MOOCs 2017 – was aus den Hoffnungen und Ängsten wurde

Ein MOOC ist ein Massive Open Online Course, ein für jeden über das Internet zugänglicher Kurs mit hohen Teilnehmerzahlen. Was ist vom Hype, von den hohen Erwartungen und den teilweise großen Ängsten der Anfangszeit geblieben? „MOOCs haben weit mehr Einfluss auf den Arbeitsmarkt als auf die Hochschulen“, sagt Rick Levin, Chief Executive Officer (CEO) der Lernplattform Coursera und emeritierter Präsident der Yale University, fünf Jahre nachdem der Hype begann.

Seit im Herbst 2011 die ersten großen MOOCs mit etwa 100.000 Teilnehmer pro Kurs von der amerikanischen Stanford Universität durchgeführt wurden, kam eine Lawine ins Rollen. Es entstanden kommerzielle und nicht-kommerzielle MOOC-Plattformen, auf denen Universitäten der ganzen Welt MOOCs anboten. Es gab große Erwartungen, einen regelrechten Hype, aber auch viel Skepsis und Befürchtungen.

MOOCs 2017 - was aus den Hoffnungen und Ängsten wurde.

MOOCs 2017 – was aus den Hoffnungen und Ängsten wurde.

Der Lehrstoff wird bei MOOCs in Lerneinheiten hauptsächlich über Videos vermittelt – entweder Aufzeichnungen oder gestreamte Live-Vorlesungen, die auf Computern und Notebooks genauso wie über Mobilgeräte angeschaut werden können. Bei kurzen Lernvideos gibt es nach jedem Video Quizzfragen, bei längeren Videos werden Zwischenquizzes ins Video eingebaut, um die Aufmerksamkeit und das Reflektieren zu fördern. Die Teilnehmenden erhalten außerdem Aufgaben, die selbstständig zu erfüllen sind und die je nachdem per Computer oder von den Studierenden gegenseitig bewertet oder begutachtet werden. Es gibt Diskussionsforen für den Austausch untereinander und mit den Dozenten beziehungsweise deren Unterstützerpersonal (oft Freiwillige mit eine Abschluss) und/oder es werden dafür Social-Media-Plattformen wie Reddit oder Facebook genutzt. Je nach Kurs finden Zwischen- und Abschlussprüfungen online statt oder sind Abschlussarbeiten abzuliefern. Für die MOOC-TeilnehmerInnen ist all das freiwillig – außer natürlich, sie möchten am Ende ein Zertifikat, Credits oder Ähnliches erhalten. Mehrere MOOCs können sogar zu einem Programm für einen Abschluss (Online-Master, Nanodegree, Spezialisierung) zusammengeschaltet werden – da wird dann natürlich besonders streng auf die Einhaltung vorgegebener Regeln geachtet.

Die ersten MOOCs versetzten viele in Euphorie – Teilnehmende wie mich, weil sie mir und anderen Menschen in aller Welt Zugang zu hochwertiger Bildung, die zunächst von amerikanischen Spitzenuniversitäten angeboten wurde, ermöglichten, und auf der anderen Seite engagierte Hochschuldozenten, weil sie die Möglichkeit bekamen, Wissen an eine viel größere Zahl von Menschen weltweit weiterzugeben.
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Die Skeptiker dagegen befürchteten den Niedergang des bisherigen Bildungssystems und der Hochschulen. Sie wiesen gleich mit dem Finger darauf, dass nur ein kleiner Prozentsatz derer, die sich für Kurse registrieren, den Kurs mit allen Prüfungen abschließen – was aber daran liegt, dass sich manche zwar registrieren, aber doch nicht anfangen, andere nur schnuppern, ihr Wissen nur in Teilgebieten auffrischen oder ihr reguläres Studium ergänzen wollen (sie verschwenden ihre Zeit und eventuell Geld nicht für Prüfungen und ein Zertifikat, das sie nicht brauchen). Von den Skeptikern wurde ebenfalls unterstellt, dass die Studierenden nicht zu kritisch denkenden Menschen erzogen würden, weil ihnen die Diskussionspartner fehlten – was aber auch nicht stimmt, denn es gibt meistens Diskussionsforen, Social-Media-Gruppen und oft auch Online-Sprechstunden mit den Dozenten und ihrem Hilfspersonal, und es wurde infrage gestellt, dass MOOCs ein nachhaltiges Geschäftsmodell haben können oder finanzierbar seien.

Meiner Erfahrung nach (ich habe inzwischen an vielen Informatik- und anderen MOOCs teilgenommen) und auch Studien zeigen, dass Online-Lernen mit MOOCs sehr effektiv ist. Schließlich kann man seine Lernvideos so oft zurückspulen, wie man will – solange, bis man sprachlich und inhaltlich jeden Sachverhalt komplett verstanden hat und das zugehörige Quizz richtig beantworten kann (und keiner der anderen Teilnehmenden muss davon wissen, wenn man ein Brett vor dem Kopf hatte). Videopassagen mit Lerninhalten, die man schon kennt oder die für einen selbst schnell zu verstehen sind, kann man dagegen bei einigen MOOC-Anbietern in höherer Geschwindigkeit ablaufen lassen und ist schneller durch – im Hörsaal würde man in solchen Phasen gedanklich abdriften und dadurch möglicherweise die nächsten interessanten Fakten oder Denkanstöße verpassen.

Rick Levin, Chief Executive Officer (CEO) der Lernplattform Coursera und emeritierter Präsident der Yale University, teilt in seinem Vortrag bei UCTV über die MOOCs und die Zukunft der Hochschulbildung seine Erfahrungen, Beobachtungen sowie die Ergebnisse einiger Studien. (Das Video ist im erweiterten Datenschutzmodus eingebettet.)


„MOOCs haben weit mehr Einfluss auf den Arbeitsmarkt als auf die Hochschulen“, sagt Levin.

Die ersten MOOCs waren alle kostenlos, aber die Dozenten, die Technik, die Wissensaufbereitung und die Organisation sind teuer und müssen finanziert werden. Viele Kurse sind nach wie vor gebührenfrei, doch wer einen zertifizierten Abschluss o. ä. möchte, muss bezahlen, vor allem wenn es sich um Kursprogramme, bestehend aus mehreren Kursen, beispielsweise für einen Master-Abschluss o. Ä. handelt. Mit Kursen, die der Karriere förderlich sind, generieren die Kursanbieter inzwischen gute Einnahmen – Spitzenreiter sind laut Levin die Themen Datenverarbeitung/-auswertung, Business/Management, Informatik.

Mit MOOCs auf sozialer Mission
Laut Levin hat die MOOC-Plattform Coursera alleine 25 Millionen registrierte TeilnehmerInnen, 77 Prozent davon sind von außerhalb der USA, 45 Prozent wohnen in Entwicklungsländern!

Die meisten TeilnehmerInnen sind zwischen 22 und 45 Jahren alt – in dieser Gruppe sind auch die, die bereit sind, für ein Zertifikat oder eine Qualifizierung zu bezahlen – die Gruppe enthält Berufsanfänger, Weiterbildungs- und Umschulungswillige.

Fazit: Die Hochschulen erhalten durch die MOOCs, die sie anbieten, eine zusätzliche und viel größere Zuhörerschaft, als sie bisher hatten!
Laut Levin hat eine Studie gezeigt, dass weit über 80 Prozent derjenigen, die einen Coursera-Kursabschluss erlangt haben, nach eigenen Angaben davon profitierten, 33 Prozent sogar beträchtlich in Form eines neuen Jobs, einer Beförderung, Gehaltserhöhung oder indem sie ein eigenes Unternehmen gründeten. Den größten Einfluss haben die durch MOOCs erworbenen Abschlüsse für Studierende mit niedrigem Einkommen in sich entwickelnden Ländern.

MOOCs sind für die Hochschulen nicht disruptiv, sondern schaffen neue Möglichkeiten
Eine Befürchtung mancher Skeptiker war, dass MOOCs das bisherige Hochschulwesen zerstören und durch etwas Minderwertiges ersetzen könnten. Das hat sich nicht bewahrheitet. Die Hochschulen können mit MOOCs wichtige Aufgaben für die Wirtschaft und den Arbeitsmarkt erfüllen. Andererseits können MOOCs auch die herkömmliche Wissensvermittlung beim regulärem Hochschulstudium ergänzen.

Die Businessmodelle der MOOC-Plattformen entwickeln sich ebenfalls weiter. Unternehmen erkennen laut Levin zunehmend die Notwendigkeit, ihre Mitarbeiter weiterzubilden (Fortbildung, Umqualifizierung) – nicht zuletzt, um sich selbst als Arbeitgeber interessant zu machen. Diese Unternehmen sind wichtige Kunden für MOOC-Anbieter und MOOC-Plattformen, da sie selbst kaum in der Lage sind, alleine etwas Gleichwertiges anzubieten.

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MOOCs helfen auch Arbeitslosen, unterforderten oder unzufriedenen Mitarbeitern: Sie können sich leichter weiterbilden oder umschulen – auch in Eigeninitiative. Von den MOOCs können also Arbeitgeber und Arbeitnehmer profitieren, nicht zuletzt, weil Online-Masters nur 20 Prozent der regulären Hochschul-Masterabschlüsse kosten.

MOOCs sind dennoch keine Konkurrenz zum bisherigen System, denn diese Online-Teilnehmer sind im Durchschnitt älter und/oder hätten einen normalen Master vor Ort (und zum Normalpreis) gar nicht erwogen.

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Über Eva Schumann

Garten(bau) und Gärtnern sind meine Therapie und Leidenschaft und sie waren viele Jahre mein Beruf. Zu meinem Gartenbau-Studium kam ich über den zweiten Bildungsweg, denn da lernte ich den Spaß am Lernen und lebenslanges Lernen wurde zu meinem Lebensmotto. Ich wurde Fachfrau auf sehr unterschiedlichen Gebieten - von der Einzelhandelskauffrau Parfümerie, über die Diplom-Ingenieurin Gartenbau (FH) mit Berufserfahrung im biologischen Pflanzenschutz und der Beratung von Hobbygärtnern, zur zertifizierten Netzwerk- und Internetmanagerin, technischen Redakteurin und anderem mehr. Bisher finanzierte ich meine Online-Veröffentlichungen über Werbung, was seit der zunehmenden mobilen Nutzung und den Werbeblockern immer schlechter funktioniert. Deshalb kann man mich jetzt auch per Paypal ("Kaffeekasse") unterstützen: paypalme/eva4tinto. Danke!
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