Kräuselkrankheit an Pfirsich, Nektarine und Mandelbäumchen

Blütenzweige

Saftige Pfirsiche aus dem eigenen Garten oder vom Balkon – ein Traum, der wahr werden kann. Doch eine Pilzkrankheit macht leider oft einen Strich durch die Rechnung: die Kräuselkrankheit, vor allem, wenn Winter und Frühjahr nass und kalt war. Doch es lässt sich etwas gegen die Krankheit tun.

Am richtigen Standort und mit der richtigen Pflege lassen sich Pfirsiche und Nektarinen auch in Deutschland ernten.

Die Blätter von befallenen Wirtsbäume verformen sich im Frühjahr bald nach dem Austrieb. Sie rollen, kräuseln und verfärben sich (manchmal hellgrün, oft rötlich – je nach Sorte) und wirken dabei teils blasig, teils dick und starr und sie glänzen. Bald verwelken die befallenen Blätter und fallen ab.

Peach leaf curl, Taphrina deformans, Ealing, June 1977 (31021750205)
Diagnose Kräuselkrankheit am Pfirsich: Typisch sind Einrollen, Kräuselungen, blasige Auftreibungen, oft mit Verfärbungen, der Blätter. Ursache ist der Befall mit einem Pilz (Taphrina deformans). (Bildquelle: Dr Mary Gillham Archive Project, CC BY 2.0 via Wikimedia Commons)

Zwar bildet der Baum bald gesunde (!) Ersatzblätter aus, doch je nach Befallstärke ist er durch die Zeit des Photosyntheseausfalls geschwächt, Früchte fallen ab und die Knospenbildung für das nächste Jahr ist reduziert. Im Mai/Juni bildet der Pilz dann einen weißlichen Filz auf den befallenen Blättern. Das sind die so genannten Asci („Schläuche“), wie man unter starker Vergrößerung erkennen kann. Die Asci wachsen senkrecht aus dem Blatt heraus und bilden Asci-Sporen, die sich verbreiten, keimen und überwintern. 

Die gebildeten Ersatzblätter bleiben jedoch gesund, da sich der Pilz ab der Asci-Sporenphase bis zum Frühjahr des Folgejahres nicht von lebendem Pflanzenmaterial ernährt.

Pfirsichblütenzweige
Pfirsich-, Nektarinen- und Mandelbäume werden während des Knospenschwellens und Aufbrechens der Knospen infiziert, wenn das Wetter in dieser Phase kühl und nass ist.

Doch wenn der nächste Spätwinter/Frühjahrsanfang (Februar/März) nass und kalt ist, dann spült der Regen überwinterte Pilzzellen in die jungen, sich öffnenden Knospen des Baumes. Sie infizieren dort die  Blätter noch vor dem Entfalten und sie durchwachsen auch die Blüten.

Für die Infektion sind 12,5 Stunden Nässe auf der Baumrinde bei Temperaturen unter 16 °C nötig. Einmal befallene Blätter sind nicht zu heilen heilen. Man sieht übrigens deshalb nur selten befallene Früchte, weil befallene Blütenknospen im Gegensatz zu den befallenen Blattknospen oft eintrocknen und abfallen.

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Mehrmalig aufeinanderfolgendes Auftreten der Kräuselkrankheit kann einen Baum so stark stressen und schwächen, dass er mit Gummifluss reagiert und Triebe absterben. Will man nicht am Ende einer mehrjährigen Leidenszeit von Baum und BesitzerInnen den Baum im schlimmsten Fall roden, muss man etwas gegen die Pilzkrankheit, seine Ansiedelung und Ausbreitung, tun.

Wirtspflanzen und Verwandtschaft

Der Erreger der Kräuselkrankheit ist ein Schlauchpilz (Taphrina deformans). Er befällt zwar hauptsächlich Pfirsich und von diesen vor allem die gelbfleischige Sorten, aber auch Nektarine und Mandelbäumchen sind nicht sicher. In einem einzigen Fall wurde meines Wissens die Kräuselkrankheit auch an einem Aprikosenbaum diagnostiziert, allerdings sollen in Südamerika befallene Früchte an einigen Lorbeergewächsen gefunden worden sein. Der Pilz ist übrigens eng verwandt mit dem pilzlichen Erreger der Narren- oder Taschenkrankheit (Taphrina pruni) an Pflaumen – ebenfalls aus der großen Abteilung der Schlauchpilze (Ascomycota).

Vorbeugung gegen die Kräuselkrankheit

Wichtig zu wissen: Die Krankheit kann die Knospen nur bei Temperaturen unter 16 °C und andauernder Blattnässe (über 12,5 Stunden anhaltend) infizieren. Die Vorbeugung beginnt daher mit dem Standort und der Sorte, die man auswählt.

Warmer Standort und genügend Luft
Wärmeliebende Pflanzenarten wie den Pfirsich sollte man an warme Standorte pflanzen. Das muss nicht unbedingt im Weinbauklima sein, ein warmer Platz am Haus, aber mit guter Luftzufuhr, kann sich auch eignen.

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Regenschutz
So, wie man Tomatenpflanzen vor der Ansiedelung der ebenfalls pilzlichen Kraut-und Braunfäuleerreger bewahren kann, indem man sie vor Regen schützt, so kann man auch Pfirsichbäumchen & Co. vor Regen geschützt anbauen oder – bei Anbau von kleinen Gehölzen im Kübel – aufstellen, beispielsweise vor einer Wand mit Dachvorsprung, auf einem überdachten Balkon oder indem man ihnen ein Regenschutzdach aus einem lichtdurchlässigen Material (Folie oder Kunststoff – wie Gewächshauseindeckung) errichtet.

Pfirsiche und Nektarinen gedeihen bei uns nur in Weinbaulagen oder an geschützten, warmen Plätzen im Garten.

Sortenwahl
Es gibt zwar keine resistenten Sorten, aber doch widerstandsfähigere – beispielsweise sollen weiß- und rotfleischige Sorten weniger anfällig sein. Die Gartenakademie der LWG empfiehlt die Sorten ‚Fruteria‘, ‚Benedicte‘, ‚Amsden‘, ‚Kernechter vom Vorgebirge‘ (= ‚Roter Ellerstädter‘). Und auch der Weinbergspfirsich ist etwas weniger anfällig.

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Pflege
Gute Pflege stärkt Pflanzen. Düngung und Bewässerung von Gehölzen sollten auf den Bedarf entsprechend der Vegetationsphase abgestimmt sein. Eine wichtige Pflegemaßnahme ist auch der fachgerechte Baumschnitt, bei dem nicht nur kranke, erfrorene beziehungsweise aus anderen Gründen abgestorbene Triebe entfernt und der Baum ausgelichtet wird, damit die Luft gut zirkulieren kann, sondern der auch dafür sorgt, dass der Baum schöne große Früchte bildet. Pfirsichbäumchen werden nach der Ernte und während der Blütezeit geschnitten, siehe folgendes YouTube-Video.

Hausmittel gegen die Kräuselkrankheit
Einige schwören auf Stärkungsmittel wie verdünnte Schachtelhalmbrühe, Knoblauchtee oder vorbeugende Präparate aus dem Handel wie Neudo-Vital Obst-Spritzmittel vor allem im Frühjahr zu der Zeit des Knospenschwellens und Öffnens, andere auf Essigspritzungen im Herbst. Zu all diesen Stärkungs- und Hausmitteln sind mir jedoch keine wissenschaftlichen Veröffentlichungen zur Wirkung gegen die Kräuselkrankheit im Vergleich zu einer unbehandelten Variante am gleichen Standort unter den gleichen Bedingungen bekannt.

Die Erfahrungen – Erfolge oder Misserfolge, von denen im Internet berichtet wird, sind unterschiedlich. Doch es spricht nichts dagegen, die Stärkungsmittel selbst auszuprobieren. Da der Pilz zur Zeit des Knospenschwellens und des Öffnens der Knospen das ganz junge Gewebe infiziert, wird das Stärkungsmittel bereits zu dieser Zeit ausgebracht. Der genaue Zeitpunkt ist abhängig von der Witterung des Winters und des Frühjahrs. Man sollte ab Ende Januar die Knospen beobachten und vorbereitet sein – wer kein Schachtelhalm im Vorjahr gesammelt und getrocknet hat, kann es getrocknet oder schon als Sud zubereitet im Gartenfachhandel kaufen.

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Direkte Bekämpfung

Kranke Blätter früh entfernen
Befallene Blätter zeigen bald nach dem Austrieb Symptome. Man sollte sie bald auspflücken, bevor sich der weiße Filz bildet. Bei starkem Befall steht dann zwar möglicherweise nur noch ein Gerippe, aber der Baum treibt bald gesunde Ersatzblätter (um den Johannistrieb am 24. Juni herum). Man gibt die abgepflückten und vom Boden aufgesammelten Blätter sicherheitshalber nicht auf den Komposthaufen im Garten, sondern in den Restmüll.

Zugelassene Pflanzenschutzmittel
Obwohl ich persönlich davon die Finger lasse, diese Information der Vollständigkeit halber: Für den Haus- und Kleingarten sind aktuell Präparate auf Basis des Wirkstoffes Difenoconazol zugelassen (Beispiel Präparat Duaxo Universal Pilz-frei). Sinn macht die Anwendung nur in der Zeit des Knospenschwellens und Aufbrechens. Da der Wirkstoff Nebenwirkungen auf Marienkäfer (schwach schädigend), Erzwespen (schädigend), Algen (giftig), Fische und Fischnährtiere (giftig) hat, würde ich persönlich dann doch den Knoblauchsud oder ähnliches zur Stärkung bevorzugen.

Disclaimer

Zulassungen von Wirkstoffen und Präparaten ändern sich ständig. Sie können die aktuellen Zulassungen auf der Website des Bundesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit abfragen: Wählen Sie bei HuK/Alle Haus und Kleingarten, bei Kultur Pfirsich und bei Schadorganismus Kräuselkrankheit aus der jeweiligen Drop-down-Liste. Wenn Sie auf der Trefferseite auf die jeweilige Handelsbezeichnung oder die Zulassungsnummer klicken, erhalten Sie außerdem Anwendungshinweise sowie Informationen zu Nebenwirkungen auf Nützlinge/natürliche Gegenspieler und mehr.

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Über Eva Schumann

Garten(bau) und Gärtnern sind meine Therapie und Leidenschaft und sie waren viele Jahre mein Beruf. Zu meinem Gartenbau-Studium kam ich über den zweiten Bildungsweg, denn da lernte ich den Spaß am Lernen und so wurde lebenslanges Lernen zu meinem Lebensmotto. Ich bin Fachfrau auf mehreren Gebieten, denn ich habe mehrere Ausbildungen (Einzelhandelskauffrau Parfümerie, abgeschlossenes Studium Gartenbau, Weiterbildung Netzwerk- und Internetmanagement, Schulungen technische Redaktion, IT, Mobilfunknetze, Programmierung, Datenbanken und mehr) und auch ausgiebig Berufserfahrung gesammelt. Daneben bin ich immer leidenschaftliche Hobbygärtnerin (Garten, Balkon, Terrasse) und Hobbybörsianerin (aus Begeisterung für das Internet) geblieben. Ich verdiene meinen Lebensunterhalt heute als freie Journalistin, Bloggerin, Texterin, Buchautorin und Technische Redakteurin (mehr siehe www.evaschumann.biz) sowie über meine werbefinanzierten Publikationen im Internet (Portalseite www.tinto.de). Buchen Sie Werbeplatz oder bestellen Sie frische Texte, Bilder oder anderen Content bei tinto@tinto.de oder eschumann@evaschumann.biz
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