Wie winterfest und frostsicher sind Töpfe, Schalen, Kübel und andere Pflanzgefäße aus den alten und neuen Materialien und was kann man tun, um die Frostbeständigkeit zu erhöhen?
Seit Jahrzehnten überwintere ich auf und um meine Terrasse herum mehrjährige Pflanzen in Töpfen, Schalen und Kübeln draußen: Blumenzwiebelpflanzen, Stauden, Gräser, Gemüse (Topinambur), Obst (Mini-Kiwi), Kräuter (Thymian, Rosmarin, Salbei und Schnittlauch) und auch Ziergehölze. Hatte ich in meiner Studentenzeit noch hauptsächlich einfache Kunststoffkübel als Pflanzgefäße, leistete ich mir später auch Ton- und Terrakottagefäße, weil sie mich an Urlaube und das Leben im mediterranen Raum erinnerten. Inzwischen liebäugle ich auch mit einigen der modernen Materialien und neuen Formen – weswegen ich mich intensiver mit dem Thema auseinandergesetzt habe.
AnzeigeFrostsichere Pflanzgefäße für die Herbst-/Winter- oder Ganzjahresbepflanzung
Die Plastikkübel aus der Studentenzeit hielten in der Regel viele Jahre, bevor die Wurzeln sie sprengen konnten. Auch manche meiner Terrakottagefäße habe ich bereits seit vielen Jahren, andere allerdings waren schon nach einem oder zwei Wintern so stark geschädigt, dass ich sie nur noch zerschlagen und als Dränage in anderen Gefäßen verwenden konnte. Doch woran liegt es, wenn bestimmte Ton-/Terrakotta- und auch andere-Pflanzgefäße (genauso wie Vogelbäder, Kunstwerke etc.) nicht frosttauglich sind? Die, die zerbrechen, sehen oft nicht viel anders aus als die frostsicheren. Und welche anderen frostsicheren Materialien hat man bei Pflanzgefäßen, Kübeln, Töpfen und Schalen zur Auswahl?
Wie man die Frostsicherheit von Töpfen, Kübeln, Schalen und anderen Pflanzgefäßen beeinflussen kann
Dies gefährdet die Frostsicherheit:
- Fehlender Wasserablauf
Wenn überschüssiges Wasser aus einem Pflanzgefäß nicht ablaufen kann, beispielsweise wenn kein Ablaufloch vorhanden ist, der Topf dicht schließend auf einer glatten Oberfläche oder in einem hohen Untersetzer mit Wasser steht, und dieses Wasser im Winter zu Eis gefriert. Gefrierendes Wasser dehnt sich sich aus und kann seinen Pflanzbehälter sogar sprengen. - Ungeeignete Form
Formen, die oben enger sind als unten, sind stärker gefährdet, weil sich die Pflanzerde bei der Eiskristallbildung nicht so gut ausdehnen kann. - Ungeeignetes Topfmaterial beziehungsweise ungeeignete Zusammensetzung
- Herstellungsverfahren
Die Art der Herstellung kann die Frostsicherheit ebenfalls beeinflussen, beispielsweise beeinflusst die Brenntemperatur die Frostsicherheit von Keramischen Massen wie Ton, Terrakotta, Steinzeug etc.
Das fördert die Frostsicherheit von Gefäßen:
- Überschüssiges Wasser muss ablaufen können:
- Das Ablaufloch sollte sich am besten unter dem Topf befinden.
- Man sollte Abstandshalter unter den Topf legen bzw. haben manche Pflanzgefäße von vornerhein Füßchen unten am Topf, damit das Ablaufen nicht behindert werden kann. Abstandshalter (aka Kübelfüße), die man nachträglich unterlegen oder anbringen kann, gibt es beispielsweise bei amazon.de*.
- Das Gefäß sollte oben eher breiter als unten sein.
- Man sollte ein geeignetes Material bzw. eine geeignete Materialmischung wählen, das mit
- einem entsprechenden Verfahren hergestellt und verarbeitet wurde.
Weitere Schutzmaßnahmen gegen Frostschäden an Pflanzgefäßen (und auch den darin stehenden Pflanzen):
- Töpfe, deren Materialien nicht sicher frostfest sind, kann man näher an eine Hauswand ziehen, denn Wände geben nachts Wärme ab.
- Pflanzgefäße kann man mit einem Schutzmaterial ummanteln oder bedecken.
Zum Einen kann dann der Wind das Gefäß nicht zusätzlich auskühlen, zum Anderen wird die Sonnenseite abgedeckt, sodass die Temperaturunterschiede zwischen sonnenzu- und –abgewandter Seite sowie zwischen Tag und Nacht geringer ausfallen. (Aus diesem Grund werden auch Baumstämme von empfindlichen Gehölzen auf der sonnenzugewandten Seite weiß angestrichen – dann kann sich die sonnenzugewandte Seite nicht durch die Strahlung erhitzen, während die andere Seite gefroren bleibt).
Frostsichere Pflanzgefäße – Materialien/Materialmischungen und ihre Herstellung
Aus den hier gelisteten Materialien, gibt es frostfeste Pflanzgefäße.
AnzeigeFrostbeständigkeitsgarantie
Aus manchen der im Folgenden genannten Materialien gibt es sowohl frostsichere, als auch weniger frostsichere Pflanzgefäße. Am besten lässt man sich die Frostfestigkeit vom Hersteller/Händler zusichern. Manche Anbieter geben von sich aus eine Garantie, beispielsweise gibt es von Hentschke auf manche Gefäße 7 Jahre Frostfest-Garantie (Hentschke bei Amazon.de*) und von Esteras von Emsa auf Pflanzgefäße aus Fiberglas mit Mehrschichttechnik sogar 10 Jahre (Esteras bei Amazon.de*) – aber unter der Voraussetzung, dass überschüssiges Wasser ungehindert aus dem Gefäß abfließen kann. Fragen Sie nach solchen Garantien!
Naturstein
Pflanzgefäße und als solche genutzte Tröge/Tränken aus Naturstein sind nicht nur besonders schön, sondern auch extrem schwer. Dafür sind sie sehr standfest – das ist besonders wichtig, wenn man höhere Pflanzen, wie Bäume oder Sträucher, im Pflanzgefäß kultivieren möchte.
Naturstein, aus dem auch Pflanzgefäße gefertigt werden, sind beispielsweise Granit, Marmor, Kalkstein, Sandstein und Lava.
Dass auch Stein nicht grundsätzlich vor Witterung und insbesondere Frost sicher ist, weiß jeder, der schon mal im Gebirge war und den dort durch Verwitterung entstehenden Schotter gesehen hat. Selbst Granitgefäße benötigen einen ungehinderten Wasserablauf, damit sich nicht überschüssiges Wasser staut und zu größeren Mengen Eis gefrieren und sich ausdehnen kann!
Vorsicht: Es gibt auch so genannte Steingefäße, die im Inneren aus Fiberglas oder aus Holz bestehen und nur außen mit Naturstein (beispielsweise Marmor) besetzt sind. Diese eignen sich i. d. R. nur für Innenräume.
Pflanzenbaulicher Hinweis zur Überwinterung im Freien
Wer Pflanzen draußen überwintert, sollte wissen, dass Pflanzen bei gefrorener Pflanzenerde und gleichzeitigem Sonnenschein vertrocknen können – dann verdunsten sie nämlich oberirdisch Wasser, aber unten an den Wurzeln ist kein flüssiges Wasser zum Aufnehmen da. An solchen frostsonnigen Tagen sollte man am späten Vormittag vorsichtig ein wenig in den Wurzelbereich gießen.
Keramische Massen (Beispiele: Terrakotta, Impruneta, Steinzeug)
Terrakotta („gebrannte Erde“) sind unglasierte Tonwaren, die einmal bei relativ niedrigen Temperaturen (900 – 1000 °C) gebrannt wurden. Der verwendete Ton und seine mineralische Zusammensetzung und eventuelle Beimischungen bestimmen die Farbe und die Eigenschaften. Stammte der Ton aus Impruneta und wurden sie bei etwas höheren Temperaturen gebrannt, dann heißen sie diese Tonwaren Impruneta und sind wesentlich frostfester als die normale „Siena-Terrakotta“.
Auch Terrakotta aus manchem Familienbetrieb in Kreta wird bei Temperaturen von 1120 °C gebrannt und soll frostfest sein.
Steinzeug wird bei Temperaturen von 1200 – 1300 °C gebrannt, wobei es sintert (das bedeutet: Alles Flüchtige verschwindet aus der Masse, aus den tonigen Bestandteilen werden neue Minerale gebildet, Kristalle schließen sich zusammen und werden durch glasige Bestandteile verkittet). Pflanzgefäße aus Steinzeug sind i. d. R. frosthart.
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Fiberglas-Pflanzgefäße
Fiberglas ist der Kurzname für faserverstärkten Kunststoff, auch Faser-Kunststoff-Verbund genannt. Die verstärkenden Fasern können aus Keramik, Quarz, Glas, Stahl und vielem anderen hergestellt worden sein. Glasfaserverstärkter Kunststoff (GFK) enthält zur Verstärkung Glasfasern. Der Kunststoff ist meist Kunstharz (Expoxidharz, Polyesterharz).
Die Eigenschaften von Fiberglas-Pflanzgefäßen können je nach verwendeten Materialien sehr unterschiedlich sein. Nicht alle Pflanzgefäße aus Fiberglas sind frosthart, die Chancen stehen am besten, wenn Sie dem Gefäß einen Wasserablauf (Abflussloch sowie ausreichenden Abstand zur Fläche darunter) geben. Nur unter dieser Voraussetzung werden auch jeweils Frostbeständigkeitsgarantien gegeben.
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Fiberclay
Fiberclay – im Englischen auch Fibreclay geschrieben – ist ein (glas)faserverstärkter Ton, hergestellt aus einer Fiberglasmatte und Tonbrei und oft wohl ebenfalls mit einer Kunststoffbeimischung (in dieser Hinsicht scheint mir die Verwendung der Namen für die verschiedenen Verbundstoffe seitens der Hersteller nicht ganz einheitlich).
Fiberstone
Fiberstone – im Englischen auch Fibrestone geschrieben – wird meist aus Glasfasern, Kunstharz (Expoxidharz) und Steinpulver hergestellt. Das Material ist stoßfest, witterungsbeständig und meist frostfest und kann den Produkten, die aus ihm gefertigt sind eine sehr natürliche Steinoptik verleihen. Das Material kann aber auch eingefärbt oder beschichtet werden.
Faserbeton
Faserbeton enthält Fasern aus Kunststoff oder Glasfasern. Er ist schwer und damit sind die Gefäße standfest. Außerdem ist das Material äußerkst witterungsbeständig und i. d. R. auch frostfest.
Polystone
Polystone besteht aus Kunstharz, der im flüssigen Zustand mit Gesteinsmehl vermengt wurde. Polystone hat ebenfalls einen sehr natürlichen Steinlook, ist aber schwerer als Fiberstone. Pflanzgefäße aus diesem Material haben eine gute Standfestigkeit bei Sturm, außerdem werden viele als besonders frostfest beworben – sicherheitshalber sollte man aber nachfragen.
Kunststoff
Pflanzgefäße aus Kunststoff gibt es aus verschiedenen Kunststoffen (Polyethylen (PE), Polyvinylchlorid (PVC), Polypropylen (PP) und anderes mehr), in vielen Designs, Formen und Farben und mit ganz unterschiedlichen Eigenschaften. Manche kann man optisch kaum von einem Naturmaterial unterscheiden – ähnlich wie bei den Verbundmaterialien oben (GFK, Fiberclay etc.), andere sehen doch sehr nach Billigplastik aus. Besonders gefragt in den letzten Jahren: Granitoptik.
Gewebe, Vlies, Filz
Zwar frostfest und manche auch mehrere Jahre nutzbar, aber in der Regel nicht für eine durchgehende und dauerhafte Bepflanzung geeignet sind Pflanzbehälter (Pflanztöpfe, Pflanzsäcke, Pflanzbeutel) aus Kunststoffgewebe/Kunststoffvlies. Vor allem solche aus Kunststoff-Vliesgewebe sind sehr günstig und es gibt sie in vielen Größen. Man kann sie meiner Erfahrung nach nicht über den Winter draußen mit feuchter Erde stehen lassen, will man im Frühjahr nicht nur die Henkel in der Hand halte, wenn man sie hochhebt. Doch für Saisonpflanzen sollen sie laut Herstellern mehrere Jahre genutzt werden können, wenn man sie im Herbst ausleert, trocknet und geschützt und trocken bis zum nächsten Frühjahr aufbewahrt. Solche Kunststoffgewebe- und Vliestöpfe kann man eventuell für Dahlien, Begonien, Tomaten, Kartoffeln, einjährige Kräuter und ähnlichen Pflanzen nehmen, die am Ende der Gartensaison aus der Erde genommen werden (Kartoffeln und Tomaten wandern auf den Komposthaufen; die trockenen Knollen von Dahlien, Begonien und Ähnlichem werden bis zum Frühjahr üblicherweise im kühlen, frostfreien Keller überwintert). Pflanzgefäße aus Kunststoffgewebe oder Kunststoffvlies (beispielsweise aus Polypropylen) gehören auf keinen Fall auf den Kompost und nicht in die Biotonne, da sie nicht verrotten und die Umwelt belasten. Anders wäre es bei Pflanzgefäßen, deren Vliesgewebe aus Naturfasern oder die aus reinem Schafwoll-/Tierhaarfilz bestehen, doch erstens wären sie vermutlich teurer und zweitens sind sie eher nicht für eine Nutzung mit nasser Erde geeignet, sondern eher als Tragetaschen, Transportkorbe o. Ä. für Feuerholz o. Ä.
Metall
Metalle sind in der Regel frostsicher. Pflanzkästen und Pflanzgefäße gibt es beispielsweise aus (pulverbeschichtetem) Aluminium, (gebürstetem) Edelstahl, (gewollt korrodierter/Edelrost-) Stahllegierung (Cortenstahl), verzinktem Stahl und pulverbeschichtetem Stahlblech (mit Kunststoffeinsatz).
Holz
Pflanzkübel aus Holz sind ein Blickfang, der Natürlichkeit ausstrahlt. Holz ist frostfest. Die Langlebigkeit von Holzgefäßen hängt von der Holzart, der Verarbeitung, Behandlung (beispielsweise Ausflammung zur Haltbarmachung) und Pflege sowie vom Material und der Behandlung der Verbindungselemente ab. Beim Kauf neuer Gefäße aus Hartholz sollte man darauf achten, dass es sich um FSC-zertifiziertes Holz aus nachhaltigem Anbau handelt und die Verbindungsstücke ebenfalls witterungsbeständig sind.
Steinguss (Betonguss, Kunststein)
Steinguss wird aus Zement, Wasser und Zuschlagstoffen wie Sand, Torf, Perlite zusammengemischt und in eine Form gegossen. Wenn man fertige Gefäße aus Steinguss kauft, sollte man sich nach der Frostfestigkeit erkundigen. Wer solche Gefäße selbst macht, muss eine Mischung wählen, die erfahrungsgemäß frostfest ist (Beispiel für eine frostfeste Schale bei Selbermachen – nicht den Rundstab für den Boden vergessen, der den späteren Wasserablauf ausspart). Es gibt aber unzählige Anleitungen bei YouTube und in Blogs. Einen feinkörnigen, wetterfesten und frostsicheren Vergussmörtel auf Basis von weißem Zement gibt es beispielsweise hier: Steinguss*.
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