Sucht man bei Ebay, Amazon.de* oder auf anderen Verkaufsplattformen nach einem bestimmten Produkt, findet man das dort manchmal viel günstiger als in einem Geschäft vor Ort oder in einem (Online-)Katalog vom Versandhändler. Vor allem bei Luxusmarken oder gerade angesagten Produkten ist der Preisunterschied oft groß. Warum dies sofort – schon aus gesundheitlichen Gründen – die Alarmglocken läuten lassen sollte und wieso Fake-Produkte (Fälschungen, Duplikate) nicht immer an einem günstigen Preis zu erkennen sind. (Nachträge am 23.8.2022)
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Vor ein paar Monaten suchte ich nach einem Fläschchen eines meiner Lieblingsparfums. Es handelt sich um das Eau de Parfum einer bekannten Designer-/Luxusmarke. Ich verglich die Preise mittels eines Preisvergleichsanbieters. Der Händler, für den ich mich schließlich entschied, schien mir vertrauenswürdig, was auch am bekannten Namen der Preisvergleichsplattform lag – die sollten eigentlich nur seriöse Anbieter in ihren Datenbanken haben, dachte ich. Ich kaufte das vorgeschlagene günstigste Produkt, zum Glück nur eine kleine Packungsgröße. Als das Parfum dann kam und ich etwas von dem Duftwasser auf mein Handgelenk sprühte, wurde ich unangenehm überrascht: Der Geruch war völlig anders als der aus meinem alten Flakon, den ich bei einer alteingesessenen Parfümerie in unserem Städtchen gekauft hatte – wesentlich herber. Ich mochte ihn nicht! Dafür hätte ich kein Geld ausgegeben. Aber wie kann es sein, dass etwas, das genauso heißt, völlig anders riecht? Ich bin vermutlich auf einen Fake-Produkte-Anbieter hereingefallen.
Produktpiraterie
Das Nachahmen von Produkten (Modeartikel, Medikamente, Autoersatzteile u. A.), um sie als das Original zu verkaufen, sowie das nicht lizensierte Kopieren und Vertreiben von Produkten (Raubkopien von Software, Musik u. Ä.) verstößt gegen Markenrechte und wettbewerbsrechtliche Vorschriften und meist auch gegen Urheberrechte, Gebrauchsmuster, Patente und sonstige Rechte des Geistigen Eigentums und des Gewerblichen Rechtsschutzes. Es gibt Fälschungen, die das Original tatsächlich äußerlich und inhaltlich genau nachmachen, und solche, die nur so aussehen wollen, als ob sie Originale seien, sich aber inhaltlich unterscheiden. Plagiate nennt man Fälschungen mit leicht verändertem Markennamen. (Mehr Theorie siehe Wikipedia)
Dass man auch auf Verkaufsplattformen wie amazon.de* sehr vorsichtig sein muss, fiel mir kürzlich auf, als ich in meinem Blogartikel über die Dramen der englischsprachigen Beauty-Community in den sozialen Netzen schrieb. Da ich meine Arbeit über Werbung finanziere, wollte ich Jeffree Star Cosmetics-Produkte aus dem Amazon-Sortiment verlinken, denn als Amazon-Partner bekomme ich eine kleine Provision, wenn jemand über meinen Werbelink (*) zu Amazon.de* geht und dort etwas kauft.
Amazon.de selbst bot keines der gesuchten Produkte an, aber dafür andere Händler, die auf der Amazon-Verkaufsplattform ihre Waren ebenfalls feilbieten. Der Neugier halber verglich ich die Namen der Anbieter auf Amazon.de mit der Liste der autorisierten Händler, die man in den FAQ auf der Jeffree Star Cosmetics-Website findet. Kein einziger Anbieter auf Amazon.de war auf der Liste der autorisierten Händler! Das ist zwar noch kein Beweis, dass es sich bei den bei Amazon.de angebotenen Produkten um illegale Kopien oder andere Fälschungen (counterfeit products) handelt, aber machte mich doch nervös. Denn es geht bei Fake-Produkten ja nicht nur um Betrug am Kunden und am Original-Markeninhaber oder darum, dass man nicht weiß, ob das Produkt die Eigenschaften des Originalprodukts hat – eher nicht, meist sind es billiger produzierte Kopien -, sondern man weiß vor allem nicht, ob es gesundheitliche Schäden hervorrufen kann!
Für den Original-Hersteller sind solche „Nebenwirkungen“ der Fälschungen ebenfalls sehr ärgerlich, denn erfüllt ein Produkt nicht die Erwartungen des Kunden oder ruft es gar Hautreizungen oder Schlimmeres hervor, fällt das auf die Originalmarke zurück – jedenfalls, solange es der Käufer für das echte Produkt hält. Selbst wenn sich ein gefälschtes Produkt ganz ordentlich auftragen lässt, wie manche Beauty-BloggerIn/-VloggerIn, die Original und Fälschungen („Dupes“) von Make-up-Produkten vergleicht, naiv vorführt, bedeutet das nicht, dass es Stunden nach dem Auftragen auch noch so gut aussieht wie das Original – möglicherweise ruft es gar einen Hautausschlag hervor. Dazu kommt: Wenn ich ein veganes Produkt ohne Tierversuche kaufen wollte, erfüllen die Zutaten der Fälschung ziemlich sicher nicht diese Kriterien. Tatsächlich unterliegen diese Fake-Produkte keinerlei Regulierung und Aufsicht. Sie können Schwermetalle, Verschmutzungen aller Art und gefährliche Krankheitskeime enthalten.
Doktors Investigate: Counterfeit Makeup (YouTube-Kanal The Doctors)
Deshalb heißt es, wachsam zu sein, von wem ein Produkt auf einer Verkaufsplattform angeboten wird.
Manchmal nutzen unseriöse Anbieter nicht nur den Namen der Marke, sondern auch den guten Ruf einer Plattform, um sich zu tarnen. Das passiert nicht nur bei relativ jungen Internet-Unternehmen wie Amazon oder Ebay, sondern auch bei alten Einzelhandels- oder Versandhandelsmarken, wenn sie Dritte auf ihre Online-Verkaufsplattform lassen. Sogar im amerikanischen Walmart-Online-Shop wurden angeblich schon Fälschungen verkauft, seit dieser sich zu einer Verkaufsplattform (praktisch wie Amazon) mit der Verkaufsmöglichkeit für Dritte gewandelt hat.
Natürlich versuchen die Hersteller, die Nachahmer und Verbreiter von Fälschungen (counterfeit products) zu bekämpfen. Jeffree Star ist beispielsweise Walmart in den sozialen Netzen hart angegangen und hat mit Klage gedroht, wenn die Fake-Produkte seiner Make-up-Linie nicht entfernt werden – was tatsächlich passierte, schließlich waren wegen des Vorkomnisses Millionen seiner Fans auf Walmart wütend (tatsächlich hatten ihn seine Fans auf die Fake-Anbieter bei Walmart aufmerksam gemacht). Aber andere Marken haben sich nicht gerührt oder sie kommen einfach nicht nach wegen der großen Zahl der Anbieter online und offline. Und nicht nur bei Walmart, auch bei Ebay und Amazon gibt es inzwischen so viele Fake-(Schönheit-)Produkte, dass ich solche Artikel seit meiner Recherche dort gar nicht mehr kaufe (Shop-Alternativen sind douglas.de*, OTTO.de*, dm.de, rossmann.de und andere).
Das Problem betrifft nicht nur Kosmetik- und auch nicht nur Luxus- oder angesagte Make-up- und Beauty-Marken, sondern ebenso Modemarken, Sportartikelmarken, Uhren, Medikamente, Nahrungsergänzungsmittel, Autoersatzteile und vieles Andere – im Grunde können alle Artikel, die nicht von einem Hersteller selbst oder seinen autorisierten Händlern angeboten werden, Fälschungen aus China, Thailand und von anderswo und möglicherweise sogar gesundheitsschädlich oder gefährlich sein. Man kann nur hoffen, dass OTTO.de* nicht auch diesen Weg geht und jeden auf seine Handelsplattform lässt, ohne solchen Betrug zu verbieten und die Drittanbieter streng zu kontrollieren.
Es gibt solche Fälschungen leider nicht nur im Internet, sondern auch auf Flohmärkten und Billigmärkten, beispielsweise in vielen Urlaubsländern.
Nicht alle Fake-Produkte sind am niedrigen Preis erkennbar!
Tatsächlich waren manche der Jeffree-Star-Produkte bei Amazon.de wesentlich teurer als beispielsweise im Jeffree-Star-Cosmetics-Online-Shop bzw. auf der Webseite des für Deutschland autorisierten Händlers. Aber heißt das, dass es Originalprodukte sind? Nicht unbedingt. Der höhere Preis kann nämlich verschiedene Hintergründe haben:
- Entweder wurden die Produkte vorher oder werden erst bei Bestellung eines Kunden vom Amazon-/Ebay-Händler beim Original-Hersteller oder seinem autorisierten Händler gekauft und mit Aufpreis zum Endkunden geschickt – dann bekäme man immerhin ein Originalprodukt.
- Aber es gibt leider auch noch die Variante, dass es sich um ein Fake-Produkt handelt, das teuer verkauft wird, weil keine Konkurrenz auf dem regionalen Markt da ist und der hohe Preis durch das Verhältnis von Angebot und Nachfrage möglich ist.
Es gibt übrigens nicht nur Fake-Produkte, sondern auch Fake-Shops – sowohl direkt im Web als auch auf Plattformen, die Händlern und Kunden das Zusammentreffen ermöglichen wie Ebay, Amazon und andere. Auch die Fake-Shops bieten beliebte Produkte oft zum günstigen Preis an. Bei einer Bestellung wird man zur Kasse gebeten, erhält dann aber möglicherweise nie die bestellte Ware. Die Fake-Shops imitieren oft real existierende Shops.
Bevor man bei einem neuen Händler/Shop kauft, sollte man
prüfen, ob es wirklich der Shop ist, den man sucht und ob der Laden seriös ist. Beispielsweise guckt man, ob es ein Impressum gibt, ob Design, Site-Aufbau und Sprache seriös und professionell wirken. Sicherheitshalber kann man auch den Namen in eine Suchmaschine eingeben, um herauszufinden, ob es unter dem oder einem ähnlichen Namen mehrere Shops gibt. Grundsätzlich sollte man beim Erstkauf bei einem Händler, bei dem man sich nicht sicher ist, kein hochpreisiges Produkt kaufen.
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Zoll bei Bestellung im Nicht-EU-Ausland
Im Zweifelsfall kauft man alles, bei dem es einem auf die Original-Qualität ankommt, lieber beim Hersteller oder von ihm ausdrücklich autorisierten Händlern.
Manchmal bleibt einem dann allerdings nichts anderes übrig, als im Ausland zu kaufen – beispielsweise wenn der autorisierte Händler im Inland oder in der EU nur einen Teil des Sortiments führt und man ausgerechnet das möchte, was es beispielsweise nur in den USA oder in Kanada gibt. Meine Erfahrungen mit Verkäufern innerhalb und außerhalb der EU reichen von sehr, sehr gut bis sehr schlecht – überwiegend sind sie aber gut bis sehr gut (im Durchschnitt etwa Note 2+).
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Beim Kauf in Nicht-EU-Ländern ist unbedingt zu bedenken, dass die Lieferung nicht nur länger dauert (längerer Transportweg, Zollabwicklung), sondern zusätzliche Kosten (abgesehen von den sowieso höheren Versandkosten) verursachen kann und manchmal den Besuch beim Zollamt nötig macht. Zölle werden ab einem Einfuhrwert (Produktwert + Versandkosten) von 150 Euro erhoben, falls die Ware zollpflichtig ist. Aber schon ab einem Einfuhrwert von 22 Euro (beziehungsweise 45 Euro, wenn ein Geschenk zugeschickt wird), werden 19 Prozent Einfuhrumsatzsteuer erhoben. Liegt der Wert darunter, gilt die Zollbefreiungsverordnung (die gilt nicht für Alkohol, Parfums, Tabak u. Ä.). Nachtrag: Die Freigrenze ist seit dem 1. Juli 2021 weggefallen! Sobald 1 Euro Gebühr anfällt, wird dieser auch gefordert. Ist die Ware beim örtlichen Zollamt eingetroffen, schicken die ein Schreiben, dass man die Waren abholen soll oder man die Post beauftragen soll. Manchmal steht der Postbote mit dem vom Zoll abgefertigten Päckchen plötzlich vor der Tür und kassiert neben den Einfuhrabgaben auch noch eine Gebühr für die Nachnahmelieferung – so meine persönlichen Erfahrungen (dreimal Lieferung aus den USA in ca. 15 Jahren). Nach welchen Gesichtspunkten, vom Zoll welches Verfahren gewählt wurde, hat sich mir noch nicht erschlossen.Nachtrag: Durch die Corona-Pandemie und anderes hat sich das Auslieferungsverfahren verändert. Meines Wissens ist es nun so, dass DHL die Abfertigung beim Zoll übernimmt, aber die Ware je nach Versandart/Pandemie-Situation nicht an mich ausliefert, sondern (kostenpflichtig) bei der Post zur Abholung bereithält.
Ich persönlich nehme Wartezeit und zusätzliche Kosten nur in Ausnahmefällen in Kauf, beispielsweise wenn ich etwas unbedingt haben möchte, was es bei uns (noch) nicht gibt. Nur mit einem Kauf beim Originalhändler oder seinen Vertragshändlern bin ich sicher, dass es sich nicht um Fake-Produkte, also nachgeahmte Produkte von minderwertiger Qualität handelt. Was vielleicht bei einer Brosche für den Mantel nicht so gravierend ist, kann bei allem, was mit der Haut in Berührung kommt oder eingenommen wird, ernste Gesundheitsschäden nach sich ziehen.
Fazit
Eine Lösung für das Problem mit den Fälschungen, Duplikaten, Plagiaten und anderen Fake-Produkten wird möglicherweise die Digitalierung bringen – jedes einzelne Produkt könnte theoretisch (beispielsweise mittels Blockchaintechnologie) nachverfolgbar und verifizierbar gemacht werden. Aber bis es soweit ist, müssen wir den gesunden Menschenverstand einschalten, manchmal lieber teurer und sicherer bei der Marke selbst oder einem bekannten seriösen Händler einkaufen, als jedes Schnäppchen mitzunehmen, das sich als gesundheitsschädliches Imitat erweisen könnte. Etwas kompensieren kann man den höheren Preis, indem man nachhaltiger – also sparsamer und sorgsamer – mit den Produkten umgeht.
* Werbelink
Weitere Informationen
- Zoll und Einfuhrabgaben beim Online-Einkaufen in den USA, China und anderen Nicht-EU-Ländern (Blog Verbrauchermeinung)
- Parfums & Co. kaufen nach YouTuber-Empfehlungen (ein Selbsttest) (Verbrauchermeinung-Blog)
- Vegane Beauty-Produkte ohne Tierversuche (Verbrauchermeinung-Blog)
- Jeffree Star Cosmetics jetzt bei Douglas (tinto bloggt)
- Zoll online – Internetbestellungen (zoll.de)
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