Keine Angst vor Pflanzen

Warum sieht man in den letzten Jahren häufiger Vorgärten und andere Gartenbereiche, für die die Bezeichnung Schotterhalde zutreffender wäre? Oder warum haben manche Balkone keine Pflanzen? Ist das nur Teil eines minimalistischen Gestaltungsstils: viel Schotter und mittendrin ein perfekt geschnittener Buchsbaum? Liegt es am Klimawandel – wollen die Besitzer Wasser sparen? Sind sie vielleicht oft abwesend oder aus gesundheitlichen Gründen nicht in der Lage, sich um Pflanzen zu kümmern? Oder haben sie vielleicht einfach Angst vor Pflanzen, weil sie keine Erfahrung haben? Für all diese Umstände gibt es bessere Lösungen, als auf Pflanzen zu verzichten. (aktualisiert am 4.6.2022)

Manche Vorgärten und Gärten sehen aus, als ob ihre Besitzer oder deren Architekten/Bauherren/Planer überhaupt keine Pflanzen mögen – da wurde Schotter auf eine Folie geschüttet, ein paar größere Steinbrocken darauf verteilt, und das war’s dann mit dem Garten. Tot! Dabei sorgen schöne Pflanzen das ganze Jahr hindurch für ein ansprechendes Ambiente und vor allem im Hochsommer für ein angenehmeres Klima und frischere Luft – sowohl am als auch im Haus. (Hinweis: Dies ist keine Kritik an Steingärten mit Pflanzen, die an kargen Standorten erst richtig schön werden, sondern ein Hinweis, wie schade es ist, wenn man sich ohne Not für eine pflanzenlose Schotteraufschüttung oder Kunstrasen entscheidet.)

Stauden: einmal pflanzen - viele Jahre Freude haben.

Stauden: einmal pflanzen – viele Jahre Freude haben.

Wer jedoch nicht mit Pflanzen aufgewachsen ist und auch später wenig Erfahrung mit ihnen gesammelt hat, fürchtet möglicherweise, etwas falsch zu machen, und verzichtet daher lieber auf lebende Pflanzen. Plastik oder Schotter kann man immerhin nicht umbringen! Doch damit, auf lebendes Grün und Blühendes zu verzichten, tut man sich keinen Gefallen, denn Leben mit Pflanzen ist gesünder und schöner.

Außerdem macht Gärtnern glücklich – probieren Sie es aus, ein paar Töpfe, Pflanzerde und Samen oder Jungpflanzen, schon sind Sie dabei, auch wenn Sie nur einen Balkon, eine Terrasse oder eine Ecke vor dem Hauseingang haben.

Und falls Sie sich an eine Dauerbepflanzung im Vorgarten, einem Beet im Garten oder in Pflanzbehälter machen möchten: Bald ist wieder Pflanzzeit für Stauden, Blumenzwiebelpflanzen und Gehölze. Was nächstes Jahr im Frühjahr blühen soll, wird schon im Spätsommer und Herbst davor gepflanzt.

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Hilfreich ist es, wenn man sich vor dem Kauf von Pflanzen oder Samen anschaut, wie der Standort beschaffen ist: Erhält der Platz Sonnenlicht, ist er besonders warm oder eher kühl und feucht? Entsprechend sucht man die Arten und Sorten aus: Wenn der Balkon oder das Beet auf der Südseite vom Haus liegt und nicht durch Bäume o. Ä. beschattet wird, nimmt man sonnenhungrige Arten (beispielsweise wie im Bild oben (auf unserem begrünten Tiefgaragendach) Purpursonnenhut Echinacea, Prairiekerze Gaura und Zierarten von Allium), an schattigere Plätze setzt man Pflanzen, die mit weniger Licht auskommen. Hier finden Sie Listen mit schattenverträglicheren Arten:

Ansonsten kann man sich von Garten- und Landschaftsbaubetrieben oder in Gärtnereien (Staudengärtnereien, Baumschulen) beraten lassen. Will man selbst in Ruhe auswählen, schaut man in ein Fachbuch oder auf die Webseiten entsprechender Gärtnereien – letztere haben oft tolle Filtermöglichkeiten und man kann sich Arten mit bestimmten Eigenschaften (Blütenfarbe, Blütezeit, Wert für Bienen) für bestimmte Standorte (Sonne, Halbschatten etc.) anzeigen lassen. Wer gerne stöbert, geht in die Pflanzenabteilung vom Gartencenter oder Baumarkt und schaut, bevor eine Pflanze im Einkaufswagen landet, auf das Stecketikett im Topf, denn dort findet man in der Regel Angaben zu den Standort- und Pflegeansprüchen.

Zum Gärtnern gehört auch das Ausprobieren und Üben

Gärtnern ist gar nicht so schwierig: Wenn der Standort zur Pflanze passt, kann nicht mehr allzu viel passieren. Mit jedem Saatgutpäckchen und mit jeder Pflanze, die man kauft, erhält man in der Regel eine Anleitung zum Pflanzen und Pflegen. Und sollte doch eine Pflanze in Ihrer Obhut sterben, dann geben Sie sie auf den Komposthaufen, in die Biotonne oder zu einer Grüngutsammelstelle – dort wird sie zu wertvoller Komposterde und dient dann anderen Pflanzen als Nährstofflieferant, das ist ein natürlicher Kreislauf.

Arbeit und Zeit sparen

Zwar macht Gärtnern glücklich (Gartentherapie: Gärtnern für die Seele), aber wer – aus welchen Gründen auch immer – mit seiner Zeit und Kraft haushalten muss, muss dennoch nicht ohne Pflanzen leben:

  • Viele winterharte Großpflanzen wie Gartenbambus, Chinaschilf sowie (immergrüne) Gehölze, die zum Standort passen, machen viel her, aber wenig Arbeit – und für das eine Mal im Jahr, wenn Sie geschnitten werden, kann man sich jemand anheuern.
  • Auch Stauden muss man nur einmal pflanzen und sie kommen jedes Jahr wieder – viele Arten sind sehr pflegearm.
  • Schön aussehen kann auch eine Blumenwiesenmischung. Sie bedeckt den Boden, wird ein bis zwei Mal im Jahr geschnitten und benötigt ansonsten kaum Pflege.
  • Apropos Bodenbedeckung: Bodendecker nennt man niedrige bis mittelhohe Gehölze oder Stauden, die den Boden nach kurzer Zeit dicht bedecken, so dass das Unkraut kaum eine Chance hat. Viele Bodendecker sind auf Dauer eher pflegeleichter als Schotter, aber mit den üblichen Vorteilen von Pflanzen (besseres Kleinklima, Luftfilterung, Schallpuffer, Artenvielfaltsförderung etc.). Es gibt Bodendecker für den Schatten, für die Sonne, für verschiedene Boden- und Wasserversorgungssituationen etc.
  • Wer den Zeitaufwand und die Wasserkosten fürchtet: Die Gießarbeit und die Wassermenge für den Garten kann man stark reduzieren, indem man ein (Tropf-)Bewässerungssystem anbringt oder anbringen lässt und dieses per Zeitschaltuhr, Feuchtefühler etc. automatisiert oder per Handy (Smart Garden) fernsteuert.

Bepflanzung statt Schotter – auch für Vögel, Bienen und andere Nützlinge

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Die Belohnung für eine Bepflanzung (statt Schotter) sind nicht nur das ansprechendere Erscheinungsbild und das angenehmere Klima – beides hebt die Wohnqualität -, sondern auch die Freude daran, etwas für die Natur zu tun – dass dank unserer Hilfe Vögel, Bienen und andere Tiere einen Lebensraum mit Nahrung und Verstecken bekommen.

Haben Sie keine Angst davor, bei der Pflanzung und Pflege etwas falsch zu machen. Pflanzen verzeihen auch viele Fehler – schließlich wollen sie dasselbe wie Sie: dass sie leben!

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Über Eva Schumann

Garten(bau) und Gärtnern sind meine Therapie und Leidenschaft und sie waren viele Jahre mein Beruf. Zu meinem Gartenbau-Studium kam ich über den zweiten Bildungsweg, denn da lernte ich den Spaß am Lernen und so wurde lebenslanges Lernen zu meinem Lebensmotto. Ich bin Fachfrau auf mehreren Gebieten, denn ich habe mehrere Ausbildungen (Einzelhandelskauffrau Parfümerie, abgeschlossenes Studium Gartenbau, Weiterbildung Netzwerk- und Internetmanagement, Schulungen technische Redaktion, IT, Mobilfunknetze, Programmierung, Datenbanken und mehr) und auch ausgiebig Berufserfahrung gesammelt. Daneben bin ich immer leidenschaftliche Hobbygärtnerin (Garten, Balkon, Terrasse) und Hobbybörsianerin (aus Begeisterung für das Internet) geblieben. Ich verdiene meinen Lebensunterhalt heute als freie Journalistin, Bloggerin, Texterin, Buchautorin und Technische Redakteurin (mehr siehe www.evaschumann.biz) sowie über meine werbefinanzierten Publikationen im Internet (Portalseite www.tinto.de). Buchen Sie Werbeplatz oder bestellen Sie frische Texte, Bilder oder anderen Content bei tinto@tinto.de oder eschumann@evaschumann.biz
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