Wie viel Transparenz braucht ein Blog?

Und was gehört eigentlich dazu? Einladung zur Blogparade.

Transparenz bedeutet Durchsichtigkeit im Sinne von Offenlegung und Aufklärung. Bürger fordern Transparenz von der Politik, Verbraucher von Produktherstellern, Leser/Konsumenten fordern Transparenz von Zeitungen, Fernsehen und Radio.

Die meisten Blogleser wünschen sich Transparenz im Sinne von Offenlegung, was durch redaktionelle Arbeit entstandener Content (Text, Audio, Video, Links) und was Werbung ist beziehungsweise was gesponsert wurde. Im Fall der Trennung von Content und Werbung gibt es zum Schutz der Leser sogar gesetzliche Vorschriften (Telemediengesetz), die eingehalten werden müssen. Bei anderen Problemen wie dem des Interessenkonfliktes gibt es den Pressekodex des Deutschen Presserates. Doch muss/soll sich auch ein Blogger an den Pressekodex halten? Manche Situationen sind ungeklärt oder sogar unausgesprochen. Wie stehen Leser und Blogger zur Transparenz und wo liegen für sie jeweils die Grenzen?

Alle sind herzlich eingeladen, sich an der Blogparade zu beteiligen – mitzubloggen und/oder zu kommentieren.

Meine eigenen Gedanken zum Thema Transparenz beim Bloggen

Transparenz kann Vertrauen und Glaubwürdigkeit schaffen, sie scheint mir daher ein wichtiges Merkmal eines Blogs zu sein.

Als Blogleserin möchte ich gerne wissen, wann und von wem ein Blogpost geschrieben wurde. Datum und Name des Verfassers gehören für mich zu jedem Blogpost dazu. Noch mehr (fachliches) Vertrauen schaffen ein paar Hintergrundinformationen, woher der Verfasser seine Kompetenz zum Thema hat. Gehört der Blog zu einem Unternehmen oder einer Organisation, möchte ich auch das wissen – solche Informationen erst nachträglich durch Recherche oder einen Zufall zu erfahren, würde mein Vertrauen erschüttern.

Über Transparenz im Sinne von §6 des Telemediengesetzes, das die Trennung von Werbung und redaktionellem Teil vorsieht (Trennungsgebot) und so Schleichwerbung verhindert, habe ich bereits bei Bezahlte Blogartikel – Sponsor Posts und Sponsored Posts geschrieben. Sie ist für mich ein absolutes Muss.

Problem „Gemeinmachung“
Als JournalistIn soll man sich (eigentlich) nicht gemeinmachen mit denen, über die man schreibt, sondern Distanz wahren. Im Prinzip möchte ich mich auch als BloggerIn weitgehend an journalistische Gepflogenheiten halten, doch die Nicht-Gemeinmachung beim Bloggen bereitet mir Probleme. Schon durch die Auswahl meiner Themen in manchen meiner Blogs mache ich mich beispielsweise gemein mit denen, die sich für Ökologie und Nachhaltigkeit einsetzen – auch wenn ich versuche, kritisch zu bleiben, denn Schwarz-Weiß-Malerei, Manipulation durch Vereinfachung und erst recht Falschinformationen zu verbreiten finde ich auf keiner Meinungsseite tolerierbar.

Ich versuche, die Transparenz dadurch zu wahren, dass ich die journalistische Form jeweils erkennbar mache. Der Leser soll erkennen, was Information und was Meinung ist – im zweiten Fall schreibe ich in der Regel beim Titel oder in der Einleitung „Kommentar“, „Rant“ (schimpfender Monolog) oder Ähnliches hinzu. Und wenn ein Blogartikel weitgehend Nachricht ist, die ich aber in Teilen oder am Ende bewerte, dann kennzeichne ich die Bewertung mit „meiner Meinung nach“. Aber was denken andere: Ist ein Blog grundsätzlich als meinungsgefärbt anzusehen?

Problem „Interessenskonflikt“
Ich blogge auch über Geld und Geldanlage und habe selbst ein kleines Depot mit ein paar wenigen Aktien und Fonds – nur so konnte ich jahrelang Erfahrungen sammeln. Nach den publizistischen Grundsätzen (Pressekodex) des Deutschen Presserates, Richtlinie 7.4, soll man nicht über Wertpapiere schreiben, die man innerhalb der letzten zwei oder der nächsten zwei Wochen gekauft oder verkauft hat beziehungsweise kaufen oder verkaufen wird. Ansonsten seien Interessenkonflikte bei der Erstellung oder Weitergabe von Finanzanalysen in geeigneter Weise offenzulegen. Ich habe mich entschieden, lieber ganz auf Analysen von Wertpapieren zu verzichten, denn bei Offenlegung befürchte ich, dass Leser die Nennung von Unternehmen als Börsenempfehlung missverstehen könnten – und diese Verantwortung will ich nicht übernehmen. Was für mein Minidepot passt, ist für andere in anderen finanziellen Verhältnissen und persönlichen Situationen möglicherweise völlig ungeeignet.

Was mir aber noch leichtes Kopfzerbrechen bereitet, sind Verbraucherthemen, die Unternehmen betreffen, von denen ich eventuell ein paar Aktien habe. Wenn ich in einem Artikel über nachhaltige Banken eine bestimmte Bank, in einem Artikel über Lebensmittelqualität einen Öko-Lebensmittelhänder und in einem Artikel über eine Creme den Hersteller erwähne, überlege ich, ob ich es offenlegen muss, wenn ich von denen zufällig ein paar Aktien im Depot habe. Erwartet der Leser diese Transparenz? Ich befürchte nur, dass er/sie dann völlig falsche Vorstellungen von meinen Vermögensverhältnissen bekommt und dass jemand meine Offenlegung als Kaufempfehlung für bestimmte Wertpapiere missverstehen könnte. Inzwischen habe ich beide Wege – mit und ohne Offenlegung – ausprobiert und habe mich bei Verbraucherthemen dafür entschieden, von der Offenlegung abzusehen, denn meine Bewertung einer Fußcreme wird den Kurs des Herstellers, der Zehntausende von Produkten hat, nicht beeinflussen und niemand kann glauben, dass der Besitz von ein paar wenigen Aktien meine Objektivität bei der Beurteilung einer Creme beeinflussen würde. Oder?

Wo kommen andere Blogger ins Grübeln und für welchen Weg entscheiden sie sich – das würde ich gerne mit meiner Blogparade herausfinden. Und natürlich möchten wir alle gerne wissen, was unsere Leser darüber denken.

Blogparade – Bedingungen

Die Blogparade lief bis zum 1.5.2015.
Herzlichen Dank fürs Mitmachen – sei es mit einem gemeldeten Blogbeitrag, mit Kommentaren in den sozialen Netzen oder einfach fürs Mitdenken.

Gemeldete Blogbeiträge:

Informationen zum Thema

Über Eva Schumann

Garten(bau) und Gärtnern sind meine Therapie und Leidenschaft und sie waren viele Jahre mein Beruf. Zu meinem Gartenbau-Studium kam ich über den zweiten Bildungsweg, denn da lernte ich den Spaß am Lernen und so wurde lebenslanges Lernen zu meinem Lebensmotto. Ich bin Fachfrau auf mehreren Gebieten, denn ich habe mehrere Ausbildungen (Einzelhandelskauffrau Parfümerie, abgeschlossenes Studium Gartenbau, Weiterbildung Netzwerk- und Internetmanagement, Schulungen technische Redaktion, IT, Mobilfunknetze, Programmierung, Datenbanken und mehr) und auch ausgiebig Berufserfahrung gesammelt. Daneben bin ich immer leidenschaftliche Hobbygärtnerin (Garten, Balkon, Terrasse) und Hobbybörsianerin (aus Begeisterung für das Internet) geblieben. Ich verdiene meinen Lebensunterhalt heute als freie Journalistin, Bloggerin, Texterin, Buchautorin und Technische Redakteurin (mehr siehe www.evaschumann.biz) sowie über meine werbefinanzierten Publikationen im Internet (Portalseite www.tinto.de). Buchen Sie Werbeplatz oder bestellen Sie frische Texte, Bilder oder anderen Content bei tinto@tinto.de oder eschumann@evaschumann.biz
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11 Antworten auf Wie viel Transparenz braucht ein Blog?

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