Moore wichtige Kohlendioxid- (CO2) Speicher – noch wichtiger als Wälder! Bei Trockenlegung wird das „Treibhausgas“ CO2 frei. Laut BUND stammen 4,5 Prozent der deutschen Emissionen aus entwässerten Mooren.
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Blumenerde ohne Torf
Viele Blumenerde-Hersteller haben Alternativen entwickelt. So wird Torf oft völlig oder teilweise durch Rindenhumus (kompostierte Rinde), Grüngutkompost, Holzfaserstoffe und andere Beigaben ersetzt. Wer sich beim Blumenerdekauf für die torffreien Varianten, die es längst in jedem Gartencenter und Baumarkt gibt (vor Ort und im Internet), entscheidet, tut also etwas für Klima und Umwelt.
Bio-Blumenerde
„Bio“ und „torffrei“ sind zwei ganz unterschiedliche Qualitätskriterien. „Torffrei“ ist noch nicht „bio“ und „bio“ bedeutet nicht automatisch „torffrei“. Wer noch einen Schritt weiter gehen möchte als „torffrei“, fragt nach torffreien Bio-Erden. Allerdings sind Bio-Erden nur dann „wirkliche“ Bio-Erden, wenn sie das entsprechende Siegel nach den Vorgaben der EU (EU-Öko-Verordnung) oder der Bio-Produktionsverbände (Demeter, Bioland oder andere) tragen. Der Begriff „Bio“ ist leider bei Erden/Substraten nicht geschützt und viele Firmen setzen „Bio“ schon mit der Begründung in den Namen der Blumenerde, dass ihre Blumenerde aus nachwachsenden Rohstoffen sei oder die Verpackung aus einem weniger schädlichen Kunststoff als andere, ohne dass die Erde tatsächlich Bioqualität und ein Bio-Siegel hat.
Torffreie Erden im (Gartenfach-) Handel
Beispiele für torffreie (Bio-) Erden:
- Neudorff Neudohum Bio Aussaat- und Kräutererde torffrei und vegan*
- Compo Bio Anzucht- und Kräutererde torffrei*
- Terrabrill Bio Gemüse- und Kräutererde | Bio Blumen- und Pflanzerde | Bio Balkonkastenerde (torffrei und klimaneutral)
- Floragard Bio-Erde belebend, torffrei und vegan*
- Ökohum Bio Universalerde
- Plantura Bio Universalerde*
- Compo Bio Universalerde torffrei*
- Schöner Garten Bio-Blumenerde (von Kleeschulte)
- Ecosus Universal-Blumenerde (von Hölscher)
- Ricoter Blumenerde ohne Torf
- BIO Pflanzsubstrat ohne Torf von ASB Greenworld
- Fruhstorfer-Bio-Blumenerde
- NeudoHum Blumenerde von Neudorff*
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Torffreie Bio-Erden verwenden
Wer bisher Torfkultursubstrate, Einheitserden bzw. torfhaltige Blumenerden gewohnt ist, muss sich umstellen, denn torffreie Pflanzen-/Blumenerden haben nicht unbedingt die gleichen Eigenschaften. Sie können sich beispielsweise hinsichtlich Struktur, Wasserhaltevermögen, Nährstoffgehalt und Nährstoffumsetzung von den Erden, die wir gewohnt sind, unterscheiden. Deshalb ist es ratsam, vor dem Gießen zu prüfen, ob die Erde noch feucht ist. Das könnte man mit einem Feuchtemesser (Tensiometer) tun, aber der Finger reicht auch – allerdings nur, wenn man wirklich tief bohrt, denn grobe Substrate sind vielleicht oben trocken, aber im Inneren doch noch ausreichend feucht. Ein Zuviel an Wasser ist aber mindestens ebenso schädlich wie ein Zuwenig. Ansonsten sollte man seine Pflanzen gut beobachten – so lassen sich auch Nährstoffmangel oder -Nährstoffüberschuss früh erkennen und beheben.
Torffreie Blumenerde selbst mischen
Wer seine torffreie Blumenerde selbst mischen möchte, kann dies zum Beispiel mit dem folgenden Blumenerde-Rezept. Man mische diese Zutaten:
- 25% Rindenhumus
- 25% Gartenkompost
- 50% Gartenerde
- 35% Holzfaserstoffe
- 30% Rindenhumus
- 25% Gartenkompost
- 10% Ton
Der Ton bzw. der Tonanteil der Gartenerde bringt feine Poren in die Blumenerde. Wasser, gelöste Nährstoffe und Mineralien werden dadurch vor dem Auswaschen besser geschützt. Der Ton ist also ein guter Puffer, aber macht die selbst gemachte Blumenerde bzw. eine gute Blumenerde aus dem Handel auch etwas schwerer als grobe oder faserige organische Bestandteile, die viel Luft enthalten können.
Blumenerde sparen
Nicht nur aus ökologischen Gründen, sondern auch wegen der unangenehmen Erde-Schlepperei (Bootcamp-Fitness mit Schlammcatchen im Baumarkt) versuche ich, Blumenerde zu sparen. Das mache ich beispielsweise so: Wenn ich Kübel oder Töpfe neu bepflanze, dann gebe ich in das neue Gefäß aus Ton, Terracotta oder einem anderen frostfesten Material für Pflanzgefäße unten ein paar Tonscherben hinein (später darf man dann aber nur mit Arbeitshandschuhen in solchen Töpfen graben), dann eine oder mehrere abgestorbene Pflanzen vom Vorjahr mit zerpflücktem Wurzelballen, dann erst frische Blumenerde, in die ich die neue Pflanze einpflanze. Die toten Pflanzenteile können dann im Topfinneren wie im Hochbeet oder auf dem Kompost verrotten. Das Pflanzgefäß wird zu einem „Miniatur-Hochbeet“ beziehungsweise zum „bepflanzten Kompostkasten“.
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Weitere Informationen
- Torffreie und torfreduzierte Pflanzerden für Balkon, Terrasse, Garten und Gewächshaus (tinto bloggt)
- Einkaufsführer für torffreie Erden (BUND für Umwelt und Naturschutz Deutschland)
- Besser gärtnern ohne Torf (LBV Landsberg)
Dieser Beitrag wurde 2013 zum ersten Mal veröffentlicht und mehrmals aktualisiert
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Flexibel und mobil gärtnern: Blumen, Gemüse & Kräuter, Stauden und Gehölze in Töpfen und anderen Pflanzgefäßen anbauen und so Balkone, Terrassen, Dachterrassen, Eingangsbereiche verschönern und/oder für den Selbstversorgeranbau nutzen. Standortgerecht Gartenträume wahr machen – vom ansprechenden Eingangsbereich über Duft-, Bienen-, Künstlerbalkon bis zur Wohlfühloase und/oder Selbstversorgerterrasse auf dem Dach.
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