Hochbeete, Tischbeete und Pflanzkisten

Hochbeete sind nun seit ein paar Jahren „in“, alle schwärmen von Hochbeeten – aber meinen oft ganz unterschiedliche „Pflanzbehälter“ damit. Hochbeete gibt es aus verschiedenen Materialien, in unterschiedlichen Höhen und Größen, nach unten offen oder geschlossen, mit oder ohne Frühbeetabdeckung etc. Ich unterscheide bei dem, was alles vom (Online-)Gartenfachhandel als Hochbeet verkauft wird: Hochbeete, Tischbeete und Pflanzkisten. Jede Art hat ihren Einsatzzweck sowie Vor- und Nachteile. Vorstellung und ein paar extra Tipps beispielsweise zu Dränage, Wasserreservoir (Urlaubsbewässerung) und Wasserüberlauf bei Tischbeeten.

Hochbeet, das direkt auf gewachsenem Boden aufsitzt und hoch genug ist, um darin mehrere Schichten unterzubringen

Hochbeete für Garten, Terrasse und Balkon

Ehrlich gesagt, habe ich ein wenig mitleidig gelächelt, als ich im Internet die ersten, vergleichsweise kleinen Hochbeete auf Beinen gesehen habe, die der Gartenfachhandel aus dem Hut zauberte, nachdem Hochbeete zum Megatrend wurden.

Ich kannte bis dahin vor allem das große Hochbeet aus der alten Weihenstephaner Kleingartenanlage, mehrere Meter lang, so breit wie ein normales Gartenbeet und von allen vier Seiten her zu bearbeiten. Dieses Hochbeet war aus Holz, das vom örtlichen Holzhändler stammte, und sehr stabil. Es saß direkt auf dem gewachsenen Boden auf, unten verwehrte ein Maschendraht Wühlmäusen den Zutritt, doch Wasser und Bodenleben konnten in beide Richtungen hindurch, seitlich schützte eine Folie das Holz vor Dauernässe. (In der neuen Weihenstephaner Kleingartenanlage gibt es aber nicht mehr nur dieses eine, sondern viele verschiedene Arten und auch Fertigbausätze mit und ohne Frühbeetdach zum Anschauen.)

Bei entsprechender Höhe bieten solche „Hochbeete ohne Beine“ im Inneren genügend Platz für mehrere → Schichten unterschiedlicher Gartenabfälle übereinander und funktionieren durch den Bodenkontakt wie ein „verkleideter“ Komposthaufen, auf dem man anbaut: mit besseren Wachstumsbedingungen für die Pflanzen und einer besseren Arbeitshaltung für den gärtnernden Menschen.

Tischbeete

Doch auch die Hochbeete auf Beinen, meiner Meinung nach besser als Tischbeete bezeichnet, haben ihre Berechtigung: An ihnen kann man im Stehen oder Sitzen arbeiten – das gibt nicht nur Senioren, sondern auch allen Rückengeplagten die Freude am Gärtnern zurück. Diese Tische auf Beinen gibt es auch mit Rollen, so dass man sie ganz nach Bedarf umstellen kann.

Belächeln muss ich allerdings bis heute, wenn schon bessere Beetumrandungen als „Hochbeete“ im Katalog geführt werden.

Hochbeete im Urban Gardening

Hochbeete waren und sind aber auch ein wichtiges Element des Urban Gardenings, des neuen, und oft mobilen Gärtnerns in der Stadt – besonders bei Umnutzungsprojekten. Diese Hochbeete sind meist nicht ganz so groß, wie die, die ich von Weihenstephan her kannte, denn man will mit ihnen auch umziehen können, wenn man irgendwo vertrieben wird. Das Mobilitätsproblem wird teilweise dadurch gelöst, dass man das Hochbeet von Anfang an auf eine Palette setzt, so dass es mit einem Hubwagen oder Gabelstapler bewegt werden kann. Die Hochbeete im Urban Gardening haben nämlich meist keinen direkten Bodenkontakt, sondern sind unten geschlossen, weil sie nicht auf gewachsenem Boden, sondern auf betonierten Flächen in der Stadt oder auf Schutt-Brachland mit unbekannter Bodenqualität stehen.

Für Urban-Gardening-Projekte: Hochbeet ohne Bodenanschluss auf einer Palette, so dass es mit einem Hubwagen jederzeit schnell umgestellt werden kann. Wie viele Schichten man unterbringt, hängt von der Höhe und Größe der Pflanzkiste/Pflanzsack ab.

Pflanzkisten

Pflanzkisten werden im Urban Gardening von manchen ebenfalls wie kleine Hochbeete genutzt, von anderen aber auch wie Pflanzgefäße und sie stehen dann als solche auch bepflanzt auf Terrassen, Balkonen etc.

Pflanzkisten sind in der Regel mit Folie ausgekleidet und so gebaut, dass sie unten geschlossen sind, denn Bodenkontakt ist nicht gesucht oder nicht möglich. Im Gegenteil: Wenn diese Pflanzkisten auf einem empfindlichen Bodenbelag stehen, muss mit Dränage und kontrolliertem Überlauf in einen entsprechenden Auffangbehälter dafür gesorgt werden, dass kein Überschusswasser auf den Boden sickern und Flecken verursachen kann. Das gleiche gilt, wenn man ein Hochbeet auf einer Dachterrasse aufstellt.

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Dränage, Wasservorrat („Urlaubsbewässerung“) und Wasserablauf 

Hochbeete im Garten haben als unterste eine Schicht aus grobem Material, beispielsweise Gehölzschnitt, und sind zum gewachsenen Boden hin offen. Dadurch sickert überschüssiges Wasser in den Boden.
Hochbeete, Tischbeete und Pflanzkisten, die auf einem wertvollen Bodenbelag o. Ä. stehen und dem Regen ausgesetzt sind, müssen dicht sein (Überschusswasser soll auch nicht vom Balkon die Hauswand hinunterlaufen), benötigen eine Dränage, in der Überschusswasser gesammelt wird, damit nicht die Erde im Wurzelbereich zu nass wird, und einen kontrollierten Ablauf und/oder Überlauf, wenn sich zu viel Wasser in der Dränageschicht sammelt. Die Dränageschicht kann aus groben Materialien wie Kies, Tonscherben oder Blähton bestehen und mit einem Vlies, das man darüber legt, davor geschützt werden, dass die Erde von oben in die Dränageschicht eingeschwemmt wird. Die Höhe der Dränageschicht hängt davon ab, wie wahrscheinlich Gießfehler sind, ob man die Dränageschicht als Wasserreservoir für eine Art selbstgemachte Urlaubsbewässerung nutzen will, ob der Standort regenschützt ist und wenn nicht, mit welchen Regenfällen zu rechnen ist.
Wenn man im unteren Bereich ein Wasserreservoir erlauben oder sogar bewusst befüllen können will, braucht man einen Überlauf, der sich relativ weit oben, aber noch auf Höhe der Dränageschicht befinden sollte. Aus dem Wasserreservoir könnte das Wasser mittels Dochten wieder nach oben geleitet werden, wenn die Pflanzerde oben trocken wird – sozusagen eine einfache „Urlaubsbewässerung“. Wer keinen Wasservorrat haben möchte, kann den Überlauf weiter unten anbringen, bei einem Tischbeet auch einen Ablauf unter dem Tisch anbringen und einen Auffangbehälter darunter stellen.
Für die seitliche Überlauflösung mit Schlauch wird die Überlauföffnung nur so groß gebohrt, wie das Rohr (Anschlussstutzen) dick ist, das da hinein soll. Abgedichtet wird die Öffnung außerdem mit entsprechenden Dichtungen. Mit einer Schlauchschelle kann man einen Schlauch am Anschlussstutzen befestigen, der zu einem Auffanggbehälter führt. Bisher habe ich kein Set für Hochbeet-/Tischbeet-Überläufe gefunden, aber bei Gärtner Pötschke* sieht man am Beispiel „Verbindungsset Flex-Comfort“ (unter Regenspeicherzubehör) – eigentlich für die Verbindung zweier Regentonnen – das Prinzip.
Hinweis: Der Wasserstand im Auffangbehälter muss tiefer stehen als die Überlauföffnung, sonst läuft das Wasser nicht ab. Das aufgefangene Wasser kann man später wieder zum Gießen verwenden.


Buchtipp:
Flexibel und mobil gärtnern: Blumen, Gemüse & Kräuter, Stauden und Gehölze in Töpfen und anderen Pflanzgefäßen (von Kübeln und Kisten bis großen Pflanzsäcken) anbauen und so Balkone, Terrassen, Dachterrassen, Eingangsbereiche verschönern und/oder für den Selbstversorgeranbau (im Urban Gardening) nutzen. Standortgerecht Gartenträume wahrmachen – vom ansprechenden Eingangsbereich über Duft-, Bienen-, Künstlerbalkon bis zur Wohlfühloase und/oder Selbstversorgerterrasse auf dem Dach.

Gärtnern in Töpfen:*
Balkon und Terrasse mit Pflanzen gestalten*
Eva Schumann
Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart, 1. Auflage (2019)
Taschenbuch/Klappenbroschur, 128 S.,
86 Farbfotos, 3 Farbzeichungen, 17 Tabellen
ISBN 3-8186-0635-8 





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Über Eva Schumann

Garten(bau) und Gärtnern sind meine Therapie und Leidenschaft und sie waren viele Jahre mein Beruf. Zu meinem Gartenbau-Studium kam ich über den zweiten Bildungsweg, denn da lernte ich den Spaß am Lernen und so wurde lebenslanges Lernen zu meinem Lebensmotto. Ich bin Fachfrau auf mehreren Gebieten, denn ich habe mehrere Ausbildungen (Einzelhandelskauffrau Parfümerie, abgeschlossenes Studium Gartenbau, Weiterbildung Netzwerk- und Internetmanagement, Schulungen technische Redaktion, IT, Mobilfunknetze, Programmierung, Datenbanken und mehr) und auch ausgiebig Berufserfahrung gesammelt. Daneben bin ich immer leidenschaftliche Hobbygärtnerin (Garten, Balkon, Terrasse) und Hobbybörsianerin (aus Begeisterung für das Internet) geblieben. Ich verdiene meinen Lebensunterhalt heute als freie Journalistin, Bloggerin, Texterin, Buchautorin und Technische Redakteurin (mehr siehe www.evaschumann.biz) sowie über meine werbefinanzierten Publikationen im Internet (Portalseite www.tinto.de). Buchen Sie Werbeplatz oder bestellen Sie frische Texte, Bilder oder anderen Content bei tinto@tinto.de oder eschumann@evaschumann.biz
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