Was bedeutet Nachhaltigkeit?

Alle reden darüber, aber viele kennen die Bedeutung von Nachhaltigkeit nicht – sie wissen nur, dass sie irgendwie wichtig ist und im Trend liegt. Das sollten Sie über Nachhaltigkeit wissen.

Nachhaltigkeit ist verantwortungsvolles Handeln, das die Auswirkungen auf die Zukunft im Blick hat und beispielsweise Ressourcen nur in dem Maße verbraucht oder Systeme nur in dem Maße stört, wie sie sich regenerieren können.

Nachhaltigkeit bedeutet nicht: Alles, was man hat, wegzuwerfen und durch neue Produkte zu ersetzen, die von Firmen mit dem Begriff Nachhaltigkeit beworben werden, weil es modern ist.

Ökologische Nachhaltigkeit in der Praxis

Nachhaltiges Handeln im ökologischen Sinne soll das Funktionieren des Ökosystems Erde sowie die Bewohnbarkeit zu guten Bedingungen erhalten. Um dies zu erreichen, müssen wir
  • Ressourcen schonen,
    also wenig bis keine Energie aus endlichen Rohstoffen verbrauchen, sondern nach und nach ganz auf saubere, regenerative Energie umstellen. Außerdem dürfen wir Rohstoffe oder Wasser grundsätzlich nicht verschwenden – und zwar nicht nur selbst im eigenen Haushalt, sondern jeweils in der gesamten Wertschöpfungskette dessen was wir kaufen (vom Abbau, Anbau oder der Herstellung der Rohstoffe an, über die Produktion von Gütern und ihrer Verteilung mittels Handel zum Endverbraucher, bis zum Entsorgen nach dem Gebrauch/Verbrauch),
  • bei Handlungsentscheidungen immer auch die Auswirkungen auf das Klima und die direkt betroffenen sowie auch die vernetzten Ökosysteme beachten,
  • das System nicht durch den Eintrag giftiger Stoffe oder zerstörerische Verfahrensweisen belasten oder zerstören.
Kleines Beispiel für den Erfolg von nachhaltigem Handeln: Natürliche Feinde im Garten zu fördern, bringt mehr als Insektizide zu spritzen. Die Blattläuse an diesem Salbei wurden von natürlichen Feinden ohne mein Zutun „beseitigt“.
Unsere Erde ist ein großes Ökosystem, das aus vielen Teilsystemen und Elementen besteht, die voneinander abhängen und sich gegenseitig beeinflussen. Beispiel: Ohne (Wild-)Blumen, die Nektar und Pollen bilden, sterben Bienen und viele andere Insekten, weil sie nicht mehr ausreichend Futter vom zeitigen Frühjahr bis in den Herbst haben. Als Folge werden auch Kulturpflanzen nicht mehr ausreichend bestäubt und bilden keine Früchte und Samen. Sterben die Bienen aus, gibt es bald kein Obst und Fruchtgemüse mehr, Pflanzenarten werden aussterben, weil sie sich nicht mehr vermehren können, viele Vögel, andere Tiere und Menschen werden wahrscheinlich verhungern.

Beispiel Landwirtschaft – sie muss nachhaltiger werden

Eine Landwirtschaft, die auf möglichst große Feldflächen mit Monokultur-Anbau und mineralischem Kunstdünger setzt und alles für überflüssig hält und wegspritzt, was sich nicht verkaufen lässt, ist umweltbelastend, macht den Boden anfälliger für Erosion und die Landschaft weniger belastbar bei Wetterereignissen. Sie beeinträchtigt auch die Lebensqualität der Menschen, belastet Grundwasser und damit die Gesundheit und kostet am Ende die ganze Gesellschaft viel Geld (beispielsweise für die Aufbereitung von belastetem Grundwassers, für Entschädigungsforderungen wegen größerer Schäden bei Unwettern etc., abgesehen davon, dass auch die Landwirte nach solchen Wetterereignissen finanzielle Hilfen benötigen.) Eine Landwirtschaft, die in Kreisläufen denkt, auf umweltgerechten Anbau und Mischkultur setzt, Feldraine mit blühenden heimischen Sträuchern und Wildblumen einplant und mit der Natur arbeitet statt gegen sie, ist nicht nur schöner, sondern erzeugt weniger Probleme und Kosten für die Allgemeinheit. Das heißt nicht, dass alles einfach und problemlos sein wird, sobald man Spritzmittel weglässt, die Felder kleiner macht und Feldraine mit Blumen besät, aber es ist ein Anfang und alle Problemlösungen müssen ab sofort statt „quick und dirty“ verdrängt, für die Zukunft durchdacht und gelöst werden.

[Nur nebenbei, damit es nicht in Vergessenheit gerät:
Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft war von 2005 bis 2018 in den Händen der CSU und wird derzeit von der CDU verwaltet. Viele Bürger sind mit der Arbeit der Union nicht zufrieden, da sie in der Landwirtschaft die falschen Anreize setzt (für große Betriebe, Monokultur und Massentierhaltung) und eine umweltgerechtere Landwirtschaft in Deutschland blockiert. Besonders krasses Beispiel: Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt, CSU, stimmte im November 2017 im Alleingang für eine EU-weite Verlängerung von Glyphosat (das übrigens von Bayer Crop Science auch schon vor der Monsanto-Übernahme verkauft wurde), obwohl die Umweltministerin Barbara Hendricks, SPD, sowie auch ein großer Teil der Bevölkerung dagegen waren und deshalb eine Enthaltung vereinbart worden war. Der damalige CSU-Chef Seehofer soll vorab über den „Coup“ informiert gewesen sein. Offensichtlich halten sich diese Personen für über der Geschäftsordnung der Bundregierung und Koalitionsvereinbarungen stehend. Eine solche Arroganz ist nicht hinnehmbar und sollte von Wählern abgestraft werden. Als einflussreicher Einflüsterer/Lobbyist der Union wird übrigens der Bauernverband ausgemacht (siehe Mächtige Multifunktionäre bei weltagrarbericht.de).

Aber nicht nur Politik und Erzeuger sind gefordert, auch wir Verbraucher müssen besser werden, denn oft werden bei uns zuhause die Verbesserungen, die mit Anstrengungen in der Lieferkette vom Erzeuger und Handel erreicht wurden, zunichte gemacht – oft in guter Absicht: Da wird mit dem Auto mehrmals wöchentlich aufs Land hinaus zum Öko-Bauernhof gefahren, um den Bioanbau und den Bauern zu fördern, da wird das Gemüse mit Unmengen Wasser gewaschen, im offenen Topf in ebenfalls unnötig viel Wasser gekocht und anderes mehr. Man kann den Öko-Bauern ebenfalls unterstützen, wenn man weniger oft und auf Vorrat einkauft oder sich mit anderen zusammentut. Das Gemüse mit weniger Wasser zu waschen und wassersparender zu kochen, erfordert nur kleine Umgewöhnungen – wenn man denn nachhaltiger handeln möchte.

Wir dürfen nicht nur auf die Erzeuger und die Politik schimpfen, sondern müssen uns fragen, was wir selbst in unserem Alltag besser machen können. Jede Tätigkeit, von Essen bis Körperpflege, hat nämlich Auswirkungen, aber meist denken wir nur an unseren direkten Gewinn.

Beispielsweise waschen wir uns, damit wir danach sauber und erfrischt sind. Aber Waschen hat Auswirkungen und wir bestimmen durch die Wassermenge, durch die Menge und Wahl der Produkte, die wir verwenden (enthaltene Inhaltsstoffe, Art der Produktion), wo wir diese Produkte kaufen, wie wir sie kaufen, in welchen Tüten, Taschen und Kartons wir sie transportieren und wie wir all die Materialien nach Verbrauch entsorgen, wie sich unser Waschen auf die Umwelt auswirkt.

Keine Angst, niemand muss perfekt sein und darf keinen Spaß mehr haben. Am besten fängt man bei Dingen an, die einem leicht fallen, jeder entsprechend der eigenen Situation. Beispielsweise
  • Wer einen Garten hat, könnte auf Glyphosat haltige Unkrautmittel sowie allgemein auf umweltschädliche Spritzmittel verzichten und statt dessen die natürlichen Gegenspieler von Schädlingen (Vögel, Fledermäuse, Marienkäfer, Florfliegen, Schwebfliegen, Igel etc.) fördern und andere umweltverträglichen Maßnahmen mehr.
  • Wer sowieso nicht gerne Fleisch isst, reduziert den Fleisch- und Wurstkonsum und isst öfter mal fleischlos,
  • Wer sich mehr/viel bewegen möchte, fährt mit dem Fahrrad zum Einkaufen und ins Fitnessstudio.
  • Menschen, die gerne reparieren und kreativ sind, reduzieren ihren Konsum und damit auch den Rohstoffverbrauch, indem sie einiges Alte wieder schön machen, statt immer Neues zu kaufen.
Jeder fängt erst einmal mit den Dingen an, die leicht fallen. Nach und nach lernt man dazu, was man in der jeweiligen persönlichen Situation sonst noch machen kann, um die Umwelt weniger zu belasten.

Und natürlich müssen wir als BürgerInnen und WählerInnen Politiker wählen, die für uns arbeiten und nicht für ihr Ego. Natürlich müssen Branchenlobbyisten angehört werden, genauso wie Umweltlobbyisten und alle anderen Interessensvertreter das Recht haben, ihre Positionen dazulegen, aber Politiker dürfen nicht naiv zu Erfüllungsgehilfen kommerzieller Unternehmen werden. Sie müssen langfristig denken, die richtigen Anreize aus einer langfristig denkenden Perspektive setzen, nachhaltige und umweltverträgliche Kreisläufe schaffen, die auch kontrollierbar sind (und nicht beispielsweise das Problem der Entsorgung an arme Länder übergeben, wo weder ArbeiterInnen noch Umwelt einen Schutz haben und Verfahren nicht kontrolliert werden).

Beispiele für einfach umsetzbare Ideen für nachhaltiges Handeln gibt es bei 10 + 1 Nachhaltigkeittipps – Ideen für den Alltag, die sich leicht umsetzen lassen und auch noch Geld sparen.

Der Begriff Nachhaltigkeit taucht jedoch auch in anderen Zusammenhängen auf, nicht nur beim Thema Klimawandel, Natur- und Umweltschutz:
Nachhaltige Unternehmensführung soll Ökonomie, Ökologie sowie gesellschaftliche und soziale Verantwortung zu einem Dreiklang vereinen. Bei Entscheidungen soll nicht nur bis zu den nächsten Quartalszahlen gedacht werden, sondern auch auf die Zukunftsfähigkeit der Produkte und Produktion unter ökologischen Gesichtspunkten, den Erhalt des Unternehmens sowie auf soziale Nachhaltigkeitsaspekte geachtet werden. Es ist beispielsweise ökonomisch nicht nachhaltig, den Anteilseignern allen Gewinn auszuschütten, sondern ein Teil muss in Forschung und Entwicklung, Mitarbeiterschulungen etc. gesteckt werden. (Wenn man den Investoren jedoch gar nichts gibt, ziehen die ihr Geld raus (Ausnahme sind Aktiengesellschaften, die großes Wachstumspotenzial mit hohen Kursgewinnen haben, ansonsten muss ein Kompromiss gefunden werden). Soziale Nachhaltigkeit bedeutet beispielsweise eine faire Bezahlung, Aufstiegsmöglichkeiten unabhängig von Geschlecht, Ethnie oder Ähnlichem zu ermöglichen sowie für loyale Mitarbeiter zu sorgen (beispielsweise durch Mitarbeiterbindung, indem man Betriebskinderkrippen einrichtet, flexible Arbeitszeiten ermöglicht und anderes).

* Werbelink

Anzeige


Über Eva Schumann

Garten(bau) und Gärtnern sind meine Therapie und Leidenschaft und sie waren viele Jahre mein Beruf. Zu meinem Gartenbau-Studium kam ich über den zweiten Bildungsweg, denn da lernte ich den Spaß am Lernen und so wurde lebenslanges Lernen zu meinem Lebensmotto. Ich bin Fachfrau auf mehreren Gebieten, denn ich habe mehrere Ausbildungen (Einzelhandelskauffrau Parfümerie, abgeschlossenes Studium Gartenbau, Weiterbildung Netzwerk- und Internetmanagement, Schulungen technische Redaktion, IT, Mobilfunknetze, Programmierung, Datenbanken und mehr) und auch ausgiebig Berufserfahrung gesammelt. Daneben bin ich immer leidenschaftliche Hobbygärtnerin (Garten, Balkon, Terrasse) und Hobbybörsianerin (aus Begeisterung für das Internet) geblieben. Ich verdiene meinen Lebensunterhalt heute als freie Journalistin, Bloggerin, Texterin, Buchautorin und Technische Redakteurin (mehr siehe www.evaschumann.biz) sowie über meine werbefinanzierten Publikationen im Internet (Portalseite www.tinto.de). Buchen Sie Werbeplatz oder bestellen Sie frische Texte, Bilder oder anderen Content bei tinto@tinto.de oder eschumann@evaschumann.biz
Dieser Beitrag wurde unter Garten und Pflanzen, Geld, Gesundheit, Mitreden, Öko-/Bio-Themen, Pflanzenschutz, Politik, Urban Gardening, Wohnen und Garten abgelegt und mit , , , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.