Pflegeleichte Vorgartenlösungen mit Pflanzen sind besser als Schotterpisten

Angesichts der vielen Vorgärten, die in den letzten Jahren mit nacktem Schotter oder Kies bedeckt wurden, schlagen sich viele Pflanzenliebhaber, Ökologen und Stadtklimaforscher die Hände vor den Kopf: „Wissen die denn nicht, dass das dem Artensterben und dem Klimawandel Vorschub leistet? Und wie das aussieht – vor allem nach einigen Jahren.“ Aber natürlich hat es einen Grund, wenn sich die Schottergärten (Steinschüttungen statt Bepflanzungen) ausbreiten. Die möglichen Ursachen und Beweggründe und welche besseren Lösungen es gibt. (Meinungsbeitrag mit Tipps für Gartenneulinge, zuletzt aktualisiert am 20.06.2023)

Vom Storchschnabel gibt es unzählige Arten in unterschiedlicher Höhe und in verschiedenen Blütenfarben, viele von denen eignen sich auch als Bodendecker an halbschattigen bis schattigen Standorten.
Vom Storchschnabel gibt es unzählige Arten in unterschiedlichen Höhen und mit verschiedenen Blütenfarben. Viele von denen eignen sich als Bodendecker an halbschattigen bis schattigen Standorten.
Die Bodendecker-Rose ‚Lavender Dream‘ kann zur Bedeckung des Bodens an sonnigen bis halbschattigen Standorten gepflanzt werden.
Hinweis
Unter Schottergärten verstehe ich in diesem Beitrag Schotteraufschüttungen ganz oder fast ohne Pflanzen. Es gibt natürlich auch „echte“ Kiesgärten, die ein Refugium für meist trockenheitsverträgliche Pflanzen sind. Dadurch, dass sie einer Vielzahl blühender Pflanzenarten einen artgerechten Standort bieten, haben sie auch eine positiven Einfluss auf die Artenvielfalt der Fauna (Schmetterlinge, Wildbienen & Co.).

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Warum sich der Schottergarten-Trend meiner Meinung nach überhaupt ausbreiten konnte:

  • Es gibt den Wunsch und oft auch die Notwendigkeit der Arbeits- und Zeitersparnis
    Nicht jeder hat die Zeit und/oder die Kraft, sich um den Garten oder Vorgarten zu kümmern. Manche Menschen sind beruflich viel, manche regelmäßig tagelang unterwegs und/oder sie haben generell lange Arbeitstage, Phasen mit schwierigen Schichten oder andere Herausforderungen. Andere fürchten, die Wasserkannen nicht schleppen und Rasen nicht mähen zu können (altersbedingt, kräftemäßig oder durch andere Einschränkungen).
  • Gärtnerische Überforderung
    Wer ohne Garten aufgewachsen ist, hat möglicherweise eine Scheu, alleine die Verantwortung für einen Garten zu übernehmen, zu pflanzen und zu pflegen.
  • Kosten
    Auch für einen handtuchgroßen Garten oder Vorgarten braucht man Gartengeräte, sei es den Rasenmäher und Rasenkantenschneider, sei es Grabgabel, Grubber und Rechen, wenn man ein Beet anlegen möchte.
  • Gartentrend/Modetrend
    Vor einigen Jahren kam es in einigen „Szenen“ in Mode, möglichst minimalistisch zu gestalten – leider aus Sicht der Artenvielfalt und des Klimas. Plötzlich gab es überall in Form geschnittene Immergrüne, Solitäre, und Hecken, die einen monoton grünen Rasen zierten. Grundsätzlich ist meiner Meinung nichts gegen Hecken oder Formgehölze zu sagen, wenn man zusätzlich auch anderes hat: Blühendes für Bienen und andere Insekten, Raupenfutterpflanzen für Schmetterlinge, Verstecke und Futterfundorte für Vögel und Ähnliches mehr.
  • Schlechte Beratung
    Ich habe den Eindruck, dass die Architekten/Bauherren/Eigentümer zu wenig über Pflanzen, Natur und Klima wissen und andererseits vermutlich auch weniger Arbeit mit der Planung eines Schottergartens haben, wodurch sie dann auch dem Wunsch des Auftraggebers, Kosten einzusparen, leichter entsprechen können. Hauptsache, es macht sich gut im Plan und bei der Abnahme kann man etwas ordentlich Aussehendes übergeben und fotografieren.

Doch die Freude an Schotteraufschüttungen wird bald getrübt

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Schottergärten haben so viele Nachteile:

  • Das Klima am und im Haus ist im Sommer heißer und trocken.
  • Wegen der fehlenden Pflanzen wird kein Schmutz und Staub aus der Luft gefiltert.
  • Wegen der fehlenden Pflanzen wird der Straßenverkehr und sonstiger Schall stärker übertragen.
  • Mit der Zeit werden Schottergärten unansehnlich und es siedelt sich sehr wohl unerwünschte Pflanze („Unkraut“) an.

Warum Pflanzen die bessere Lösung sind

Egal, wie groß oder wie klein der Vorgarten ist, es gibt viele Gestaltungmöglichkeiten.

Wer den Blick auf die Straße und die Nachbarn freihaben möchte, sät oder pflanzt niedrige Arten. Wer für ein kühleres frischeres Klima im Haus und überhaupt für mehr Privatsphäre sorgen möchte, der pflanzt (auch) höhere Pflanzen.

Im Prinzip können dies ein- oder mehrjährige Pflanzen sein. Doch Pflanzungen, die auf mehrere Jahre angelegt sind, sind nachhaltiger, langfristig preiswerter und machen weniger Arbeit.

Mit höheren Pflanzen wie Sträuchern und Großstauden kann man nicht nur die Außenwände beschatten und kühlen (und damit auch die Räume dahinter), sondern auch für mehr Privatsphäre sorgen. (Bild: „Vorgarten“ des Gartenpavillons im Weihenstephaner Kleingarten)
  • Pflanzen sorgen für ein schöneres Stadtbild, der Anblick von Grün tut der Seele gut.
  • Pflanzen schaffen ein besseres Stadtklima, beispielsweise sind die Temperaturen und Luftfeuchte im Sommer viel angenehmer als ohne.
  • Durch Pflanzen entsteht ein besseres Kleinklima am Haus, wodurch auch die Temperatur und Luftfeuchte im Haus angenehmer bleibt – vor allem in heißen Sommern unschätzbar wertvoll.
  • Pflanzen halten Straßenstaub und Luftverunreinigungen durch Fahrzeuge ab und sie dämpfen die Geräusche, die zum Haus gelangen. Der Effekt ist abhängig von der Höhe der Pflanzen und wie breit/tief die Bepflanzung ist.
  • Begrünungen sind besser für die Artenvielfalt – von Bodenlebewesen über Wildbienen bis zu den Vögeln werden die Tiere gefördert, was auch den Menschen zugutekommt (ohne Bestäuber fielen viele Nahrungspflanzen aus). Die ökologische Vielfalt und Vernetzung der Lebewesen eines Ökosystems schafft eine gewisse Stabilität, weil (vorübergehende) Störungen ausgeglichen werden können.

Pflanzen, die das Leben leichter machen

Es gibt Pflanzungen, die kaum Pflege brauchen, und es gibt Tricks, mit denen man unerwünschte Pflanzen, das Unkraut, unterdrücken kann.

Wenig Arbeit machen beispielsweise Gehölzpflanzungen (Sträucher, kleine Bäume), unter denen nach dem Anwachsen eine dicke Schicht Rindenmulch ausgebracht wird. (Tipp: Weil das Ausbringen von Rindenmulch Stickstoff bindet, einmalig mit Hornmehl oder einem anderen organischen Stickstoffdünger düngen.)

Arbeitssparend, schöner als Schotter und mit den Vorteilen lebender Pflanzen sind auch Anpflanzungen von pflegearmen Staudengemeinschaften, die zum Standort passen.

Der Frauenmantel (Alchemilla mollis) ist eine 30 bis 40 cm hohe Staude, die im Juni hellgrün-gelblich blüht und jedes Jahr wiederkommt. Sie kann für sich als Bodendecker oder als „Begleitstaude“ gepflanzt werden - die Blütenfarben höhere Stauden bringt sie regelrecht zum Leuchten.
Der Frauenmantel (Alchemilla mollis) ist eine 30 bis 40 cm hohe Staude, die im Juni hellgrün-gelblich blüht und jedes Jahr wiederkommt. Sie kann für sich als Bodendecker oder als „Begleitstaude“ gepflanzt werden – die Blütenfarben höherer Stauden werden durch den Frauenmantel regelrecht zum Leuchten gebracht.

Aber die arbeitssparendste Bepflanzung ist die mit dauerhaften Bodendeckern.

Dauerhafte Bodendecker sind meist niedrige bis mittelhohe Gehölze oder Stauden, die den Boden nach kurzer Zeit dicht bedecken, so dass das Unkraut kaum eine Chance hat, sich an das Licht zu kämpfen. Wichtig ist nur, dass man sich Pflanzenarten aussucht, die zum Standort passen (Boden, Sonnenstunden, ob gegossen werden kann oder nicht etc.).

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An manchen Standorten wirken Mischbepflanzungen aus Stauden und Gehölzen, die über Jahre an ihrem Platz bleiben, am natürlichsten. Und wer noch mehr Farbtupfer möchte, pflanzt im Herbst noch Blumenzwiebeln für die Frühjahrsblüte im nächsten Jahr und im Frühling ein paar Blumen, die den Sommer verschönern, dazwischen. Man kann den Boden aber auch nur mit Stauden oder nur mit (niedrigen/kriechenden) Gehölzen bedeckt halten.

Entweder wendet man sich an eine/n Garten- und Landschaftsbau-Fachfrau/Fachmann, die den Vorgarten nach einer Beratung entsprechend anlegen, oder man geht in eine Baumschule und/oder Staudengärtnerei, lässt sich dort beraten und legt den Vorgarten dann selbst an.

Zwei Gehölze, mit denen man Flächen im lichten Schatten abdecken kann (einzeln oder kombiniert) und die wenig Arbeit machen: blau blühendes Großes Immergrün (Vinca major ‚Variegata‘) und weiß blühende Teppich-Zwergmispel (Cotoneaster dammeri)

Was man mit den Fachleuten neben den genauen Standortbedingungen besprechen sollte, ist, ob man heimische Arten bevorzugt, um möglichst viel für den Artenschutz zu tun, ob man für dieses Stück Garten besonders mit Farben und großen Blüten (von gezüchteten Sorten) etc. klotzen möchte oder wie man auch beides kombinieren könnte. Am Ende sollte der Vorgarten zu Ihnen passen, nicht zuletzt weil er von außen Ihre Visitenkarte ist und er andererseits das ist, was man sieht wenn aus dem Fenster auf den Eingangsbereich schaut..

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Hier noch ein paar Beispiele für Bodendecker:

Bodendecker für karge, trockene, sonnige Standorte
Aschgrauer Storchschnabel (Geranium cinereum): niedrige,polsterbildende Staude mit hübschen pinkfarbenen Blüten
Fingerstrauch (Potentilla) ‚Tilford Cream‘: bis zu 80 cm hoher Kleinstrauch mit cremefarbenen Blüten
Flügelginster (Genista sagittalis): bis zu 80 cm hoher, kriechender Zwergstrauch mit gelben Blüten (besonders für nährstoff- und kalkarme Böden)
Thymianarten (Thymus): Arten von 3 bis 30 cm Höhe in verschiedenen Blütenfarben

Der Sand-Thymian ist ein immergrüner, bodenbedeckender Halbstrauch, der nur wenige Zentimeter hoch wird und auf kalkarmen, sandigen Böden gedeiht.
Der Sand-Thymian ist ein immergrüner, bodenbedeckender Halbstrauch, der nur wenige Zentimeter hoch wird und auf kalkarmen, sandigen Böden gedeiht.
Manche niedrigen Bodendecker sind so anspruchslos, dass man sie sogar auf einem Dach mit dünner Erdauflage mehr oder weniger sich selbst überlassen kann, beispielsweise Sedumarten. (Foto in der Kleingartenanlage in Weihenstephan (Freising) gemacht).
Manche niedrigen Bodendecker sind so anspruchslos, dass man sie sogar auf einem Dach mit dünner Erdauflage mehr oder weniger sich selbst überlassen kann, beispielsweise Sedumarten. (Foto in der Kleingartenanlage in Weihenstephan (Freising) gemacht).

Bodendecker für schattigere Standorte
Waldsteinie (Waldsteinia ternata): bodenbedeckende, bis 80 cm hohe Staude mit gelben Blüten, die nährstoffreichen, durchlässigen Boden mag und kurzzeitige Trockenheit gut wegsteckt
Kleines Immergrün (Vinca minor): bis 15 cm hoher, bodenbedeckender Halbstrauch mit blauen Blüten, für nährstoffreichen Boden, der trocken bis feucht sein darf.
Wald-Storchschnabel (Geranium sylvaticum ‚Mayflower‘), 50 bis 60 cm hoch, blauviolett blühend für frischen Boden auch neben Gehölzen

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Mit der richtigen Pflanzenauswahl lässt sich viel Arbeit (und auch Wasser) einsparen. Wer sich dennoch unsicher fühlt und/oder beruflich viel unterwegs ist, kann sich möglicherweise mit anderen zusammentun oder jemanden für besondere Aktionen (wie beispielsweise den Rückschnitt im Frühjahr) engagieren.

Ihre Mietwohnung hat einen Schottergarten?

Vielleicht ist man aber auch in einem Haus oder einer Wohnung mit Schotterpisten-Vorgarten oder einem kahlen Hinterhof gelandet und hat nicht die Erlaubnis, die Mittel oder die Zeit diesen umzugestalten. Eine Möglichkeit der flexiblen Gestaltung, bei der Boden oder Bauteile nicht verändert werden müssen, ist die Gestaltung mit Pflanzen in Töpfen, Kübeln und anderen Pflanzgefäßen. Schon ein paar Akzente können das ganze Bild verbessern. Mit bepflanzten Kübeln und Töpfen lassen sich Eingänge einladend gestalten, Balkone in Kräuter- und Selbstversorgerparadiese, Duft- oder Schmetterlingsgärten, Hinterhöfe und Vorgärten in Bienenweiden und Vogelparadiese umwandeln. Mit einem „Topfgarten“ kann man sich künstlerisch, gestalterisch oder gärtnerisch austoben, auf jeden Fall sein Zuhause optisch und sogar klimatisch verbessern. Und wenn man wegzieht, kann man seine Lieblinge mitnehmen!

Die Bodendecker-Rose ‚Lavender Dream‘ macht sich nicht nur als Bodendecker gut, sondern gedeiht auch im Kübel, mit dem man alljährlich den Vorgarten oder den Eingangsbereich zur Blütezeit im Juni aufhellen kann.

Wie das Gärtnern in Töpfen, Kübeln und anderen Pflanzgefäßen auf Balkon, (Dach-)Terrasse, im Garten und anderswo ganz nach individuellem Geschmack und Vorlieben funktioniert, habe ich anfängergerecht in diesem Buch beschrieben.

Buchtipp Gärtnern in Töpfen - Garten, Terrasse, Balkon, Eingangsbereich - Werbelink Amazon.de

Gärtnern in Töpfen:*
Balkon und Terrasse mit Pflanzen gestalten*
Eva Schumann
Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart, 1. Auflage (2019)
Taschenbuch/Klappenbroschur, 128 S.,
86 Farbfotos, 3 Farbzeichungen, 17 Tabellen
ISBN 3-8186-0635-8



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Eichen-Prozessionsspinner – Vorsicht!

Der Eichen-Prozessionsspinner ist ein unauffälliger Nachtfalter, doch seine Larven sind gefürchtet – als Pflanzenschädling, aber vor allem als Auslöser einer Raupendermatitis. (Erstveröffentlichung im Gartenratgeber im August 2020**)

Eichen-Prozessionsspinner sind eine Gefahr für die Gesundheit, genauer gesagt, sind es die Brennhaare der Raupen, die ein Nesselgift absondern, weshalb regemäßig vor diesen gewarnt werden muss.

Verbreitung des Eichen-Prozessionsspinners

Lieblingsspeise des Eichen-Prozessionsspinners sind Eichenblätter. Auch wenn er von diesen oft nur die Blattrippen übrig lässt, überleben das die Bäume. (Bild zur kostenlosen Nutzung von analogicus (Tom) auf Pixabay)

Der Eichen-Prozessionsspinner (Thaumetopoea processionea) tritt vom südlichen Schweden bis zur iberischen Halbinsel und im Osten bis in den Süden Russlands und in Vorderasien auf. Er ist in ganz Deutschland verbreitet, am stärksten betroffen sind Berlin, Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen und Bayern, wo er Eichen in eichenreichen Wäldern, bevorzugt im trockenen Flachland, besiedelt. Einzelbäume an Straßenrändern, am südlichen Waldrand, in Parks und anderswo im urbanen Bereich sind ihm aber ebenfalls recht. Befallen werden verschiedene Eichenarten wie Stieleiche und Traubeneiche, nur bei Massenauftreten geht er auch an andere Gehölze, beispielsweise an Hainbuchen.

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Biologie des Eichen-Prozessionsspinners

Eichen-Prozessions gehören zur Familie der Zahnspinner und der Unterfamilie der Prozessionsspinner. Die Motten fliegen im August. Sie haben eine Flügelspannweite von bis zu 36 mm, wobei die Weibchen die größeren sind. Nach der Paarung legen diese ihre Eier in Eigelegen von ein- bis zweihundert, ein Millimeter großen Eiern an glatte, maximal fingerdicke Zweige im Kronenbereich ab. Ein Weibchen kann insgesamt bis zu 300 Eier produzieren. Nach nur wenigen Tagen Lebenszeit sterben die Falter.

Eichen-Prozessionsspinner-Falter 
(Bildurheber: Gyorgy Csoka, Hungary Forest Research Institute, Bugwood.org via Wikimedia  CC-BY-3.0-US)
Eichen-Prozessionsspinner-Falter
(Bild: Gyorgy Csoka, Hungary Forest Research Institute, Bugwood.org via Wikimedia, Creative Commons Attribution 3.0 United States)

In den Eiern entwickeln sich die Jungraupen, die im Ei überwintern. Sie schlüpfen im Mai des Folgejahres.

Die Larven (Raupen) sind zunächst grau, später haben sie eine dunkle Rückenlinie. Sie durchlaufen fünf bis sechs Larvenstadien und erreichen dabei eine Länge von etwa 5 cm.

Die gefürchteten Brennhaare mit Widerhaken und dem Nesselgift Thaumetopoein haben die Raupen ab dem dritten Larvenstadium (im Mai/Juni) – dies sind nicht die langen, gut sichtbaren Haare, die den Larven ein fluffig freundliches Aussehen geben, sondern winzige „Pfeile“ (0,1 bis 0,2 mm) mit Widerhaken. Diese Pfeile sitzen locker in Porenplatten auf so genannten Spiegeln. Im 3. Larvenstadium gibt es auf dem hintersten Segment ein erstes Spiegelfeld mit Porenplatten und Brennhaaren, im letzten, dem 6. Larvenstadium gibt es dann dicht mit Gifthaaren besetzte Spiegelfelder auf allen 8 Hinterleibssegmenten. Schon bei leichter Berührung fallen die Pfeile aus den Porenplatten und können an Kleidung haften oder vom Wind fortgetragen werden.

Die Raupen des Eichen-Prozessionsspinners lieben die Geselligkeit

Die Raupen des Eichen-Prozessionsspinners leben in Gruppen und gehen (nachts) wie eine Prozession, eine hinter der anderen, teilweise mehrspurig (flächige Raupenprozession), auf Wanderschaft.

Eichen-Prozessionsspinner-Raupen (Bild: Kleuske via Wikimedia, Lizenz CC BY-SA 3.0)
Eichen-Prozessionsspinner-Raupen (Bild: Kleuske via Wikimedia, Lizenz CC BY-SA 3.0)

Die Raupen ernähren sich von Blättern und lassen von diesen oft nur die Mittelrippen übrig. Trotzdem schadet ihr Fraß den Bäumen nur, wenn diese mehrere Jahre hintereinander stark befallen werden und/oder wenn andere schwächende Faktoren wie Hitze, Wassermangel, Krankheiten oder weiterer Schädlingsbefall dazukommen.

Die älteren Raupen leben tagsüber gesellig in Gespinstnestern, die bis zu einem Meter lang werden können. Diese Nester werden in dichten Gehölzbeständen vor allem im Kronenbereich und in lockeren, lichten Baumbeständen im Stammbereich angelegt. Sie sind voll mit Häutungsresten und den so gut wie unsichtbaren Brennhaaren sowie ihren Ausscheidungen. In diesen Gespinstnestern verpuppen sich die Raupen im Juni/Juli. Aus den Puppen schlüpfen einen Monat später die Falter der nächsten Generation. Sie fliegen Bäume im Umkreis von etwa 300 m an.

Vorsicht des Eichen-Prozessionsspinners: Gefahr für die Gesundheit

Die feinen Brennhaare der Raupen ab dem dritten Stadium enthalten das Eiweißgift Thaumetopoein. Sie lösen sich bei Berührung leicht von den Raupen und können dann auch durch Luftströmungen verteilt werden (bis zu 200 m weit!). Die alten Nester, in denen sich die älteren Raupen gehäutet haben, sind ebenfalls voll davon. Die Brennhaare haften an Kleidern und Schuhen. Sie dringen leicht in die Haut oder Schleimhäute ein und lösen dort eine Raupendermatitis aus: Es bilden sich Quaddeln, Hautentzündungen oder Knötchen ähnlich wie bei Insektenstichen. Das Einatmen der Brennhaare kann Husten, Asthma und Bronchitis auslösen. Manchmal kommen Schwindel, Fieber, Müdigkeit oder eine Bindehautentzündung dazu. Allergische Schockreaktionen sind selten, aber möglich.

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Wer in Kontakt kam und mit Atemnot und Asthma reagiert, sollte sofort einen Arzt aufsuchen. Wer nur juckende Hauterscheinungen oder Rötungen hat, sollte sichvon einem Hautarzt oder einer Dermatologin helfen lassen. In der Regel verschreibe diese Mittel gegen die Entzündung und das Jucken.Die Brennhaare verlieren erst nach 2-4 Jahren ihre allergene Wirkung, je nach Standort kann es sogar bis zu 10 Jahre dauern.

Fiese Verwandte des des Eichen-Prozessionsspinners

Der Eichen-Prozessionsspinner hat einige Verwandte innerhalb Europas und in den angrenzenden Regionen – sie können einem beispielsweise im Urlaub. Sie alle haben ebenfalls Brennhaare und können Raupendermatitis auslösen. Voneinander abgrenzen lassen sie sich am leichtesten anhand der Wirtspflanzen und des Verbreitungsgebietes:

Der Kiefern-Prozessionsspinner (T. pinivora) ist in Nordeuropa (Schweden, Finnland, Dänemark, Nordosten Deutschlands, Polen, Frankreich und Spanien verbreitet. Er bevorzugt trockene Kiefernwäldern auf sandigem Boden mit Kiefern (Pinus sylvestris, Pinus uncinata) im Alter von 30 bis 50 Jahren. Dort laben sich die nachtaktiven Raupen an den Nadeln. Tagsüber spinnen sie in Gruppen miteinander ihre Gespinste. Zur Verpuppung im Sandboden wandern sie in einreihigen Prozessionen. In Kiefernmonokulturen können sie bei Massenauftreten Schäden anrichten.

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Der Pinien-Prozessionsspinner (T. pityocampa) ist im Mittelmeerraum an allen Kiefernarten verbreitet. Man findet ihn auch in der Schweiz, in Niederösterreich, Ungarn und Südtirol. Er mag es warm und trocken, aber mit erhöhter Luftfeuchtigkeit (Meeresküste, Bachtäler etc.). Die Raupenprozessionen sind eher klein.

Der Pistazien-Prozessionsspinner (T. solitaria) kommt vor allem in heißen, trockenen Gebieten wie Anatolien, Zypern, Syrien, Israel und dem Libanon vor. Er ist für die Pistazienanbauer in diesen Regionen wirtschaftlich bedeutend. Weitere Wirtspflanzen für die Larven sind die Mittelmeerzypresse (Cupressus sempervirus) sowie Eschen (Fraxinus).

Die Gegenspieler des des Eichen-Prozessionsspinners

Natürliche Gegenspieler des Eichen-Prozessionsspinners sind Fledermäuse und Vögel, die die Falter fressen. Meisen wurden aber auch schon beim Verspeisen der Jungraupen beobachtet. Manche Vögel wie der Kuckuck vertragen dank ihrer robusten Magenwand auch Raupen mit Brennhaaren. Weitere Gegenspieler sind räuberische Insekten wie Puppenräuber-Käfer und verschiedene Wanzen sowie parasitische/parasitoide Insekten wie Raupenfliege oder Schlupfwespe.

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Eichen-Prozessionsspinner: Vorsichtsmaßnahmen und Bekämpfung

Ausgewiesene Befallsgebiete in Wäldern, Parks und öffentlichen Anlagen wie Schwimmbädern sollte man meiden. Sieht man Nester oder Raupen des Prozessionsspinners im Wald oder auf öffentlichem Grund ohne Warnschilder oder Absperrungen, so sollte man den Revierförster oder die Stadt- beziehungsweise die Gemeindeverwaltung informieren.

Bei Auftreten von Prozessionsspinnerraupen im eigenen Garten sollte man

  • angrenzende Fenster und Türen schließen
  • Kinder, Weide- und Haustiere fernhalten
  • Absperrbänder und Warnschild, falls Fremde/Gäste Zugang haben
  • Ist man mit Brennhaaren in Kontakt gekommen, sollte man sofort die Kleidung ablegen, duschen und Haare waschen und dann die Kleider ebenfalls waschen (60 °C).

Werden Sie nicht selbst gegen die Nester und Raupen tätig, fassen Sie nichts an und wirbeln Sie nichts auf. Fragen Sie beim Ordnungsamt oder Grünflächenamt, ob die etwas unternehmen oder ob Sie selbst einen Spezialisten (beispielsweise Kammerjäger) zur Entfernung der Nester und Raupen beauftragen müssen und wer die Kosten trägt. Je nach Höhe der Bäume und abhängig vom Standort muss zu deren Unterstützung möglicherweise auch die Feuerwehr anrücken.

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Die Bekämpfungsprofis haben verschiedene Möglichkeiten, wie sie die Raupen und Nester entfernen, ohne sich und andere zu gefährden oder die Umwelt zu belasten. Beispielsweise können sie die Nester vor dem Absammeln mit Sprühkleber umhüllen, damit sie nicht auseinanderbrechen und ihre Fracht an Brennhaaren freisetzen, oder sie mit einem Heißschaum aus Wasser, Mais- und Kokosstärke mittels eines Spezialgerätes einschäumen, wobei die Raupen sterben und die Brennhaare durch die Hitze ihre Giftigkeit verlieren – die toten Raupen rutschen vom Baum, wo sie als ungiftiges Vogelfutter liegen bleiben oder eingesammelt und auf den Kompost gegeben werden können. Andere Unternehmen setzen auf Spezialsauggeräte, mit denen sie die Raupen vom Boden und den Bäumen absaugen, und fahren die eingesammelte Fracht anschließend zu einer Verbrennungseinrichtung. Aber vor allem haben die Profis die notwendige Ganzkörper-Schutzkleidung und Atemschutzmasken, die sie vor den Brennhaaren schützen.

Stadien im Leben des Eichen-Prozessionsspinners
Die verschiedenen Stadien im Leben des Eichen-Prozessionsspinners: a Raupe, b Puppe mit Kokon. c Falter, d Stück eines Gespinnstballens nach einer der letzten Häutungen. (Bild: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Aufl. 1888, Bd. 16, S. 352; Gemeinfrei)

Damit es nicht so weit kommt, unterstützen Sie die Artenvielfalt im Garten und besonders die natürlichen Feinde der Prozessionsspinner: Hängen Sie für Vögel Nistkästen und für Fledermäuse Unterschlupfkästen auf. Pflanzen Sie auch heimische Gehölze und Stauden im Garten, die einen Wert für viele heimische Insekten (Blüten) und Vögel (Früchte) haben. Schaffen Sie, wenn Sie die Möglichkeit haben, unterschiedliche Lebensbereiche im Garten, beispielsweise ein Feuchtbiotop, aber auch Trockenrasen mit Wildblumen und Trockenmauern. Säubern sie die Staudenbeete nicht bereits im Herbst von jeglichem pflanzlichen Material, sondern warten Sie bis zum Frühjahr, wenn die neue Wachstumszeit beginnt. In und an den abgestorbenen Halmen und Pflanzenresten überwintern nämlich auch beliebte Schmetterlinge und viele natürliche Gegenspieler von Schädlingen.

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** Die Originalversion dieses Beitrages von mir erschien im August 2020 in der Fachzeitschrift Der praktische Gartenratgeber des Obst- und Gartenbauverlages München. Der Obst- und Gartenbauverlag München ist der Verlag des Bayerischen Landesverbandes für Gartenbau und Landespflege e. V. und unterstützt mit fachbezogenen Angeboten die Arbeit der Obst- und Gartenbauvereine.

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Kompost ausbringen

Kompost – genauer gesagt: reifer Gartenkompost – ist das Ergebnis der Kompostierung von Garten- und Küchenabfällen. Kompostieren kann man in einem Kompostbehälter, auf einer Kompostmiete (Komposthaufen) und direkt auf der Fläche. Wenn der Platz im Kompostbehälter zu eng wird oder der Platz nicht reicht, kann man auch ein Hochbeet bauen und darin kompostieren, während oben drüber die Pflanzen wachsen. Bei der Kompostierung (Zerkleinerung durch Bodenlebewesen, Verrottung/Zersetzung) verwandeln sich die Abfälle in organische Bodensubstanz und Humus, mit denen man düngen, den Boden verbessern oder auch eigene Blumenerdemischungen herstellen kann. Aber wie viel von dem wertvollen Kompost soll man wo im Garten ausbringen (zuletzt aktualisiert 2023, Erstveröffentlichung 2012)

Noch sind die Gartenabfälle auf dem Komposthaufen nicht verrottet, aber bald wird daraus ein nährstoffreicher Bodenverbesserungsstoff und Dünger. Aber wie viel darf man davon wo ausbringen?

Gartenkompost enthält im Durchschnitt 1 % Stickstoff, 0,7 % Phosphat, 0,8 % Kaliumoxid, 1,4 % Magnesium und 7,5 % Kalk in der Trockenmasse (siehe unten „Leitfaden zur Kompostierung im Garten“). Zum Vergleich: Organische oder organisch-mineralische Volldünger für den Garten aus dem Handel (Beispiele) enthalten

  • Hauert Hornoska spezial (Hauert): 8 % Stickstoff, 3 % Phosphat, 10 % Kaliumoxid, 3 % Magnesium
  • Azet Veggie Dünger (Neudorff): 5 % Stickstoff,3 % Phosphat, 6 % Kaliumoxid
  • AzetTomatenDünger (Neudorff): 7 % Stickstoff, 3 % Phosphat,  10 % Kaliumoxid
  • Engelharts Gemüsedünger Sti-p-Ka (Ludwig Engelhart): 7 % Stickstoff, 4 % Phosphat, 8 % Kaliumoxid

Die Nährstoffkonzentration ist im Gartenkompost zwar niedriger als in einem gekauften Dünger, aber doch beachtlich – außerdem bringt man größere Mengen als vom gekauften Dünger aus.

Damit man seine Pflanzen aber nicht überdüngt, sollte man – wie bei jedem anderen Dünger auch – darauf achten, dass man nur so viel an Nährstoffen ausbringt, wie die Pflanzen verwerten können. Manchen Überschuss kann der Boden zwar speichern, anderer aber wird bei bestimmten Temperatur- und Feuchtigkeitsverhältnissen und abhängig von der Bodenbedeckung frei und dann ins Grundwasser gespült. Phosphat beispielsweise kann sich im Gartenboden anreichern beziehungsweise ist der Gehalt in vielen Gemüsegärten bereits durch jahrelange hohe Mistgaben erhöht. Stickstoff reichert sich zwar nicht so an, aber er wird bei warmer, feuchter Witterung mineralisiert und dann mit dem Regen oder dem Gießen ins Grundwasser ausgeschwemmt – und das ist ebenfalls nicht wünschenswert! Zu viel hilft beim Düngen nicht, sondern kann Pflanzen und Umwelt schaden – auch wenn der Dünger organisch ist!

Im Idealfall lässt man sowohl den Gartenboden als auch den Kompost in einem Labor untersuchen und errechnet mittels Verbrauchslisten, wie viel Kompost ausgebracht werden sollte. Doch da man dies für jeden Nutzungsbereich des Gartens extra machen müsste, macht dies kaum ein Hobbygärtner, sondern man orientiert sich an pauschalen Empfehlungen, mit denen der Phosphatbedarf gedeckt ist. Damit die Pflanzen dann auch genügend Stickstoff bekommen (wichtig für das Wachstum), wird mit Stickstoff-Düngern ohne Phosphat bedarfsgerecht nachgedüngt, beispielsweise mit Hornspänen oder Schafwollpellets.

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Wie viel Kompost ausbringen pro Jahr?

Hier finden Sie eine Übersicht „Bei welcher Gartennutzung darf man wie viel Kompost ausbringen“. Die Angaben gelten, wenn nicht besondere Vorkehrungen gegen Auswaschung etc. getroffen werden (wie bei der No-Dig-Methode: Gärtnern ohne Umgraben mit permanenter Bodenbedeckung, Schutz und Förderung der Bodenlebewesen und Erhöhung des beständigen Humusgehaltes).

  • Pflanzen, die gar nicht mit Kompost gedüngt werden
    0 l Kompost/m² ausbringen bei Steingartenpflanzen, mageren Blumenwiesen und kalkunverträglichen Pflanzen (z. B. Enzian)
  • Pflanzen, die wenig Kompost erhalten
    1 l Kompost/m² ausbringen bei schwachzehrenden Gemüsearten wie Radieschen, Feldsalat, Gartenkresse oder andere Kräuter, außerdem bei Rosen, Zier- und Obstgehölzen, schwachwüchsige Stauden, „fetten“ Blumenwiesen, Blumenzwiebel- und Knollengewächsen
  • Pflanzen mit einem mittleren Bedarf an Kompost
    2 l Kompost/m² ausbringen bei mittelstarkzehrendem Gemüse wie Kohlrabi, Lauch, Mangold u. a., bei starkwüchsigen Stauden und Rasen
  • Pflanzen, die mehr Kompost bekommen
    3 l Kompost/m² ausbringen bei starkzehrendem Gemüse wie Artischocken, Tomaten, Gurken, Kohl, Zucchini und Mais.

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Kompost ausbringen im Garten

Kompost eignet sich als Dünger und Bodenverbesserungsmittel für Rasen, Gehölze, Stauden, Blumen und Gemüse. 1 l Kompost/m² entspricht einer Schichtdicke von 1 mm. Das lässt sich am ehesten noch mit den Händen oder einer kleinen Gartenschaufel dosieren.

Bei einer Gartenneuanlage auf einem mageren Boden können vor der Begrünung zur Verbesserung des Bodens einmalig bis zu 50 l Kompost/m² ausgebracht und eingearbeitet werden.

Für die Bodenverbesserung eignet sich halbreifer Kompost besser als reifer, abgelagerter Kompost – denn so bekommen die Bodenlebewesen (Regenwürmer, Mikroorganismen etc.) etwas zu futtern und vermehren sich – was für den Boden und die Bodenfruchtbarkeit gut ist. Doch wer halbreifen Kompost einsetzt, muss besonders darauf achten, dass er keine kranken Pflanzenteile und erst recht keine tierischen Abfälle (auch keine Eierschalen) auf den Kompost gibt.

Geht es eher um die Düngung (Rasenpflege, Herstellung von Blumenerde), dann ist gesiebter, reifer Kompost besser geeignet, denn die Nährstoffe sind schneller verfügbar und es sind keine gröberen Bestandteile enthalten, die Pflanzen behindern oder dem Rasenmäher schaden könnten.

Kompost zur Herstellung von Blumenerden

Für die Herstellung von Blumenerden wird gesiebter Kompost mit Gartenerde, Sand und Holzfaserstoffen oder anderen Zutaten gemischt. Bei Anzuchterden sollte der Kompostanteil unter 20 Volumenprozent betragen (1/5 der Menge). Für die Balkonbepflanzung darf der Kompostanteil bis zu 50 Volumenprozent (1/2 der Menge) betragen – Ausnahme sind kalkempfindliche Pflanzen wie Petunie, Zitrus und Bougainvillea (Kompost maximal 1/3 der Menge).

Richtig kompostieren

Kompost ist ein wertvoller Dünger und Bodenverbesserungsstoff – wenn die Zutaten bei der Kompostierung stimmen. Für den Gartenkompost sehr gut geeignet sind:

  • Pflanzenteile von Pflanzen aus dem eigenen Garten
    Grasschnitt, Schnittabfälle von Gehölzen, Laub, Reste von Gemüse, Blumen, Stauden etc.
  • Pflanzliche Abfälle aus der Küche
    Gemüse- und Obstabfälle
  • Zugekaufte organische Strukturbildner
    Wenn man nicht genügend grobes Material für die Strukturbildung hat, kann man gehäckseltes Stroh, unbehandelte Rinden- und Holzabfälle hinzufügen

Kompostwirtschaft ist nachhaltig. Durch die Kompostierung von Garten- und Küchenabfällen tut man etwas für die Umwelt, das Klima, die Artenvielfalt und für das eigene Portemonnaie. Diese Art „Abfall-Recycling“ trägt zum Schutz der Moore bei, denn es muss weniger Torfabbau betrieben werden, es reduziert auch den Energieverbrauch, weil weniger Dünger produziert und verteilt werden muss und man hat weniger Kosten für die Abfallentsorgung (kleinere Biotonne). Man sollte trotzdem nicht alles, was an organischem oder natürlichem Material anfällt, auf den Kompost geben.

Weniger gut für den Kompost geeignet sind gekaufte (und oft mit Pestiziden behandelte) Schnittblumen und Topfpflanzen sowie Schalen von Zitrusfrüchten (Pestizidrückstände) – außer solche in Bio-Qualität. Altpapier gehört auch nicht auf den Kompost – aber geringe Mengen (Papier-Mülltüte bzw. Altpapier zur Auskleidung des Bio-Abfalleimers in der Küche) schaden nicht. Auch Kaffeesatz und Teereste sollten wegen des hohen Zink- und Kupfergehaltes nur in kleinen haushaltsüblichen Mengen auf den Kompost.

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Nicht geeignet für die Kompostierung sind Altpapier in größeren Mengen, stark belastete Gartenabfälle (beispielsweise Schnittabfälle von Hecken neben einer stark befahrenen Straße), Windeln, gebrauchte Taschentücher, Kleintierstreu, Staubsaugerbeutelinhalte, Asche (enthält Schwermetalle in hoher Konzentration, auch Holzasche). Auch auf gekochte Essensreste, Fleisch, Wurst, Fisch, Brot, Schalen, Teigwaren, rohe Eier sollte man verzichten – sie ziehen Ratten an und können (beispielsweise mittels Fliegen) Salmonellen und andere Krankheitserreger verbreiten. Lieber in die Biotonne als auf den eigenen Kompost sollte man kranke Pflanzen (beispielsweise mit Kraut- und Braunfäule befallene Tomaten oder Kartoffeln) sowie samende Unkräuter und Wurzelunkräuter geben – die Temperaturen eines Gartenkomposthaufens reichen nicht, um die Schaderreger abzutöten.

Wichtiger Tipp zur Kompostierung:
Eine gute Verrottung benötigt Sauerstoff. Deshalb werden grobe und feine Bestandteile miteinander vermischt (beispielsweise Grasschnitt mit Holzschnittabfällen).

Quellen und weitere Informationen:

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Social Media: Sind Beauty-Gurus geldgierig und lügen Influencer für Geld?

Die Beauty-Community ist nicht nur durch die öffentlich in Social Media ausgetragenen Dispute einiger Top-InfluencerInnen in die Schlagzeilen geraten, sondern nun wird ans Licht gebracht, was sich angeblich hinter den Kulissen der Schönheitsindustrie abspielt – und vermutlich nicht nur hinter den Kulissen dieser Branche. Dazu soll auch Negativwerbung, Schlechtmachen des Konkurrenten gegen Bezahlung, gehören. (Meinungsbeitrag**, Erstveröffentlichung 31.1.2018, aktualisiert 2.2.2023)

Beauty-Gurus und andere InfluencerInnen vertrauen


Top oder Flop – viele KonsumentInnen verlassen sich bei Kaufentscheidungen auf die Meinung ihrer Vorbilder in Social Media. Doch die Beauty-Gurus und andere InfluencerInnen stehen immer wieder in der Kritik.

Top-Beauty-InfluencerInnen oder deren AgentInnen/ManagerInnen können für inhaltliche Werbung auf ihren Kanälen bei YouTube, Instagram & Co. hohe Preise aushandeln. Wie viel genau das pro „Brand Deal“ (vertragliche Werbevereinbarung mit einer Marke, beispielsweise Sponsorship für einen Content-Beitrag bei YouTube oder TikTok) ist, hängt von der Zahl ihrer Fans, vom Ruf des Beauty-Influencers und mehr ab. Nun wurden Zahlen lanciert: 25.000 US-Dollar sind angeblich für einen Top-Beauty-Guru dafür drin, ein Produkt zusammen mit anderen in einem Video zu erwähnen (Beispiel: Neuheitenvorstellung), 60.000 und mehr US-Dollar, wenn der ganze Beitrag nur diesem einen Produkt oder der einen Marke gewidmet ist. Zusätzlich gibt es noch Prozente am Verkauf, wenn die Fans einen Werbelink (Affiliate-Link) oder einen Code nutzen. Nachtrag: Jeffree Star spricht 2023 anlässlich eines Skandals bei TikTok sogar von Sponsorship-Verträgen mit Zahlungen von mehr als 200.000 US-Dollar, von denen er weiß. Jeffree Star selbst macht allerdings grundsätzlich keine Make-up-Reviews gegen Geld, um seine Glaubwürdigkeit zu erhalten. Sein Einkommen stammt aus seinem eigenen Make-up-und Beauty-Unternehmen Jeffree Star Cosmetics (JSC) und anderen Geschäftsfeldern (Killer Merch, Star Yak Ranch, Jeffree Star Pets und anderes).

Wie YouTuber und andere Influencer Geld verdienen
Ab einer bestimmten Anzahl Abonnenten und Video-Abrufen können InfluencerInnen bei YouTube Werbeeinnahmen verdienen. Dazu spielt YouTube Adsense-Werbung ein und gibt dem/der YouTuberIn einen Anteil an den Einnahmen (sowohl YouTube als auch Google Adsense gehören zur börsennotierten amerikanischen Holding namens Alphabet, früher Google LLC).
Hat sich ein Influencer/YouTube-Kanal eine für Firmen interessante Reichweite erarbeitet und bespricht deren Produkte, geben ihm manche Unternehmen einen Code. Bei Code-Verwendung während einer Bestellung erhalten je nach Vereinbarung entweder nur die Kunden einen Rabatt oder auch der Influencer eine Provision.
Eine weitere Möglichkeit, als YouTuber Geld zu verdienen, ist eine Partnerschaft mit Amazon und als Affiliate-Partner anderer Unternehmen – die Partnerlinks/Werbelinks findet man dann in der Videobeschreibung. Bei einer Bestellung über den Werbelink erhält der Content Creator (wie auch Blogger und Vlogger) eine kleine Werbeprovision.
Vor allem reichweitenstarke, aber auch auf Nischen spezialisierte YouTuber bekommen von Unternehmen Brand Deals (gesponserte Content-Beiträge) angeboten. Vertraglich kann alles Mögliche vereinbart werden – von der bloßen Erwähnung des Markennamens bis zum Themen-Video, das die Produkte des Unternehmens in den Mittelpunkt stellt.
Wichtig ist, dass alle Werbelinks und Werbevereinbarungen als solche transparent gemacht werden (Werbung, Anzeige, Werbelink, Affiliate-Code etc.), denn sonst ist dies Schleichwerbung (Unlauterer Wettbewerb) – und wenn Zuschauer oder Mitbewerber das herausfinden, ist nicht nur das Vertrauen und damit der Ruf dahin, sondern kann auch teuer werden.
Bekannte Beauty-InfluencerInnen/YouTuberInnen bekommen manchmal Kooperationen für gemeinsame Produkte von Unternehmen angeboten, bei denen sie mehr oder weniger viel Einfluss nehmen können und mehr oder weniger gut am Erfolg beteiligt oder mit einer Pauschale abgespeist werden.
Wer eine große Reichweite und keine Angst vor eigenem Unternehmertum hat, kann gleich selbst ein Unternehmen gründen, wie Jeffree Star es tat (Jeffree Star Cosmetics) und damit zum Make-up-Mogul wurde, der weltweit seine Fans und KundInnen hat (in Deutschland kann man Jeffree-Star-Produkte beispielsweise online bei Douglas* oder im Nicht-EU-Ausland bei Beautylish (USA) oder Beauty Bay (UK) bestellen).
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Nun ist die Empörung einiger groß, die Beauty-Gurus seien unverschämt und geldgierig. Aber ist das wirklich so?

Ein Preis ergibt sich aus Angebot und Nachfrage. Es gibt nur wenige Top-Influencer – englischsprachige Top-Beauty-YouTuber/InstagramerInnen haben ungefähr fünf bis über fünfzehn Millionen Fans – das dürften derzeit kaum mehr als 10 bis 15 Make-up-KünstlerInnen sein. Je nach Persönlichkeit und Ansehen des Beauty-Gurus und wofür die Person steht, der tatsächlichen Reichweite („Views“ pro Beitrag), den durchschnittlichen Reaktionen auf dessen Beiträge (Anzahl „Likes“, Kommentare, ob Aufnahme in YouTube-Trends etc.), dem zu bewerbendem Produkt, dessen Marge, Fan-/Zielgruppenüberschneidung etc. kann sich eine Ausgabe in den oben genannten Dimensionen für größere Marken aus der Beauty-Industrie durchaus lohnen, schließlich erreichen sie über die Top-Beauty-Gurus viele Millionen Fans – oft auch in Nischen, die sonst schwer erreichbar sind -, und diese Fans vertrauen ihren Idolen meist mehr als der Werbung der Marken.

Tatsächlich ist die Zusammenarbeit mit InfluencerInnen für Unternehmen meist viel günstiger als es herkömmliche Medienkampagnen sind.

Ich verstehe zwar den Frust kleinerer Kosmetikmarken, wenn sie von den (angeblichen) Preisen der Beauty-Gurus hören, weil sie sich solche Werbeaktionen mit ihrem kleineren Budget nicht leisten können, aber es kann sich auch nicht jede kleine Schneiderei eine Anzeige wie Louis Vuitton, Versace oder Chanel in der Vogue leisten – kleine Unternehmen müssen jetzt, da Social Media für die Beauty-Branche so wichtig geworden ist und auch die großen Kosmetik-Konzerne dort mitmischen, auf dem Markt anders punkten, beispielsweise mit Originalität und Witz auffallen oder eben mit kleineren spezialisierten InfluencerInnen zusammenarbeiten, vielleicht auch junge, aufstrebende Make-up-ArtistInnen, deren Visionen sich mit ihrer Marke decken, fördern.

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Einige kleine Make-up-MarkenbesitzerInnen jammern öffentlich über die Entwicklung der Preise und bemitleiden sich selbst, obwohl sich in der Regel nicht nur die Preise der InfluencerInnen sondern auch deren jeweilige Reichweite in den letzten Jahren vervielfacht hat).

Erfrischend realistisch und die verschiedenen Perspektiven berücksichtigend reflektiert dagegen Jennifer Gerard, CEO von Gerard Cosmetics, die 2010 aus ihrem mobilen Zahnaufhellungsservice ein Kosmetikunternehmen machte, das inzwischen ein umfangreichem Beauty-Sortiment hat und international versendet.

Natürlich sind auch manche Make-up-KünstlerInnen alter Schule aufgebracht, wenn sie von solchen Forderungen hören, denn die Social-Media-„Emporkömmlinge“ schnappen ihnen möglicherweise lukrative Aufträge als MarkenbotschafterInnen (Brand Embassadors) und anderes weg – allerdings habe ich noch nie davon gehört, dass eine Modemarke einen Beauty-Guru aus dem Internet für das Schminken von Models für den realen Laufsteg auf Schauen engagiert hat (Nachtrag: Ende 2018 wurde YouTube-Beauty-Guru Nikkietutorials aus den Niederlanden von Pat McGrath, der laut Vogue einflussreichsten Make-up-Künstlerin der Welt, zur Versace Fashion Show in Mailand hinter die Kulissen eingeladen – aber nur zum Gucken, nicht zum Schminken).

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Aber vermutlich geht ein Teil von Kampagnen-Budgets nun an Social-Media-Beauty-Gurus und diese bekommen wegen ihrer Bekanntheit spannende Kooperationen angeboten, beispielsweise für die Zusammenstellung von Pinsel- oder Kosmetikprodukte-Sets mit ihrem Gesicht und Namen auf der Packung. Das mag sich für manche ungerecht anfühlen und ist es auch – so ungerecht, wie es die Erfindung des Autos oder der Eisenbahn für die Pferdekutschenbetreiber war. Aber die Welt ändert sich nun mal und jeder muss sich dem anpassen – was sich manchmal im Nachhinein sogar als Gewinn entpuppen kann. (Nachtrag 2023: Inzwischen haben viele Maskenbildner und Celebrity-Make-up-Künstler ihre eigenen Kanäle bei YouTube und anderswo in Social Media. Wie in anderen Branchen gehört das heutzutage zur professionellen Selbstvermarktung und wird manchmal auch zum zweiten oder sogar ersten beruflichen Standbein Selbstständiger.)

Bleiben Sie daher grundsätzlich kritisch gegenüber allem, was Ihnen weisgemacht werden soll und wählen Sie sowohl die Marken als auch die Social-Media-InfluencerInnen Ihres Vertrauens sorgfältig!

The Secrets of the Beauty World (YouTube-Kanal Shane mit Jeffree Star und dem Team von Jeffree Star Cosmetics)


InfluencerInnen, die von Agenturen vertreten werden, die hinter ihrem Rücken Unternehmen Angebote für Werbung ohne Kennzeichnung oder gar Negativwerbung unterbreiten, sollten die Agentur feuern.

Unternehmen, die mit InfluencerInnen zusammenarbeiten wollen, sollten nicht nur auf den Preis und die Anzahl der Fans gucken, sondern auch darauf, ob die Fanzahl organisch gewachsen ist und nicht etwa Fans gekauft wurden, ob die Fans sich mit der eigenen Zielgruppe decken, auf das Image der InfluencerIn oder des Influencers, auf die Abrufzahlen für Beiträge und anderes mehr.

* Werbelink: Buchabbildungen und mit Sternchen versehene Links sind Werbelinks. Sollten Sie etwas auf der Zielseite kaufen, erhalte ich unter Umständen eine winzige Provision.
** Im Artikel werden Marken erwähnt. Dafür gab es weder eine Bezahlung noch eine andere Gegenleistung.

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