Eigentlich sind Borkenkäfer ein wichtiges Mitglied im Ökosystem Wald: Sie sorgen dafür, dass schwache oder bereits abgestorbene Gehölze zerkleinert werden – so wird Platz für Jungbäume geschaffen und Nährstoffe wieder in den Boden zurückgeführt.
In den letzten Jahren waren allerdings in den Wäldern viele Bäume durch Stürme geschädigt, nicht zuletzt, weil unsere Wälder keine naturbelassenen Wälder, sondern oft Monokulturwälder aus schnell wachsenden Fichten zur Holzproduktion sind – diese sind vor allem an milden Flachlandstandorten anfälliger als es ein Laubbaummischwald wäre. Dazu kamen trockene Sommer, was die Bäume zusätzlich schwächte, denn dann können sie ihre Schutzmechanismen, die gesunde Bäume normalerweise gegen Borkenkäfer haben, nicht aktivieren. Jedenfalls waren die Bedingungen der letzten Jahre schlecht für die Bäume und gut für die Borkenkäfer, die sich stark vermehrt haben. Viele Borkenkäfer haben viel Hunger und wenn es nicht mehr genug abgestorbene oder kranke Bäume gibt, werden auch die gesunden angegriffen.
Welche Borkenkäfer schädigen im Wald
Vor allem zwei Arten Borkenkäfer haben sich in den Wäldern stark ausgebreitet, beide sind sogenannte rindenbrütende Borkenkäfer:
Der Buchdrucker (Ips typographus) befällt vor allem Fichten, aber auch andere Nadelgehölze. Er wird bei Temperaturen über 16,5 °C aktiv, aber nur wenn die Tageslänge über 14 Stunden liegt (also ab etwa Mitte April). Die männlichen Käfer machen sich auf die Suche nach Wirtsbäumen, fressen sich in die Rinde um darunter eine Rammelkammer anzulegen, die später zum Zentrum des Brutsystems werden soll. Einzelne Käfer kann ein Baum durch Harzbildung abtöten, aber ab 200 Käfern ist auch ein gesunder Baum besiegt. Ist der Baum durch hohe Temperaturen und Wassermangel geschwächt, reichen schon weniger Käfer pro Baum. Wenn dann die Weibchen kommen, paaren sich die Käfer, die Weibchen legen Eier in den senkrechten Muttergängen ab und die Larven fressen später ihre eigenen Gänge senkrecht dazu.
Der Kupferstecher (Pityogenes chalcographus) befällt junge Nadelbäume oder die Spitzen von älteren Bäumen, weil da die Rinde noch dünn ist. Auch er legt Brutsysteme an, wobei seine Muttergänge sternförmig von der Rammelkammer abgehen.
Welche Borkenkäfer schädigen im Garten
Jeden Gartenbesitzer treibt die Frage um, ob die Borkenkäfer, von denen man jetzt so viel hört, auch im Garten zu einem Problem werden können.
Die beiden hauptsächlich im Wald schädigenden Borkenkäfer, Buchdrucker und Kupferstecher, können auch in Parks und Gärten zu Schädlingen werden, wenn dort Fichten und andere Nadelgehölze stehen. Doch sie bleiben ausschließlich auf ihren Wirtspflanzen und befallen nicht etwa Birken, Fächerahorn, Flieder oder andere Laubgehölze im Garten. Trotzdem kann man auch für Laubgehölze keine Entwarnung geben, denn es gibt noch andere Borkenkäfer und Gehölzschädlinge.
Rindenbrütende Borkenkäfer im Garten
Hier einige Beispiele für rindenbrütige Borkenkäfer, die an Gehölzen im Garten auftreten können.
Obstbaumsplintkäfer (Scolytus mali, Scolytus rugulosus)
Diese beiden Borkenkäferarten können geschwächte Apfel- und Birnenbäume, Quitten, Steinobstgewächse, Weißdorn, Esche und andere Bäume befallen. Befallene Bäume kümmern oder sterben beginnend an einzelnen Ästen ab. In der Rinde findet man zahlreiche, kleine Löcher – bei Steinobstgewächsen tritt an diesen Gummifluss auf. Unter der Rinde sind die Borkenkäferbrutsysteme aus Muttergängen und Larvengängen. Oft werden frisch verpflanzte, geschwächte und gestresste Bäume befallen. Gesunde Bäume, die optimal mit Wasser und Nährstoffen versorgt und regelmäßig geschnitten werden (dabei werden auch kranke oder abgestorbene Äste entfernt), sind weniger gefährdet. Natürliche Gegenspieler sind Vögel.
Von der Gattung Scolytus gibt es noch viele andere Borkenkäfer, die auf jeweils andere Baumarten spezialisiert sind. Der Eichensplintkäfer (Scolytus intricatus) beispielsweise interessiert sich vor allem für Eichen, seltener für andere Laubgehölze. Er ist relativ häufig und hat zwei Generationen pro Jahr. Der Große und der Kleine Ulmensplintkäfer (Scolytus scolytus, Scolytus multistriatus) bevorzugen Ulmen, der Birkensplintkäfer (Scolytus rugulosus) Birken.
Thuja- und Wacholder-Borkenkäfer (Phloeosinus thujae, Phloeosinus aubei)
Diese beiden Borkenkäferarten befallen geschwächte Lebensbäume (Thujen), Scheinzypressen, Wacholder und andere Zypressengewächse. Im Frühjahr fressen sich die 2 mm kleinen Weibchen in die frisch ausgetriebenen Triebe und legen dort während ihres Reifungsfraßes kurze Gänge an. Die befallenen Triebe werden blass und verfärben sich, knicken häufig auch ab. Nach diesem Reifungsfraß bohren sich die Käfer in die Rinde des Stammes ein und legen ihre Eier ab. Die Muttergänge sind zweiarmig mit 20 bis 30 zunächst senkrecht abgehenden Larvengängen, die aber später auch die Richtung wechseln können. In dieser Phase kommt es zur Schädigung der Leitungsbahnen und der Wachstumsschicht unter der Rinde (Kambium). Die Käfer überwintern im Larvenstadium und fressen sich im Frühjahr nach außen – es entstehen querovale „Ausbohrlöcher“ und man findet Bohrmehl. Ein bis maximal zwei Generationen sind pro Jahr möglich.
Bunter Eschen-Bastkäfer (Hylesinus fraxini Synonym Leperisinus varius)
Dieser Borkenkäfer befällt hauptsächlich Eschen, nachdem sie vom Eschentriebsterben befallen wurden, aber auch Ahorn, Eiche, Walnuss, Robinie, Hasel, Flieder und andere Gehölze. Der Borkenkäfer befällt zwar neben frisch geschlagenem Holz auch lebende Bäume, allerdings bevorzugt er vorgeschädigte Gehölze – sei es durch Wassermangel, Überflutung, Hagelschaden, Krankheits- oder Insektenbefall. Bei älteren Bäumen beginnt der Befall meist oben im Wipfel und wandert dann nach unten.
Der Kleine Buchenborkenkäfer (Taphrorychus bicolor)
Dieser Borkenkäfer kann sich in Massen vermehren, wenn seine Wirtsbäume (hauptsächlich Rotbuchen, aber gelegentlich auch Birke, Eiche und Hainbuche) durch Trockenheit und Hitze geschwächt sind. Der Käfer schwärmt bereits ab März.
Holzbrütender Borkenkäfer als Schädling im Garten
Ungleicher Holzbohrer (Xyleborus dispar)
Dieser Borkenkäfer tritt am Ahorn sowie gelegentlich an Eiche, Esche und anderen Laubgehölzen (auch Obstgehölze) auf. Der Name des Käfers rührt vom unterschiedlichen Aussehen der flugunfähigen männlichen und der flugfähigen, größeren weiblichen Käfer her. Der Ungleiche Holzbohrer bevorzugt geschwächte Pflanzen und wird erst bei einer Massenvermehrung zur Gefahr für gesunde Gehölze.
Weitere baumschädigende Käfer im Garten
Nicht nur Borkenkäfer fressen Löcher in Äste und Stämme.
Schädliche Falterlarven im Stamm
Auch die Larven von manchen Faltern können zum Schädling im Stamm werden: Die orangeroten, übelriechenden Raupen des Weidenbohrers (Cossus cossus) leben ab dem zweiten Lebensjahr mehrere Jahre im Stamm von Weide, Birke, Esche, Apfel-, Birn- oder Kirschbäumen, bevor sie sich verpuppen und zum nachtaktiven Falter werden. Man kann den Befall an der durch eine Öffnung abgegebenen Mischung aus Kot und Bohrspänen erkennen.
Was tun gegen Borkenkäfer und andere Rinden- und Holzschädlinge
Man kann also auch im Garten Probleme mit Borkenkäfern und anderen Rinden- und Holzschädlingen bekommen. Jedoch ist es im Garten einfacher als in Wäldern oder Parks, mit Gieß- und Pflegemaßnahmen stressmindernd auf die Gehölze einzuwirken und sie damit gegen Borkenkäfer stärken. Allerdings ist zu bedenken, dass der Klimawandel die Standortbedingungen verändert und längerfristig auch die Bepflanzung am Standort mit der Zeit daran angepasst werden muss.
Vorbeugende Maßnahmen
Gehölze und andere Pflanzen für den Garten sollte man grundsätzlich nicht nur nach Schönheit und persönlichem Geschmack auswählen, sondern nach deren Standorteignung. Eine gute Beratung für die Arten- und Sortenwahl von Gehölzen bekommt man in Baumschulen und guten Gartenbüchern.
Vor jeder geplanten Pflanzung von Gehölzen muss vor Ort geprüft werden, ob der Boden ausreichend tiefgründig ist und die Wurzeln auch in ein paar Jahren noch Platz haben werden, um die nötige Standsicherheit bei Stürmen zu gewährleisten und dem Baum ein „stressfreies“ Leben zu ermöglichen. Außerdem ist auf die richtige Pflanzzeit und Pflanztiefe für die Baumart zu achten.
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Wer seine Gartenbäume zudem art- oder sortengerecht versorgt und pflegt, stärkt deren Abwehrkräfte. Bei anhaltender Hitze und Bodentrockenheit sollte man nicht nur Gartenfichten in der Nähe eines akut befallenen Waldes etwas Wasser gönnen, sondern auch andere Flachwurzler oder offensichtlich durch Trockenheit gestresste Bäume bewässern. Aber Vorsicht: Zu viel Wasser bei undurchlässigen Böden kann ebenfalls schädigen.
Auch regelmäßige Kontrollgänge sind zu empfehlen. Alle Gehölze sollten dabei auf Krankheiten und Schädlinge untersucht und abgestorbene Triebe und Äste sofort entfernt werden. Hinweise auf einen Befall sind auch Einbohrlöcher (eventuell mit Harztropfen) und Bohrmehl. Wenn Spechte auf der Suche nach Insekten die Borke abschlagen, sollte man die Stücke daraufhin untersuchen, ob sich auf der Innenseite Anzeichen für Brutsysteme befinden. Auch wenn Blätter absterben oder Nadeln rot werden und/oder rieseln, kann das ein Anzeichen sein, dass die Leitungsbahnen des Baumes durch Borkenkäfer oder andere im Stamm fressende Insekten oder deren Larven geschädigt sind.
Wer Totholzhaufen anlegt, um mit diesen die Artenvielfalt im Garten zu fördern, sollte dieses Holz auf lebende Borkenkäfer und deren Larven prüfen – besonders, wenn man sich das Totholz von Dritten holt.
Wenn Borkenkäfer da sind
Findet man Thuja-Splintkäfer oder den Wacholder-Borkenkäfer schon im Sommer an Lebensbäumen, Scheinzypressen, Wacholder und anderen Zypressengewächsen, bevor sie sich in die Rinde eingebohrt haben, reicht das Herausschneiden und Entfernen befallener Triebe. Ist bereits der Stamm befallen, so muss im Winter das ganze Gehölz entfernt werden, bevor die Käfer schlüpfen und ausfliegen, um die nächsten Bäume zu befallen.
Sind einzelne Äste eines Baumes von einer der vielen Borkenkäferarten befallen, sollte man auch diese sofort entfernen. Sind Bäume ganz befallen, beispielsweise Fichten mit Buchdruckerbefall am Stamm, müssen sie gerodet und entfernt werden, bevor die Käfer ausfliegen, also im Spätwinter oder zeitigen Frühjahr.
Was man nicht tun sollte:
Man sollte keine Borkenkäfer-Lockstofffallen nahe bei potenziellen Wirtsbäumen anbringen, denn die locken Borkenkäfer aus der ganzen Umgebung an.
Das Schnittgut von mit Splintkäfern befallenen Thujen oder Wacholder sollte man nicht auf den Komposthaufen im Garten werfen, sondern in die Biotonne geben oder zu einer Grüngutannahmestelle fahren.
Der Baum muss weg – was ist zu bedenken?
Wer in einer Stadt oder Gemeinde mit Baumschutzverordnung wohnt, sollte bei der Behörde nachfragen, ob man für den speziellen Baum eine Genehmigung für die Fällung benötigt. Jede Stadt oder Gemeinde hat andere Vorschriften, welche Baumarten betroffen sind, ab welchem Stammumfang man eine Genehmigung braucht, welche Ausnahmen es gibt und anderes mehr. In der Regel stellt man den Antrag bei der jeweiligen Unteren Naturschutzbehörde – so beispielsweise in München, Bamberg und anderen Städten und Gemeinden.
Handelt es sich beim Befall des zu fällenden Baumes um eine Insektenart, die besonders geschützt ist, wie es beim Birnbaumprachtkäfer der Fall ist, muss vor einer Fällung ebenfalls die Untere Naturschutzbehörde kontaktiert werden.
Für das Fällen und Roden größerer Bäume sollte man eine Fachfirma für Baumpflege beauftragen, damit der Baum nicht auf dem Hausdach landet oder Menschen gefährdet werden. Profi-Unternehmen für Baumfällungen beraten, stellen Baumgutachten aus, fällen oder roden die Bäume auf sichere Art und nehmen den Baum dann mit oder lassen ihn abtransportieren. Die Kosten für die einzelnen Leistungen sollte man vor Auftragserteilung abklären.
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