Engerlinge im Garten und auf dem Balkon

Wer beim Graben im Hochbeet, beim Leeren eines Pflanzkübels oder beim Umschaufeln von Kompost oder Erde im Beet plötzlich einen oder mehrere fette Engerlinge sieht, schreckt erst einmal zurück. Aber keine Panik, sie sind harmlos und viele von ihnen nicht einmal an lebenden Pflanzen interessiert. Welche Engerlinge im Garten und auf dem Balkon auftauchen, wie man sie unterscheidet und wie man sich bei den schädlichen verhält, damit es nicht zu viele werden.

Jedem, der mit Pflanzen arbeitet, sind sie wohl schon einmal begegnet: Engerlinge! Ziemlich fleischige, cremig bis glasig grau gefärbte Larven mit 6 Brustbeinen (3 Paare) gleich hinter dem Kopf. Das andere Ende ist meist verdickt und man sieht den Kotsack dunkel durchscheinen. Manche Engerlinge findet man in Töpfen, Kübeln und Kästen, die samt Erde und abgestorbenen Pflanzenteilen draußen standen, manche im Komposthaufen oder im Hochbeet, andere im Boden, beispielsweise im Rasen. Es sind die Larven von Blatthornkäfern (Scarabaeidae).

Engerling vom Rosenkäfer in Aktion (YouTube, Kanal Eva Schumann – hobbygarten.de)

Einige der Engerlinge können, wenn sie in großer Zahl auftreten, Schäden verursachen, weil sie Wurzeln anfressen. Andere leben nur von abgestorbenem Pflanzenmaterial. Wovon Engerlinge leben, hängt davon ab, wessen Kind sie sind.

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Blatthornkäferarten, ihre Engerlinge und der Umgang mit ihnen

Die Blatthornkäferarten und deren Engerlinge, die im Garten und auf Balkon und Terrasse am häufigsten vorkommen, sind Rosenkäfer, Nashornkäfer, Maikäfer, Junikäfer sowie Gartenlaubkäfer.

Rosenkäfer (Cetonia aurata), Nashornkäfer (Oryctes nasicornis)

Die grün-goldenen Rosenkäfer (Cetonia aurata) sind normalerweise von April bis etwa Oktober unterwegs. Dieser sonnte sich bereits im März auf der warmen Südseitenterrasse. Von oben ist der kleine Kopf unter dem großen Halsschild bei diesem nicht zu sehen.
Bei diesem Rosenkäfer (Cetonia aurata) sah man den Kopf nur von vorne, auch die Haare auf dem Rücken (Flügeldecken und Halsschild) wurden nur aus bestimmten Blickwinkeln je nach Lichteinfall sichtbar.

Die Larven von Rosenkäfer und Nashornkäfer sind nützlich, denn sie fressen abgestorbene Pflanzenteile und tragen so zur Rückführung von deren Inhaltsstoffen in den natürlichen Kreislauf bei – so wird Humus gebildet und Nährstoffe wieder aufbereitet. Man findet diese Engerlinge im Garten vor allem im Komposthaufen, wo sie die Kompostierung beschleunigen, im Hochbeet, aber auch in Pflanzerde – beispielsweise in Töpfen mit alter Erde und den abgefrorenen, nicht winterharten Pflanzen vom Vorjahr. Vögel nehmen die Engerlinge meiner Beobachtung nach möglicherweise von außen wahr und scharren nach ihnen, was zwar Dreck macht, aber aus ökologischer Sicht (Vogelfutter aus der Natur) erfreulich ist – solange es genügend von der Käferart gibt.
Die Larven des Rosenkäfers können am Ende ihrer zwei- bis dreijährigen Entwicklungszeit 4 bis 5 cm lang sein, die des Nashornkäfers nach 5 Jahren bis zu 10 cm. Findet man sie beim Umschaufeln im Hügelbeet, Hochbeet, Frühbeet oder in einem Blumenkübel, kann man sie auf den Komposthaufen geben.
Erwachsene Rosenkäfer (Cetonia aurata) sind bis 2 cm groß und schillern metallisch goldgrün. Man findet sie an den Blüten von Rosen, Obstbäumen und anderen Gehölzen.
Die erwachsenen Nashornkäfer glänzen rötlich braun. Die Männchen haben ein gebogenes Horn auf dem Kopf.

Rosenkäfer-Engerling
Die Engerlinge des Rosenkäfers findet man im Komposthaufen, im Hochbeet aber auch in Töpfen, die mit den abgefrorenen Vorjahrespflanzen draußen standen.

Der Grün-goldene Rosenkäfer (Cetonia aurata) war das Insekt des Jahres 2000. Im Anhang der Bundesartenschutzverordnung werden der Grün-goldene Rosenkäfer und der Nashornkäfer (Oryctes nasicornis) bei den besonders geschützten Käfern aufgeführt. Das bedeutet, dass für sie die Vorschriften für besonders geschützte und bestimmte andere Tier- und Pflanzenarten des § 44 BNatSchG gelten: nicht töten, verletzen, fangen, stören oder ähnliches.

Maikäfer (Feldmaikäfer Melolontha melolontha, Waldmaikäfer Melolontha hippocastani) und Junikäfer (Amphimallon solstitiale)

In Mitteleuropa ist der Feldmaikäfer (Melolontha melolontha) am weitesten verbreitet. Die Entwicklung vom Ei über mehrere Larven- und ein Puppenstadium zum eiablegenden Käfer geschieht im Boden und dauert drei bis vier Jahre – durch den Klimawandel immer öfter nur 3 Jahre. Die Engerlinge sind am Ende etwa 5 bis 6 cm lang. Weil sie sich von Wurzeln ernähren, werden sie bei Massenauftreten zu Schädlingen in Wiesen und auf Weiden, im Rasen oder auf Golfplätzen. Die erwachsenen Käfer sind braun und etwa 3 cm lang mit den für Blatthornkäferarten typischen gefächerte Fühlern. Damit der Maikäfer und seine Engerlinge nicht zu viele werden, sollte man einerseits ihre natürlichen Feinde (Igel, Vögel, Spitzmäuse) fördern und andererseits Rasen oder Wiese schön dicht halten. Engerlinge kommen bei Regen und Beregnung an die Oberfläche, wo man sie absammeln kann, falls keine Vögel zum Buffet kommen.

Gartenlaubkäfer (Phyllopertha horticola)

Der erwachsene Käfer hat braune Flügel und schimmert ansonsten metallisch schwarzgrün. Er wird nur etwa 1 cm groß. Er fliegt in der Zeit von Mai bis Juli. Die knapp 2 cm langen Larven können bei massenhaftem Auftreten den Rasen schädigen, da sie an den Rasengräserwurzeln fressen. Als Folge löst sich die Grasnarbe und das Gras stirbt dort ab. Ist der Befall stark, kann man diese Engerlinge mit nützlichen Nematoden (Heterorhabditis bacteriophora) bekämpfen. Das sind winzige, mit bloßem Auge nicht sichtbare Fadenwürmer. Sie infizieren die Engerlinge mit einem Bakterium, wodurch diese dann sterben. Der beste Anwendungszeitpunkt ist im Juli/August und bei Temperaturen über 12 °C. Man erhält die Nematoden bei Nützlingsanbietern wie Sautter und Stepper, e-nema oder Koppert.

Unterscheidung der Engerlinge

Insektenkundler und andere Experten unterscheiden die Engerlinge anhand der Hinterleibssegmente sowie am Borstenfeld am Hinterleib. Als Hobbygärtner kann man sich bei der Unterscheidung folgendermaßen behelfen:
Gartenlaubkäferlarven sind mit maximal 2 cm Länge kleiner als die anderen Engerlinge, Nashornkäfer mit bis zu 10 cm Länge größer als alle anderen.

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Nur Rosenkäfer und Nashornkäfer interessieren sich für abgestorbenes Pflanzenmaterial und finden sich im Komposthaufen oder da, wo Pflanzenteile verrotten.

Maikäfer- und Junikäfer-Engerlinge wirken schlanker als die „pummeligen“ und kürzeren Rosenkäferlarven, außerdem haben sie längere, kräftige Beine mit einem „Knick“.

Rosenkäfer-Engerling
Rosenkäfer drehen sich auf den Rücken, sodass ihre 3 Brust-Beinpaare (hier links im Bild) nach oben zeigen, und bewegen sich auf dem Rücken liegend fort.

Findet man Engerlinge im Rasen, können es die Larven vom Maikäfer, Junikäfer oder vom Gartenlaubkäfer sein, keinesfalls vom Rosenkäfer oder Nashornkäfer. Juni- und Maikäferlarven sind wesentlich größer als die des Gartenlaubkäfers. Junikäfer- und Maikäferlarven kann man allerdings nur anhand der Borsten am Hinterleib voneinander unterscheiden (Bestimmungsschlüssel Engerlinge im Rasen von e-nema) (PDF-Datei).

Ansonsten kann die Art der Fortbewegung einen Hinweis geben, um wen es sich handelt: Maikäfer-Engerlinge bleiben angeblich in der Seitenlage und kriechen auch auf der Seite liegend. Wenn man dagegen Rosenkäfer irgendwo zur Beobachtung hinlegt (im Bild liegt meiner auf einer Handschaufel, da ich ihn zufällig beim Erdeschaufeln im Kübel fand), drehen sie sich nach einiger Zeit auf den Rücken (die sechs kurzen, dünnen Brustbeine zeigen dann nach oben) und bewegen sich auf dem Rücken liegend (siehe Videobeitrag auf meinem YouTube-Kanal). Junikäfer-Engerlinge bewegen sich angeblich „normal“ in Bauchlage, also mit den Füßen nach unten gerichtet. Bisher sind mir in meiner langjährigen Gartenbau- und Hobbygärtnerpraxis mehrmals Engerlinge des Rosenkäfers begegnet. Maikäfer-, Junikäfer- und Gartenlaubkäfer-Larven habe ich selbst noch nicht beobachten können.

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Über Eva Schumann

Garten(bau) und Gärtnern sind meine Therapie und Leidenschaft und sie waren viele Jahre mein Beruf. Zu meinem Gartenbau-Studium kam ich über den zweiten Bildungsweg, denn da lernte ich den Spaß am Lernen und so wurde lebenslanges Lernen zu meinem Lebensmotto. Ich bin Fachfrau auf mehreren Gebieten, denn ich habe mehrere Ausbildungen (Einzelhandelskauffrau Parfümerie, abgeschlossenes Studium Gartenbau, Weiterbildung Netzwerk- und Internetmanagement, Schulungen technische Redaktion, IT, Mobilfunknetze, Programmierung, Datenbanken und mehr) und auch ausgiebig Berufserfahrung gesammelt. Daneben bin ich immer leidenschaftliche Hobbygärtnerin (Garten, Balkon, Terrasse) und Hobbybörsianerin (aus Begeisterung für das Internet) geblieben. Ich verdiene meinen Lebensunterhalt heute als freie Journalistin, Bloggerin, Texterin, Buchautorin und Technische Redakteurin (mehr siehe www.evaschumann.biz) sowie über meine werbefinanzierten Publikationen im Internet (Portalseite www.tinto.de). Buchen Sie Werbeplatz oder bestellen Sie frische Texte, Bilder oder anderen Content bei tinto@tinto.de oder eschumann@evaschumann.biz
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