Weniger Gift durch elektronische Saatgutbeizung

Vor ein paar Jahren wurde die elektronische Saatgutbeizung entwickelt. Sie wird hauptsächlich bei Saatgut von Getreide, Mais und anderen Feldfrüchten eingesetzt. Sie soll genauso wirksam wie die chemische Saatgutbeizung sein und etwa genauso viel kosten, fügt der Umwelt aber keine belastenden Stoffe hinzu. Die Nachfrage seitens der Landwirtschaft ist groß. Die BayWA AG investiert in eine neue Anlage im Osten Deutschlands.

Saatgut ist ein kostbares Gut – es ist der Ertrag von morgen und die Lebensgrundlage der Zukunft. Saatgut vor Krankheiten, Insekten und Vögel zu schützen, hat deshalb eine lange Geschichte: Die alten Agypter, Griechen und Römer verwendeten Asche, Zwiebelsud, die Reste der Olivenpressung und anderes mehr. Seit dem 17. Jahrhundert kamen giftige Stoffe wie Kupfervitriol und Arsenpräparate, Ende des 19. Jahrhunderts sogar Quecksilber hinzu. Später wurden anwenderfreundlichere Präparate entwickelt, doch auch diese stehen wegen ihrer Neben- und Langzeitwirkungen auf die Artenvielfalt, Bienengesundheit, Bodenleben, Wasserlebewesen, Trinkwasser und sogar den menschlichen Hormonhaushalt in der Kritik.

Elektronische Saatgutbehandlung statt chemischer Saatgutbeizung

Viele Jahre wurde nach alternativen Möglichkeiten der Saatgutbeizung gesucht, denn natürlich sind die chemischen Beizen im biologischen/ökologischen Anbau nicht erlaubt, außerdem sind sie unangenehm für alle, die damit arbeiten müssen, und sie passen nicht zum zunehmenden Umwelt- und Gesundheitsbewusstsein.

Und siehe da, dank einiger cleverer und engagierter Menschen wurde eine physikalische Möglichkeit entdeckt und die entsprechende Technologie geschaffen: die Saatgutbeizung mit Strom. Genauer gesagt, handelt es sich um eine „Elektronenbeize“ in einer Anlage, bei der Elektronen anhaftende Krankheitskeime wie Pilze, Bakterien und sogar Viren bis zu einer bestimmten, von der Samenart abhängigen Eindringtiefe zerstören.

2002 stellten das Dresdner Fraunhofer Institut für Organische Elektronik, Elektronenstrahl- und Plasmatechnik (FEP) und die Schmidt-Seeger GmbH einen Prototypen (e-ventus) vor. Genutzt wurde die Technologie dann von der BayWa (e-pura) und von der Ceravis AG (e-vita). 2015 wurde eine kleine, handlichere Schwester der e-ventus, die Evonta e-3, auf der Agritechnica als Weltneuheit präsentiert, die nicht nur für das Saatgut von Getreide, Mais, Raps und Zuckerrüben bestimmt ist, sondern auch für anderes Saatgut geeignet sein soll. Das elektronische Beizverfahren ist auch für ökologisch erzeugtes Saatgut erlaubt.

Auch wenn die „kleine“ Evonta e-3 noch nichts für den Hausgebrauch beim samenvermehrenden Hobbygärtner ist, kostet sie doch etwa 650.000 Euro, können wir uns als Verbraucher doch freuen, wenn die Landwirtschaft und der Gartenbau auf eine umweltfreundliche Technologie zurückgreifen können, die letztlich uns allen zugutekommt.

Die Nachfrage aus der Landwirtschaft nach elektronischer Saatgutbeizung ist jedenfalls da, so dass beispielsweise die BayWA AG in Ostdeutschland gerade 2,4 Millionen Euro in eine mobile Anlage nach dem e-pura-Verfahren investiert, um sie an mehreren BayWa-Standorten der Agrarspartenregion Ost einzusetzen.

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Ein klein wenig muss man seine Freude jedoch dämpfen: Lediglich samenbürtige Erreger werden durch die Elektronenbeizung zerstört. Bodenbürtige oder anfliegende Krankheiten und Schädlinge können auf die Weise nicht in Schach gehalten werden, dazu sind Kulturtechniken wie ausreichender Fruchtwechsel, Mischkultur, Erhalt oder Schaffung von Feldrainen sowie Gehölzstreifen, Maßnahmen zur Förderung des Bodenlebens und anderes mehr notwendig.

Quellen

Über Eva Schumann

Garten(bau) und Gärtnern sind meine Therapie und Leidenschaft und sie waren viele Jahre mein Beruf. Zu meinem Gartenbau-Studium kam ich über den zweiten Bildungsweg, denn da lernte ich den Spaß am Lernen und so wurde lebenslanges Lernen zu meinem Lebensmotto. Ich bin Fachfrau auf mehreren Gebieten, denn ich habe mehrere Ausbildungen (Einzelhandelskauffrau Parfümerie, abgeschlossenes Studium Gartenbau, Weiterbildung Netzwerk- und Internetmanagement, Schulungen technische Redaktion, IT, Mobilfunknetze, Programmierung, Datenbanken und mehr) und auch ausgiebig Berufserfahrung gesammelt. Daneben bin ich immer leidenschaftliche Hobbygärtnerin (Garten, Balkon, Terrasse) und Hobbybörsianerin (aus Begeisterung für das Internet) geblieben. Ich verdiene meinen Lebensunterhalt heute als freie Journalistin, Bloggerin, Texterin, Buchautorin und Technische Redakteurin (mehr siehe www.evaschumann.biz) sowie über meine werbefinanzierten Publikationen im Internet (Portalseite www.tinto.de). Buchen Sie Werbeplatz oder bestellen Sie frische Texte, Bilder oder anderen Content bei tinto@tinto.de oder eschumann@evaschumann.biz
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