„Willst du einen Tag glücklich sein, betrinke dich. Willst du eine Woche glücklich sein, nimm dir eine Frau. Willst du für immer glücklich sein, pflanze einen Garten“. Diese schöne Weisheit geistert als angeblich chinesisches Sprichwort in verschiedenen Variationen durch den deutschen und den englischsprachigen Raum. Und es ist etwas Wahres dran, auch wenn der Spruch laut Website des Ostasieninstituts der Hochschule Ludwigshafen am Rhein in China gar nicht bekannt ist.
Dass Gärtnern glücklich macht, stimmt für viele Menschen. Garten ist Naturerlebnis, Gärtnern rückt die Dinge wieder an die richtige Stelle, weckt die Kreativität, entspannt und vieles mehr.
Gartentherapie
Doch das ist nicht alles. Gärtnern wird inzwischen auch als unterstützende Therapie für autistische Kinder, Schmerzpatienten, in der Jugend- und Altenpflege, bei posttraumatischen Belastungsstörungen, in Suchtkliniken und im Strafvollzug genutzt.
Natürlich schickt man die Patienten nicht einfach in den Garten und da sollen sie mal machen, sondern unter der Anleitung von PsychologInnen und GartentherapeutInnen graben sie in der Erde, füllen Töpfe, säen, pflanzen und pflegen, binden Sträuße und anderes mehr, was die sensorische Wahrnehmung anregt, die Konzentrationsfähigkeit erhöht, die Fein- und Grobmotorik oder anderes verbessern hilft.
Gartentherapie – vom Nischenthema zur weltweiten Anerkennung
Die Gartentherapie war zuerst ein Nischenthema. In Deutschland setzte sich vor allem Andreas Niepel, Leiter der Abteilung Garten/Gartentherapie an der HELIOS Klinik Holthausen, dafür ein. Inzwischen ist die Gartentherapie weltweit anerkannt, es gibt entsprechende Informationsstrukturen, Ausbildungswege und Weiterbildungen – nicht nur bei uns in Deutschland, sondern auch in den USA, Indien und anderen Ländern.
Gärtnern als Selbst-„Therapie“ im Alltag
Auch ganz gesunde Menschen können vom Gärtnern wie von einer Gartentherapie profitieren, beispielsweise hilft Gärtnern beim Stress- und Frustabbau und kann das Lebensgefühl verbessern.
Möglicherweise liegt die positive Wirkung der Gartentherapie nicht nur an der gärtnerischen Tätigkeit an sich und dem Arbeiten mit der Natur. Schon 2007 haben Forscher der Bristol University und des University College London einen Zusammenhang zwischen dem Kontakt mit Bodenbakterien (Mycobacterium vaccae) und dem Ausstoß des Glückshormons Serotonin gefunden. Gerade wenn das Immunsystem aus dem Gleichgewicht geraten ist, neigen manche Menschen zu Depressionen. Der Kontakt mit Erde und den darin enthaltenen Bakterien kann den Ausstoß von Serotonin ankurbeln, ähnlich wie den Serotoninausstoß fördernde Anti-Depressiva.
Auf jeden Fall tut Gärtnern der Seele gut und hilft nicht nur bei medizinischen Befunden und unter Anleitung ausgebildeter Therapeuten und Therapeutinnen, sondern kann bei kleineren persönlichen Krisen, bei belastenden Umständen oder auch einfach aus Neugier in Eigenregie ausprobiert werden.
Zum Einstieg ins Gärtnern benötigt man nicht einmal einen Garten, schon ein paar Töpfe oder Kisten auf dem Balkon oder der Terrasse sind ein guter Anfang.
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Verlag Eugen Ulmer
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Informationen zur Gartentherapie und zur Ausbildung
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