Auch im Topfgarten auf Balkon, Terrasse oder Dachterrasse kann man mehrjährige Pflanzen anbauen – sowohl solche fürs Auge und Gemüt als auch Köstlichkeiten für den Gaumen. Tipps zum Anbau in Pflanzgefäßen. (zuletzt bearbeitet 2024)
Viele urbane Gärtner und andere Hobbygärtner, die wenig Platz für ihre Gartenleidenschaft haben, weil sie beispielsweise nur einen Balkon oder eine Terrasse/Dachterrasse nutzen können, beschränken sich bei ihrer Pflanzenauswahl auf einjährige Sommerblumen und vielleicht ein paar nicht winterharte Kräuter, die sie in Kästen, Kübeln und Töpfen anbauen. Manche haben vielleicht noch ein paar Balkontomaten oder Chili-Pflanzen in irgendeiner Ecke stehen, doch erst wenige trauen sich an mehrjährige Pflanzen heran.
Bei winterharten Pflanzen für den Balkon denken die meisten auch eher an (Zwerg-) Koniferen oder andere immergrüne Gehölze als an mehrjährige Stauden und laubabwerfende Obst- oder Ziergehölze. Sie fürchten, dass diese im Winter draußen erfrieren, wenn sie im Topf, Kübel, Pflanzkasten oder anderen Pflanzgefäßen und nicht in gewachsenem Boden stehen oder einen Überwinterungsplatz im Gewächshaus erhalten.
Ich habe im Laufe der Jahre jedoch mit einigen mehrjährigen Kräutern, Stauden und (Obst-) Gehölzen in meinem Topfgarten gute Erfahrungen gemacht – damit meine ich nicht Kübelpflanzen, die man im Gewächshaus überwintert, sondern Pflanzen im Kübel/Pflanzgefäß bei Überwinterung im Freien!
Eine Herausforderung ist der Standort meines Topfgartens: Er befindet sich auf einem begrünten Tiefgaragendach in Oberbayern (kalte Winter), an der Südseite eines Wohnhauses (sehr heiße Sommer).
Die Pflanzgefäße in meinem Topfgarten waren lange vorwiegend aus Ton/Terrakotta, bis auf ein paar schwarze Kübel aus der Studentenzeit. Zwar hätte mir schon immer auch Stein gut gefallen hätte, war mir jedoch zu schwer und zu teuer. Inzwischen experimentiere ich mit einigen der modernen Kübelmaterialien wie Metall in Rostoptik oder Fiberglas-Steingemische (Verbundmaterialien).
Die alten Plastikkübel verwende ich inzwischen nur selten und nur noch in der zweiten Reihe, nicht nur, weil sie nicht besonders schön sind, sondern sich der schwarze Kunststoff in der Sonne stark erwärmt.
Köstlichkeiten aus dem Mehrjährigen-Topfgarten
Trotz der schwierigen Standortverhältnisse klappt die Kultur und die Überwinterung von Schnittlauch, Thymian, Rosmarin und Salbei im Topf bzw. Kübel sehr gut – von Frühjahr bis Spätherbst ernte ich würzige Kräuter auf meiner Terrasse. Während der warmen Monate erhalten sie von mir Wasser nach Bedarf und ich dünge sie während der Hauptwachstumszeit mehrmals mit einem organischen Flüssigdünger oder Festdünger.
Wenn der Schnittlauch blüht, schneide ich die Blütenhalme heraus und würze den Salat, Gebratenes oder überbackenes Gemüse mit den zerpflückten Blüten. Die im Herbst absterbenden Halme des Schnittlauchs legen sich von alleine wie ein Schutz über seinen Topf mit den Schnittlauchbulben. Ich lockere dieses trockene“Nest“ an sonnig warmen Spätwintertagen etwas auf, sobald die jungen Triebe sichtbar werden, damit sie mehr frische Luft bekommen. Ich entferne die alten Halme jedoch erst im Frühjahr komplett, wenn die neuen Schnittlauchhalme schon kräftig durchdrücken und keine allzu tiefen Fröste mehr zu erwarten sind.
Auch Thymian ernte ich fortlaufend und freue mich an seinem intensiven Aroma. Nach der Blüte schneide ich ihn etwa um die Hälfte zurück. Er treibt sofort frische Würztriebe aus.
Der Salbei sieht (wie manchmal auch der Thymian) nach dem Winter ganz furchtbar aus. Während ich den Thymian im Frühjahr eventuell in einen größeren Topf pflanze und anschließend gieße und dünge, schneide ich den Salbei im Frühjahr sehr stark zurück, denn so viele Blätter, wie er jedes Jahr hervorbringt, kann ich nicht verbrauchen.
Viele Jahre lang hatte ich auch zwei Mini-Kiwis Actinidia arguta „Weiki“ (Auslese der TUM in Weihenstephan) im Kübel auf der Terrasse stehen. Die Weiki-Pflanzen mit dem schönen Laub und den roten Blattstielen brauchen einen großen Kübel und ein Spalier, aber wenig Pflege – lediglich störende Triebe entfernt man oder kürzt sie ein. Ansonsten erhalten Weikis während der Wachstumszeit viel Wasser und gelegentlich Dünger. Früchte trug die Weiki allerdings erst nach ein paar Jahren – und das tun Weikis übrigens nur, wenn man mindestens eine weibliche und eine männliche Pflanze hat. Mehr zur Weiki.
Inzwischen gibt es nicht nur verschiedene Mini-Kiwi-Arten*, sondern auch klein bleibende Obstbäume, Erdbeeren und Heidelbeeren für Töpfe und Kübel, die man auf der Terrasse oder dem Balkon anbauen und ernten kann.
Was fürs Auge im mehrjährigen Topfgarten
Zwar sehen auch Kräuter schön aus, doch mögen die meisten Menschen gerne ein paar auffälligere Farbtupfer mit längerer Blütezeit zwischen dem Grün. Bienen, Hummeln, Schwebfliegen und andere Nützlinge lieben zwar die Blüten von Rosmarin und Salbei im Frühjahr, aber im Sommer macht man sich selbst und ihnen eine Freude, wenn man etwas mehr bietet.
Mit Rosen im Kübel habe ich schon mehrmals gute Erfahrungen gemacht und konnte manche Beetrose auch im Kübel über Jahre kultivieren. Wenn sie dann doch irgendwann abstarben, ließ sich das immer auf Gießfehler zurückführen, es lag nicht an der Kälte im Winter. Man muss im Spätwinter an sonnigen Tagen ans Gießen denken! Vorletzten Herbst habe ich eine neue Rose, ‚Lavender Dream‘ ®, gepflanzt. Sie sieht nicht so aus, wie ich sie mir vorgestellt hatte (diese hätte ich ‚Clownsgesicht‘ getauft), aber sie hat inzwischen den zweiten Winter gut überstanden und treibt sehr schön aus.
Vorletzten Herbst wollte ich es dann wissen und kaufte einige sonnen- und trockenheitsverträgliche Stauden, Gräser und Gehölze, um mit ihnen einen Mini-Staudengarten im „Prärie-Style“ über mehrere Kübel verteilt anzulegen. Dieser Stauden-Topfgarten sollte den Übergang von meinem neuen, kleinen Staudenbeet (ebenfalls mit sonnen- und trockenheitsverträglichen Stauden und Gräsern bepflanzt) hin zur Terrasse bilden, wo ansonsten Gemüse, Kräuter und Sommerblumen in großen Kübeln und kleineren Töpfen/Topfregal stehen.
Stauden sind ausdauernde, krautige Pflanzen, die jedes Jahr nach dem Winter neu aus dem Wurzelstock oder anderen Speicherorganen austreiben. Präriestauden sind Stauden, die Sonne und Trockenheit vertragen, ein Klima wie in den Prärien Nordamerikas, wo sie normalerweise auch ihre Heimat haben. Ich dachte, eine Prairie sei nicht unähnlich dem Standort, den ich meinen Stauden bieten kann. Ein wichtiger Unterschied ist jedoch, dass die Wurzeln in der Prairie sehr tief reichen können, während sie bei mir im Staudenbeet auf dem Tiefgaragendach knapp 20 cm und in den Kübeln zwischen 20 und 40 cm Bodentiefe zur Verfügung haben. Außerdem stammen nicht alle von mir verwendeten Stauden aus Nordamerika, doch war mein Ziel, im Kleinen die Luftigkeit einer Prairie nachzubilden.
Im Herbst 2012 pflanzte ich also Sonnenhut Echinacea ‚Baby Swan White‘, Prachtscharte Liatris, Regenbogen-Schwingel Festuca amethystina, kleinwüchsiges Lampenputzergras Pennisetum alopecuroides ‚Hameln‘ in Kübel. Alle diese Stauden kamen sehr gut über inzwischen zwei Winter – genauso auch die oben bereits erwähnte Rose und ein Sommerflieder/Schmetterlingsflieder Buddleja davidii ‚Black Knight‘, die als Hintergrund bzw. Übergang an einen verwilderten Garten erinnern sollten. Soweit meine Vision!
Buchtipp: Gartengestaltung mit Stauden: Von Foerster bis New German Style*
Da die Stauden-Kübel im Mai dann doch noch etwas trist aussahen, habe ich eher aus Verlegenheit eine niedrigbleibende, pinkfarbene Balkonkasten-Verbene hinzugepflanzt (es gibt nämlich eigentlich mehrere Arten an „Präriegarten-Verbenen“, die blau-lilafarben sind und höher werden). Doch auch Balkon-Verbene und Lampenputzergras vertragen sich bisher sehr gut zusammen im Kübel.
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Seit ein paar Jahren gehört auch ein Lavendel (ein kleiner Halbstrauch) zu meinem
Prairie-Style-Topfgarten, obwohl der Lavendel ja aus dem Mittelmeerraum stammt – bisher gab es bei der Überwinterung keine Probleme. Das gleiche gilt auch für den Phlox (Flammenblume), den ich seit 2019 im Kübel kultiviere – er erhielt ebenfalls keinen Schutz für die Überwinterung.
Topfgarten im Winter
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es meist nicht die Kälte ist, die die mehrjährigen Pflanzen umbringt, denn die haben sie in harten Wintern überstanden – was nicht heißt, dass man grundsätzlich auf Kälteschutzmaßnahmen verzichten soll. Aber wenn Pflanzen den Winter nicht überstanden haben, dann konnte ich das fast immer auf zu wenig oder zu viel Pflege zurückführen. Meine beiden wichtigsten Pflegetipps aus meiner Erfahrung heraus:
- Mehrjährige Pflanzen erst im Frühjahr zurückschneiden, denn Frost greift von der Spitze her an.
- Mehrjährige Pflanzen an sonnigen Tagen auch bei Bodenfrost vorsichtig gießen. Das Wasser in kleinen Mengen in den Wurzelbereich geben – so viel, dass die Pflanze etwas aufnehmen kann, wenn die oberirdischen Pflanzenteile Wasser verdunsten, aber nicht so viel, dass der Wurzelstock im Sumpf steht, der über Nacht zu einem kompakten Eisblock friert.
Buchtipp zum Gärtnern in Töpfen:
Gestaltungs, Bepflanzungs- und Pflegetipps für Pflanzen in Töpfen, Kübeln und Kisten auf Balkon, Terrasse, im Eingangsbereich und anderswo: Bepflanzungen nach Jahreszeit und/oder Dauerbepflanzungen – dekorative, duftende Pflanzen, Pflanzen für Schmetterlinge, Bienen und Nützlinge und/oder Arten/Sorten für Selbstversorgeranbau in Pflanzgefäßen.
Balkon und Terrasse mit Pflanzen gestalten*
Eva Schumann
Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart)
Taschenbuch/Klappenbroschur, 128 S.,
86 Farbfotos, 3 Farbzeichungen, 17 Tabellen
ISBN 3-8186-0635-8
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Dieser Beitrag wurde erstmalig 2013 veröffentlicht und danach mehrmals aktualisiert.
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