Apfel-Gespinstmotte – Gespenster im Apfelbaum

Der Apfelbaum hängt voller Gespinste mit Raupen oder Kokons darin? Verursacher ist wahrscheinlich die Apfel-Gespinstmotte (Yponomeuta malinellus), auch Apfelbaum-Gespinstmotte genannt.

Pflanzenschädlich sind nicht die erwachsenen Falter, sondern deren Nachkommen, die Raupen. Bei einem Massenauftreten spinnen sie im Frühjahr den ganzen Baum ein und leben unter dem Schutz des seidenartigen Schleiers wie im Schlaraffenland. Ein stark befallener Apfelbaum kann alle Blätter und die Fruchtansätze verlieren, größere Früchte wachsen oft nicht weiter. Die gute Nachricht: Ein gesunder, gepflegter Baum im besten Wachstumsalter bildet so schnell wie möglich Ersatztriebe und regeneriert sich. Dennoch: Ein Großteil der diesjährigen Ernte ist verloren.

Yponomeuta malinellus ugglan
Die Zeichnung zeigt links unten eine erwachsene Apfel-Gespinstmotte, links oben die Gespinst spinnenden Raupen sowie darunter deren Kokons, in denen sie sich verpuppen. Rechts oben ist eine Apfel-Gespinstmottenraupe im Detail zusehen. (Abbildung: Bibliographisches Institut Leipzig, Public domain, via Wikimedia Commons)

Wenn der Baum jedes Jahr wieder befallen wird, kann ihn das allerdings je nach Grundzustand und Befallsstärke mehr oder weniger schwächen.

Da die Apfel-Gespinstmotte das durch den Klimawandel verursachte trockenere, wärmere Wetter und die milden Winter mag, breitet sie sich zunehmend aus und gewinnt bei uns als Obstbaumschädling an Bedeutung.

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Apfelbaum-Gespinstmotte – Aussehen und Lebensweise

Apfelbaum-Gespinstmotten fliegen bei uns je nach Lage und Witterungsverlauf zwischen Juni und August in der Dämmerung. Tagsüber findet man sie unter Blättern sitzend.

Die Weibchen legen ihre Eier etwa im Juli/August an zwei- bis vierjährige Triebe in die Kronen von Apfelbäumen, bevorzugt in Knospennähe. Ein Weibchen legt bis zu 150 Eier in Gruppen von bis zu 60 Stück. Die Eier werden dachziegelartig flach abgelegt, die Gelege werden durch einen wasserfesten Überzug geschützt.

Aus den Eiern schlüpfen bereits nach ein bis zwei Wochen winzige weißliche Raupen, die ohne Nahrung aufzunehmen unter der Schutzschicht überwintern.

Erst im kommenden Frühjahr, ab einer mittleren Tagestemperatur von etwa 12 °C, werden sie aktiv (etwa Mitte April) und fressen sich in die benachbarten Knospen. Nach ihrer ersten Häutung leben die zunehmend gelblich grau werdenden Raupen auf den Blättern und nagen zwischen den Blattnerven. Später richten sie Gespinstnester ein, in denen sie in Gruppen von bis zu 300 Raupen leben. Die Raupen haben einen dunklen Kopf und an jeder Körperseite eine Linie aus dunklen Punkten.

Wenn die Raupen mit ca. 25 mm Länge ausgewachsen sind, verpuppen sie sich in weißen Kokons (je nach Witterung etwa Mitte Juni), oft nah beieinander, innerhalb ihrer Gespinstnester. Die Puppen selbst sind bräunlich, später fahlbraun. Aus den Puppen schlüpfen 8 bis 20 Tage später die Falter der nächsten Generation, die sich nach 14 Tagen paaren und weitere 6 Tage später mit der Eiablage beginnen.

Das folgende YouTube-Video zeigt ein Gespinst mit Gespinstmottenraupen:

Gespinstmotten an anderen Bäumen

Der Apfelbaum-Gespinstmotte sehr ähnlich ist die Pflaumen-Gespinstmotte (Y. padella) und die Pfaffenhütchen-Gespinstmotte (Y. cagnagella). Insektenkundler unterscheiden sie anhand der Zahl der Fühlersegmente: So hat die Pflaumengespinstmotte laut wissenschaftlicher Quelle 51 bis 57, die Apfel-Gespinnstmotte 50 bis 56 und die Pfaffenhütchen-Gespinstmotte 56 bis 65 Fühlerglieder.  

Auch die Raupen der Gespinstmotten sind kaum voneinander zu unterscheiden, aber die Wirtspflanze, auf der man die Raupen findet, gibt einen guten Hinweis: Die grau-grünlichen Raupen der Pflaumengespinstmotte findet man an Steinobstarten. Die grau-fahlgelben Raupen der Pfaffenhütchen-Gespinstmotte sind auf das Pfaffenhütchen (Euonymus europaeus) spezialisiert und haben einen helleren Kopf als die Raupen der Apfel-Gespinstmotte. Darüber hinaus gibt es auch noch Traubenkirschen-Gespinstmotten (Yponomeuta evonymella), die Faulbaum-Gespinstmotte (Yponomeuta plumbella)  und weitere spezialisierte Gespinstmotten.

Gespinstmotten versus Eichenprozessionsspinner

Gespinstmottenraupen verursachen im Gegensatz zu den Raupen des Eichenprozessionsspinners keine allergischen Reaktionen, denn ihnen fehlen die Brennhaare, die die Eichenprozessionsspinnerraupen ab dem dritten Larvenstadium haben. Eichenprozessionsspinnerraupen treten bevorzugt an Eichen, manchmal auch an Hainbuchen auf, sie haben eine breite dunkle Linie auf dem Rücken und sind sehr auffällig mit langen Haaren behaart.

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Natürliche Feinde der Apfel-Gespinstmotte und ihrer Raupen

Zu den natürlichen Gegenspieler der Apfel-Gespinstmotte gehören Vögel (sie vertilgen Falter und Raupen), räuberische Wanzen (die machen sich über Raupen und Eier her) sowie Parasitoide. Letzteres sind Schlupfwespen, Erzwespen, Raupenfliegen und andere, die ihre Eier an oder in die Raupen legen, so dass sich ihre Nachkommen in der Raupe entwickeln können, was diese umbringt. 

Natürliche Feinde sind in artenreichen Gärten vorhanden, in denen naturnahes, nachhaltiges Gärtnern praktiziert wird: Der Garten sollte über den Winter nicht völlig kahl und aufgeräumt sein, sondern Nistmöglichkeiten, Verstecke und Überwinterungsplätze für Vögel und Insekten bieten und somit die Artenvielfalt fördern.

Maßnahmen gegen Gespinstmotten

Ein fachkundiger Winterschnitt entfernt automatisch schon einen Teil der Eigelege. Man kann auch gezielt nach diesen suchen und sie abkratzen. Je später, desto schwieriger sind sie allerdings festzustellen, da sie mit der Zeit nachdunkeln und da sie eventuell auch zwischen Flechten nicht auffallen.

Im Frühjahr, wenn die sehr kleinen Raupen in die Knospen gewandert sind und anschließend in den Blättern minieren, sollte man diese Blätter abpflücken und vernichten oder entsorgen (nicht in den eigenen Gartenkomposthaufen geben).

Sobald Gespinstnester auftreten, kann man diese herausschneiden und ebenfalls entsorgen oder sie mit einem scharfen Wasserstrahl zerstören.

Um einen befallenen Baum zu stärken, kann man ihn im nächsten Frühjahr mit reifem Kompost düngen (1 bis 2 Liter/m2 im Wurzelbereich, je nachdem, wie gut die Versorgungslage bisher war) oder einen organischen Dünger nach Dosierungsangaben auf der Verpackung verabreichen.

Im Notfall

Wenn man in seinem Garten schon mehrere Jahre einen starken Befall an den Apfelbäumen hatte und/oder die Bäume bereits geschwächt sind, und wenn man den Zeitpunkt erwischen kann, an dem die Raupen noch frei fressen, macht unter Umständen eine Spritzung Sinn. Für den Hausgarten zugelassen sind beispielsweise Präparate auf Basis von Azadirachtin wie „Bayer Garten Bio-Schädlingsfrei Neem“.

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Minieren die Raupen dagegen in den Knospen oder sind sie schon unter ihren Gespinsten, werden sie nicht mehr erreicht. Eine Spritzung ist dann eher schädlich als nützlich, denn auch Neem-Präparate haben eine negative Wirkung auf Marienkäfer, Florfliegen, Schwebfliegen und andere mehr.

Für professionelle Obstanbauer sind gegen freifressende Raupen (außer Eulenraupen) an Kernobst biologische Pflanzenschutzmittel auf Basis von Bacillus thuringiensis subspecies kurstaki Stamm ABTS-351 zugelassen, beispielsweise DiPel DF.

Hinweis Pflanzenschutzanwendung

Wenn Sie ein Pflanzenschutzpräparat ausbringen wollen, nehmen Sie eines, das zugelassen ist! Aktuell zugelassene Mittel und Wirkstoffe finden Sie in der Datenbank des Bundesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (wählen Sie Apfel bei Kultur, Gespinstmotten bei Schadorganismus und Haus-und Kleingarten bei HUK/alle aus). Wenn Sie in der Ergebnisliste links auf den Präparatenamen klicken, erscheint eine Seite mit den Anwendungshinweisen, Nebenwirkungen auf Nützlinge und anderes zum Produkt.

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Über Eva Schumann

Garten(bau) und Gärtnern sind meine Therapie und Leidenschaft und sie waren viele Jahre mein Beruf. Zu meinem Gartenbau-Studium kam ich über den zweiten Bildungsweg, denn da lernte ich den Spaß am Lernen und so wurde lebenslanges Lernen zu meinem Lebensmotto. Ich bin Fachfrau auf mehreren Gebieten, denn ich habe mehrere Ausbildungen (Einzelhandelskauffrau Parfümerie, abgeschlossenes Studium Gartenbau, Weiterbildung Netzwerk- und Internetmanagement, Schulungen technische Redaktion, IT, Mobilfunknetze, Programmierung, Datenbanken und mehr) und auch ausgiebig Berufserfahrung gesammelt. Daneben bin ich immer leidenschaftliche Hobbygärtnerin (Garten, Balkon, Terrasse) und Hobbybörsianerin (aus Begeisterung für das Internet) geblieben. Ich verdiene meinen Lebensunterhalt heute als freie Journalistin, Bloggerin, Texterin, Buchautorin und Technische Redakteurin (mehr siehe www.evaschumann.biz) sowie über meine werbefinanzierten Publikationen im Internet (Portalseite www.tinto.de). Buchen Sie Werbeplatz oder bestellen Sie frische Texte, Bilder oder anderen Content bei tinto@tinto.de oder eschumann@evaschumann.biz
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